Hamburg. Gangsterrapper postet Foto mit Hamburger Dragqueen und Regenbogen. Es folgen Hasskommentare und Gegenreaktionen.

Die bekannte Hamburger DragqueenOlivia Jones sieht sich seit dem Wochenende im Auge eines Shitstorms. Zielscheibe ist allerdings in erster Linie Deutschrapper Fler, der nach dem Abschlusskonzert seiner diesjährigen Tour am Sonnabend in der Großen Freiheit 36 auf seinen Social-Media-Kanälen ein gemeinsames Foto mit der Entertainerin aus St. Pauli postete. Das Bild stellte der Musiker kommentarlos ein – bis auf ein Emoji einer Regenbogenflagge.

Das Symbol der schwul-lesbischen Community sowie Menschen verschiedener sexueller Orientierungen (LGBTQIA*) rief prompt etliche Follower des Rappers auf den Plan, die den Instagram-Beitrag mit homophoben und transfeindlichen Beschimpfungen oder rechten Verschwörungstheorien bedachten. „Was soll diese Flagge und dieses Bild. Was ist los mit dir Bro?? Du bist ein gestandener und stabiler Mann. Was soll dieses verdammte Bild????? Ich bin maßlos enttäuscht!!!!!!!!!!“, lautete einer der noch harmloseren an den Gangsterrapper gerichteten Kommentare.

Shitstorm für Foto mit Olivia Jones – Fler reagiert

Das Foto kommt durchaus überraschend, nachdem Fler in der Vergangenheit – wie so viele seiner Zunft – eher mit einer homophoben Einstellung aufgewartet hatte. Gleichwohl wollte der 41 Jahre alte Berliner (bürgerlich: Patrick Losenský) die Entgleisungen seiner Fans unter seinem aktuellen Statement im Rahmen des „Pride Month“ nicht unkommentiert stehen lassen.

„Schlimm zu sehen, wie Leute in meinen Kommentaren abgehen“, schrieb Fler. „Ich supporte keine Agenda, keine Partei oder sonst was! Ich represente mich und Hip-Hop!“ Für ihn sei jeder Mensch gleich. Eine Botschaft, die wiederum unter anderem bei Schlagerstar Patrick Lindner gut ankam.

Deutschrapper Fler hatte sich in der Vergangenheit eher für Rechte für Machos als für homo- oder transsexuelle Menschen ausgesprochen.
Deutschrapper Fler hatte sich in der Vergangenheit eher für Rechte für Machos als für homo- oder transsexuelle Menschen ausgesprochen. © Olaf Wagner | Imago

Olivia Jones bezieht Stellung zu Foto mit Fler

Auch Olivia Jones reagierte mit einer Stellungnahme, nachdem sie den Hip-Hopper zuvor bereits für seinen Post gelobt hatte („Fettes Respekt aus St. Pauli, Digga, von der ganzen Olivia-Jones-Familie für diesen Move! Schön, dass es jetzt auch im Deutschrap noch bunter wird“).

„Was bei Fler im Kommentarbereich passiert, ist leider ein Paradebeispiel für zunehmenden gesellschaftlichen Sprengstoff“, schrieb die 53-Jährige (bürgerlich: Oliver Knöbel) in der Nacht zum Montag auf Instagram.

„Gerade jetzt zur Pride Saison. Gerade zur jetzt veröffentlichten Studie, die weit verbreitete Homophobie und Frauenfeindlichkeit unter jungen Männern offenlegt“, schrieb die Travestiekünstlerin weiter: „Ein Drittel der jungen Männer findet heutzutage auch Gewalt gegenüber Frauen vertretbar, um sich Respekt zu verschaffen. Klingelt’s?!“

Olivia Jones über LGBTQ-Rechte: „Es geht um mehr“

Mit ihrem Projekt „Olivia macht Schule“, bei dem Mitglieder ihrer „Familie“ in Schulen und Kitas als Toleranzbotschafter auftreten, mache sie auf eben jene Probleme aufmerksam, die sich durch einen Shitstorm wie den aktuellen immer wieder neu offenbarten.

„Es geht beim Kampf für LGBTQ-Rechte um mehr“, so Olivia Jones: „Homophobie, Trans- und Frauenfeindlichkeit sind oft dieselbe Schattenseite einer Medaille. Hass gegen Schwule und Lesben geht meist mit einem antiquierten Frauen- und Männerbild Hand in Hand. Das zeigt auch die erschreckende Entwicklung in den USA.“

Olivia Jones will weiter mit Fler kooperieren

Schuld sei ein „toxisches Männlichkeitsideal, ein Rollenverständnis wie aus der Steinzeit, das leider wieder populärer wird“. Dagegen gelte es nun anzukämpfen, wofür Olivia Jones Fler auch künftig auf ihre Seite ziehen möchte. Eine erste Anfrage für einen gemeinsamen Song hat die Dragqueen bereits gestellt. „Wir hätten da ne super Idee, gegen die dieser Shitstorm ein lauer Furz wär“, schrieb sie an Fler gerichtet.

Der Rapper wiederum schloss seine Antwort auf die Hasskommentare mit folgendem Fazit: „Eine Sache habt ihr alle gemeinsam: egal ob Ausländer, Deutscher, schwul oder lesbisch oder sonst was. Ihr seid alle schon einmal nicht mit mir klargekommen! Und darum seid ihr alle gleich für mich! Mensch ist Mensch!“