Hamburg. Das Falschgeld des 29-Jährigen gelangte sogar bis nach Bayern. Zahlen haben sich in Hamburg verdoppelt. So gehen die Täter vor.
Die ersten „Blüten“ tauchten in Hamburg-Billstedt auf. Es folgte Falschgeld, das in den umliegenden Stadtteilen, dann im Hamburger Umland und schließlich sogar in Bayern sichergestellt wurde. Dass alle „Blüten“ von einem Täter stammten, zeigte die Nummer auf den kopierten Scheinen – denn diese war überall gleich.
Schließlich wurde der Fälscher gefasst. Dabei handelte es sich um einen 29-Jährigen aus Jenfeld. Nachdem der Mann in U-Haft gekommen war, „normalisierte“ sich der Umlauf des Falschgeldes wieder. Der 29-Jährige ist dafür verantwortlich, dass in Hamburg im vergangenen Jahr – völlig gegen den Trend im Rest Deutschlands, wieder mehr Falschgeld sichergestellt wurde als 2021.
Falschgeld: Polizei Hamburg zog 4786 „Blüten“ aus dem Verkehr
Die Zahlen haben sich 2022 nahezu verdoppelt, da nur durch diesen einen Täter mehr als 1000 „Blüten“ in Umlauf gebracht wurden – zumeist 20-Euro- und 50-Euro-Scheine. Als die Polizei den Mann festnahm, entdeckten die Beamten in seiner Wohnung unter anderem die echten Scheine, die als Vorlage für die Kopien dienten. Damit gingen ein Drittel der in Hamburg sichergestellten Euro-Noten auf das Konto des 29-Jährigen.
Im Jahr 2022 bearbeitete die Fachdienststelle im Landeskriminalamt 3098 Falschgeldfälle. 4786 „Blüten“ zog die Polizei aus dem Verkehr – davon waren 3010 Euro-Noten. Falschgeld sei zu einem „Amateur-Delikt“ abgestiegen, so Kriminalhauptkommissarin Martina Stelle vom LKA 531, das für Falschgeld und Skimming zuständig ist. Den „Einbruch“ bei diesem Delikt brachte Corona – weil Kneipen geschlossen waren und Veranstaltungen, wie Weihnachtsmärkte und Straßenfeste, abgesagt wurden.
Falschgeld – die meisten Täter bestellen es im Darknet
Zwar zog die Zahl der Falschgeld-Delikte in Hamburg nun wieder an. Aber das Niveau der früheren Jahre – davon gehen Experten aus – wird nicht wieder erreicht. Der Grund: Bargeld hat an Bedeutung verloren. Junge Leute setzen lieber auf Kartenzahlung. Täter verlegen sich lieber in Betrugsbereiche über das Internet, weil sie damit den direkten Kontakt zum Opfer, dem sie das Falschgeld andrehen wollen, vermeiden.
Fälscherwerkstätten, in denen auf Druckmaschinen hochwertige Banknoten imitiert werden, sind heute eher etwas für Gangsterfilme und spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Ohnehin sei Deutschland, wie Stelle sagt, „kein Fälscherland“. Der 29-Jährige ist eine Ausnahme. Die meisten Täter bestellen sich Falschgeld im Darknet und gehen damit auf Tour. Ziel ist es dann, mit falschen 20-Euro- oder 50-Euro-Scheinen kleine Beträge zu bezahlen, um an das echte Wechselgeld zu kommen.
Falschgeld: größere Scheine bei Käufen über eBay-Kleinanzeigen
Das passiert vor allem abends in Kneipen oder bei Veranstaltungen – überall dort, wo viele Kunden sind und die Kassierer unter Druck stehen und nicht ihre ungeteilte Aufmerksamkeit der Echtheit der überreichten Banknote widmen können.
Größere Scheine, wie 100er- oder 200er-Noten, werden bei Käufen beispielsweise über eBay-Kleinanzeigen in Umlauf gebracht. Der Interessent holt ein angebotenes Handy an der Haustür ab und gibt dem Verkäufer Falschgeld. Meistens passiert das abends bei schummrigem Licht. Um den Kontakt kurz zu halten, wird vorgegaukelt, dass man im Halteverbot stehe oder ein Freund mit laufendem Motor im Auto warte.
„Filmgeld“ ging eine Zeit lang „wie geschnitten Brot“
Ein echtes Problem war eine Zeit lang sogenanntes „Filmgeld“. Das sind nachgemachte Banknoten, die offiziell für Film- und Fotoproduktionen oder bei Theateraufführungen eingesetzt werden sollen und auch entsprechend gekennzeichnet sind. Das optische Erscheinungsbild ist aber so gut, dass sie schnell mal als echt durchgehen.
Bestellt wird auch dieses „Fake-Geld“ über das Internet – meistens kommt es aus China. „Eine Zeit lang ging solches Filmgeld wie geschnitten Brot“, sagt Stelle. Überhaupt spielt China beim Fälschen eine große Rolle. Auch Hologrammstreifen oder andere nachgeahmte Sicherheitsmerkmale auf Banknoten, die über das Darknet gehandelt werden, stammen auffallend oft aus China.
Polizei Hamburg: Falschgeld-Täter eher jünger und männlich
Die Falschgeld-Täter, mit denen das Hamburger LKA zu tun hat, sind meistens eher jünger. Bei 184 Verfahren im vergangenen Jahr waren von den 107 Tätern 25 Jugendliche – überwiegend männlich. Nur 14 Frauen hatten Falschgeld als Zahlungsmittel eingesetzt und waren erwischt worden. Bei den 64 Verfahren wegen Herstellung von Falschgeld war bei den 31 ermittelten Tatverdächtigen gar keine Frau dabei.
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Strafbar, und das gleich als Verbrechen, ist sowohl die Herstellung als auch die Nutzung von Falschgeld als Zahlungsmittel. Hat man nicht geahnt, dass man Falschgeld hat, macht man sich nicht strafbar. Die „Blüte“ wird einfach eingezogen. Ersatz bekommt man nicht. Hier gilt: „Den Letzten beißen die Hunde.“
Meistens ist der Verlust zu verschmerzen, weil es in der Regel einzelne 20-Euro- oder 50-Euro-Scheine sind, die so aus dem Verkehr gezogen werden. Es gibt aber auch Fälle, in denen Täter Gebrauchtwagen mit Falschgeld bezahlt haben, für die mehrere Tausend Euro aufgerufen wurden. Der beste Schutz ist daher, überhaupt nicht erst auf Falschgeld hereinzufallen. Euro-Noten haben ausgefeilte Sicherheitsmerkmale, die von Serie zu Serie verbessert werden. Die genauen Sicherheitsmerkmale werden auf der Internetseite der Bundesbank beschrieben.