Hamburg. Zahl der Gewalttaten ist am Hamburger Hauptbahnhof bundesweit am höchsten. Wo es sonst in der Republik noch gefährlich ist.

In keinem anderen deutschen Bahnhof werden so viele Gewalttaten begangen wie im  Hamburger Hauptbahnhof. Im Bereich der Gewaltdelikte lag Hamburg im vergangenen Jahr auf Rang 1 vor Hannover und Nürnberg. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hervor, die dem Abendblatt vorliegt. Dabei geht es aber nur um die absoluten Zahlen, nicht um die Relation zur Zahl der Fahrgäste. Hamburg hat das größte Fahrgastaufkommen bundesweit.

Insgesamt gab es 2022 exakt 23.110 Gewaltdelikte an deutschen Bahnhöfen, ein sprunghafter Anstieg im Vergleich zu 2021, als die Zahl noch bei 16.679 lag. Darunter fallen unter anderem Körperverletzungen bis hin zu Tötungsdelikten. Genaue Zahlen für Hamburg wurden nicht genannt. Durch die vielen Schutzmaßnahmen wegen der Corona-Pandemie sind die Daten nur schwer vergleichbar.

Bei Verbrechen wie Eigentumsdelikten, Sexualstraftaten oder Verstößen gegen das Betäubungsmittel- und das Waffengesetz taucht der Hamburger Hauptbahnhof nicht unter den ersten drei Bahnhöfen mit den meisten Delikten auf. Absolute Zahlen für Hamburg fehlen. Eine Sprecherin der Bundespolizei in Hannover, die auch für die Bahnhöfe der Hansestadt zuständig ist, kommentierte die Daten auf Anfrage nicht.

Hamburger Hauptbahnhof: Viele Gewalttaten, viele Reisende

Ein Verbrechensschwerpunkt scheint nach den Zahlen der Bundesregierung der Nürnberger Hauptbahnhof im vergangenen Jahr gewesen zu sein. Er lag nicht nur bei den Gewaltverbrechen unter den ersten drei, sondern auch bei den Sexual- und Eigentumsdelikten.

Am Hauptbahnhof in Dortmund wurden die meisten Waffendelikte und Straftaten im Zusammenhang mit Drogen registriert. Die meisten Eigentumsdelikte und Sexualstraftaten stellte die Bundespolizei am Kölner Hauptbahnhof fest. Die hohe Zahl der Gewaltdelikte am Hamburger Hauptbahnhof dürfte unter anderem damit zusammenhängen, dass hier auch die mit Abstand meisten Reisenden unterwegs sind. Nach Auskunft der Deutschen Bahn sind es in Hamburg 537.000 Reisende und Besucher pro Tag, gefolgt von den Hauptbahnhöfen Frankfurt am Main und München. Der Berliner Hauptbahnhof belegt mit rund 329.000 Menschen pro Tag Rang vier.

Hauptbahnhöfe mit den meisten Gewaltdelikten 2022:

  1. Hamburg
  2. Hannover
  3. Nürnberg

Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort weiter mitteilte, wurden 529 Beamte der Bundespolizei im Vorjahr an Bahnhöfen und in Zügen verletzt, 68 von ihnen waren dienstunfähig. Die Angaben zur Kriminalität an Bahnhöfen entstammen der Polizeilichen Eingangsstatistik der Bundespolizei, daher weichen sie von den Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik ab, bei der die Erhebung nach Abschluss der Ermittlungen durch die Polizei erfolgt. Einfluss auf die Zahl der festgestellten Delikte hat zudem die Kontrolldichte am jeweiligen Bahnhof.

529 Polizisten an deutschen Bahnhöfen verletzt

Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort weiter mitteilte, wurden 529 Beamte der Bundespolizei im vergangenen Jahr an Bahnhöfen und in Zügen verletzt, 68 von ihnen waren dienstunfähig.

Die Angaben zur Kriminalität an Bahnhöfen entstammen der Polizeilichen Eingangsstatistik der Bundespolizei, daher weichen sie von den Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik ab, bei der die Erhebung nach Abschluss der Ermittlungen durch die Polizei erfolgt.

Hamburger Hauptbahnhof: Vergleich zu Delikten in Vorjahren schwierig

„Es ist inakzeptabel, dass Reisende an deutschen Bahnhöfen und in Zügen nicht mehr sicher sind“, kommentierte der AfD-Abgeordnete Martin Hess. Er forderte mehr Polizeipräsenz an Bahnhöfen. Ein Sprecher der Deutschen Bahn bezeichnete den Hamburger Hauptbahnhof wie auch die anderen deutschen Bahnhöfe gegenüber dem Abendblatt hingegen sehr wohl als sicher. „Am Hauptbahnhof ereignen sich im Durchschnitt jeden Tag weniger als zwei Gewaltdelikte. Gemessen an der Zahl der Reisenden, Passanten und Besucher ist das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, sehr gering.“

Neben den Bundespolizisten seien auch gut 4300 Sicherheitskräfte der Bahn in ganz Deutschland im Einsatz. Darüber hinaus stelle die Videoüberwachung eine weitere Säule des Sicherheitskonzepts der Bahn dar, so der Sprecher weiter. Die Zahl der Kameras werde von derzeit rund 9000 Geräten bis Ende 2024 auf etwa 11.000 Videokameras erhöht. Insgesamt sei zwar eine „kontinuierlich sinkende Hemmschwelle für Gewalt in der Gesellschaft“ zu beobachten, sagte der Bahnsprecher. Trotzdem seien die Bahnhöfe, an denen rund 21 Millionen Menschen pro Tag zusammenkämen, insgesamt sicherer als der restliche öffentliche Raum.

Hauptbahnhöfe mit den meisten Eigentumsdelikten:

  1. Köln
  2. Nürnberg
  3. Frankfurt am Main

Nirgends in Hamburg ballt sich Kriminalität allerdings auf einen so kleinen Bereich wie im „Ortsteil 114“, wie der westliche Teil St. Georgs offiziell heißt und der den Hauptbahnhof, den Hansaplatz, den ZOB und die Drogenhilfeeinrichtung Drob Inn umfasst. Dort gibt es eigentlich alle Brennpunkte, die dieser Stadtteil zu bieten hat. In den vergangenen vier Jahren wurden pro Jahr rund neun Prozent aller in Hamburg von der Polizei festgestellten Straftaten in St. Georg verübt. Nirgendwo sonst in Hamburg wird diese hohe Zahl an Taten auch nur annähernd erreicht.

Hauptbahnhöfe mit den meisten Sexualdelikten 2022:

  1. Köln
  2. Nürnberg
  3. Frankfurt am Main

So nahm etwa auch die Zahl der Taschendiebstähle stark zu: Hier ging die Zahl der Fälle von 1547 in den ersten neun Monaten 2021 auf 1922 Fälle im gleichen Zeitraum des Vorjahres hoch. Das entspricht einer Steigerung von über 24 Prozent. Hier ist auch in hohem Maß der Hauptbahnhof selbst betroffen. Der Grund waren die günstigen Tatgelegenheiten. Durch das 9-Euro-Ticket hatte es  einen deutlichen Anstieg bei den Nutzern des Nahverkehrs gegeben. Das damit verbundene Gedränge war für Taschendiebe geradezu ideal.

Hauptbahnhöfe mit den meisten Drogendelikten:

  1. Dortmund
  2. Köln
  3. Düsseldorf

CDU fordert dauerhafte Waffenverbotszone rund um den Hauptbahnhof

So sind auch immer vermehrt „normale Bürger“ und Reisende Opfer von Straftaten in dem Bereich geworden. Das gilt auch im Fall der „an/aus Kfz-Kriminalität“, wohinter sich in der Regel Autoaufbrüche verbergen. 454 solcher Taten wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres allein in dem dem Ortsteil 114 zugehörigen Bereich St. Georgs verübt. Das sind 128 mehr als im gleichen Zeitraum 2019, dem letzten Vor-Corona-Jahr.

Hier handelt es sich offenbar zu einem großen Teil um Beschaffungskriminalität, also um Straftaten, die begangen werden, um Geld für Drogen zu bekommen. Das zeigen auch Erkenntnisse der Polizei. Meistens kamen aus den aufgebrochenen Fahrzeugen Geldbörsen oder Handys weg.