Hamburg. Geschützte Radstreifen und breitere Gehwege werden gebaut. Die Fahrbahn wird saniert – eine Spur für Autofahrer entfällt.

Ein zeitweise hitzig umstrittenes Vorhaben wird umgesetzt: Am heutigen Montag startet offiziell die Neugestaltung der Esplanade. In diesem Zuge werden auch der angrenzende Dammtordamm und Teile des Stephansplatzes umgebaut. Für die Bauarbeiten ist der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) verantwortlich. In die Baumaßnahme, die bis Herbst dieses Jahres abgeschlossen sein soll, werden rund 4,5 Millionen Euro investiert.

Vor allem die Radfahrer sollen vom Umbau profitieren. Es steht eine Premiere in der Innenstadt an. Denn auf der westlichen Seite am Dammtordamm und in beiden Richtungen der Esplanade werden nach Abendblatt-Informationen sogenannte Protected Bike Lanes entstehen. Diese Radfahrstreifen sind zwischen 2,25 und 2,50 Meter breit und besonders sicher, weil sie durch Bordsteine von der Fahrbahn und vom Gehweg abgetrennt sind. Bislang gibt es in Hamburg noch keine dieser Radstreifen.

„Wir wollen Hamburg zur Fahrradstadt machen."

Aktuell wird aber an der Hannoverschen Straße in Harburg ein weiterer solcher Radweg gebaut, der im April fertiggestellt sein soll. Verkehrssenator Anjes Tjarks ist selber fast täglich mit dem Fahrrad unterwegs, und der Grünen-Politiker hat ein klares Ziel. „Wir wollen Hamburg zur Fahrradstadt machen. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr insgesamt 62 Kilometer Radwege gebaut und saniert. Im Jahr 2021 machen wir da weiter. An der Esplanade bauen wir nun Radwege, wie sie sich die Menschen wünschen. Weitgehend geschützte und vom Verkehr getrennte Fahrstreifen.“

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Die Grünen).
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Die Grünen). © Unbekannt | Marcelo Hernandez

Welche Vorteile das hat, erklärt Tjarks. „Dadurch erhöhen wir die Sicherheit deutlich und sorgen gleichzeitig dafür, dass sich Radfahrende aller Altersgruppen und egal mit welchem Ziel oder welchem Tempo an diesem belebten und exponierten Ort mitten in der Stadt komfortabel fortbewegen und wohlfühlen können.“ Durch den Bau des Radwegs fällt auf der Südseite der Esplanade zugunsten des Fahrradstreifens eine der sieben Fahrspuren weg.

Esplanade wird zur Flaniermeile

Nach dem Umbau soll die Esplanade zur Flaniermeile werden. Auf der Nord- und Südseite werden die Gehwege auf etwa 3,30 Meter verbreitert. Damit werde die Aufenthaltsqualität an einer zen­tralen Stelle der Stadt zwischen Alster und Planten un Blomen deutlich erhöht, sagte Senator Tjarks dem Abendblatt.

Auch die Fahrbahnen der Esplanade sollen saniert werden. Dort fahren normalerweise werktags rund 38.000 Autos entlang, in der aktuellen Corona-Krise dürften es deutlich weniger sein. „Der historische Allee-Charakter der Esplanade mit seiner Mittelinsel, den Baumreihen und den Parkmöglichkeiten bleiben erhalten“, kündigte Anjes Tjarks an.

So könnte die Esplanade nach dem Umbau aussehen. Radfahrer sollen auf den Schutzstreifen besonders sicher unterwegs sein.
So könnte die Esplanade nach dem Umbau aussehen. Radfahrer sollen auf den Schutzstreifen besonders sicher unterwegs sein. © Unbekannt | 3D Agentur Berlin

Einschränkungen für Autofahrer durch Bauarbeiten

Die Autofahrer müssen sich allerdings auf Einschränkungen einstellen. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich bis Ende Oktober abgeschlossen sein. So wird der Dammtordamm heute für den Verkehr in Richtung Dammtor voll gesperrt. Eine Umleitung ist ausgeschildert und führt über die Straße Alsterglacis. Auf der Esplanade wird vom 1. März an der Verkehr von drei auf zwei Fahrspuren in Richtung Stephansplatz reduziert. Im Laufe der Bauarbeiten werden weitere Fahrspuren nicht zur Verfügung stehen. Die Parkplätze auf der Mittelinsel der Esplanade entfallen während der gesamten Bauzeit. Auch für Radfahrer und Fußgänger kann es zu Einschränkungen kommen.

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Unterdessen hat der LSBG die Baustellenplanung angepasst. „Nach Rücksprache mit den Gewerbetreibenden vor Ort und der zuständigen Baufirma beginnen wir bereits im März mit dem Umbau der Nebenflächen auf der Südseite der Esplanade“, sagte LSBG-Sprecher Henning Grabow. Diese Maßnahmen waren ursprünglich für den Herbst vorgesehen. „Wir ziehen diese Arbeiten nach Rücksprache mit den Anliegern bewusst vor, um die Einschränkungen für Hotels und Gastronomiebetriebe im späteren Verlauf des Jahres möglich gering zu halten“, so Grabow weiter.

Kritik aus Angst vor Dauerstaus

Wie berichtet, hatte es zunächst auch deutlichen Widerstand aus Kreisen der SPD gegeben. So warnte der damalige Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhoff vor zwei Jahren im Abendblatt davor, eine Einschränkung des Autoverkehrs an der Esplanade könnte zu Chaos führen. „Dort muss die Leistungsfähigkeit erhalten bleiben, wenn wir Dauerstaus verhindern wollen.“ Kritik an dem ursprünglichen Zeitplan des LSBG hatte es durch Anlieger gegeben, die hier Geschäfte, Gastronomie und Hotels betreiben.

„Wenn die aktuell wegen Corona geschlossenen Betriebe in absehbarer Zeit wieder öffnen dürfen und eine Baustelle vor der Tür hätten, wäre das eine Katastrophe“, sagte Niklaus Kaiser von Rosenburg, geschäftsführender Gesellschafter vom Traditionshotel Baseler Hof und dem benachbarten Palais Esplanade. Kaiser von Rosenburg ärgert, „dass eine Fahrspur dem Radstreifen geopfert wird. Dadurch sind auf dieser stark frequentierten Straße Staus programmiert.“