Hamburg. Dieses Jahr ist etwas anders: Hamburgs Schwanenvater geht davon aus, dass es 2021 deutlich weniger Schwanenküken geben wird.

Schwanenvater Olaf Nieß ist besorgt: Hamburgs Alsterschwäne sind in diesem Jahr spät
dran
mit ihrem Nachwuchs. „Bis dato gibt es noch keinen Nachwuchs.
Wir gehen davon aus, dass es in den nächsten 14 Tagen soweit sein
wird“, sagte er.

 Die Tiere waren Anfang Mai - und damit
auch schon ein wenig später als sonst üblich - aus ihrem
Winterquartier geholt und auf die Alster entlassen worden.
Üblicherweise brüten von den rund 120 Alsterschwänen fast ein
Dutzend Paare.

Alsterschwäne - weniger Nester, weniger Küken

In diesem Jahr könnten es jedoch auch weniger sein. „
Wir werden wohl weniger Nester haben als in den letzten Jahren.
Einmal werden sich die Tiere die Störungen der letzten Jahre
gemerkt haben und zum anderen gibt es komischerweise bei allen
Wasserwildarten eine allgemeine Verschiebung des Brutverhaltens mit
deutlich weniger Nachkommen“, so der Hamburger Tierexperte.

Im ersten Corona-Jahr hatte es vergleichsweise viele
Freizeitsportler auf Hamburgs Gewässer gezogen. Zum Teil wurden die
Tiere in ihren Nestern dabei erheblich gestört. Ob das aber der
Grund für die veränderte Brutsaison in diesem Jahr ist, kann Nieß
nicht mit Bestimmtheit sagen. „Was der Grund dafür ist, das kann
ich noch gar nicht so richtig erklären.“

Hamburgs Schwäne werden zunehmend beim Brüten gestört

Die Tiere seien im Moment
einfach ein wenig zurückhaltender. Das merke er auch in seiner
Zentraldienststelle: „Normalerweise haben wir jetzt das Haus voll
mit Waisentieren.“ Derzeit müssten er und sein Team jedoch spürbar
weniger elternlose Enten- und Gänseküken versorgen.

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Nieß geht davon
aus, dass auch in diesem Jahr die Hamburger Gewässer wieder
intensiv von Freizeit- und Wassersportlern genutzt werden. „Unser
Wunsch ist eine gegenseitige Rücksichtnahme zwischen Mensch und
Tier und Mensch und Flora.“ Es sei wichtig, dass die Paddler
Abstand halten und den Lebensraum der Wasserwildtiere in Ruhe
lassen.

Bußgeld für rücksichtslose Wassersportler im Gespräch

Bußgelder, Verwarnungen oder ähnliches seien bislang noch
kein Thema. „Im Moment sind wir da noch sehr zurückhaltend. Alle -
sowohl Mensch als auch Tier - sollen die Gewässer nutzen und ihre
Freizeit darauf genießen.“ Stattdessen sollen beispielsweise
Plakate informieren und zu einem respektvollen Umgang mit der Natur
aufrufen.

„Der Knöllchenblock ist erst der letzte Punkt. Ja, wir
haben die Möglichkeit. Aber, nein, wir wollen sie nicht nutzen. Wir
wollen die Menschen eben mitnehmen.“

Schwanenvater ist Hamburgs ältester Job

Hamburg hat eine Wasserfläche
von rund 6000 Hektar bei einer Gesamtfläche von rund 75.500 Hektar.
Das Hamburger Schwanenwesen ist eine städtische Dienststelle. Es
hat eine jahrhundertelange Tradition, denn in Hamburg gelten die
Schwäne als Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit der Hansestadt -
und als eines der Wahrzeichen Hamburgs.

Das Amt des Schwanenvaters
gibt es seit 1674. Olaf Nieß besetzt somit die wohl älteste
Planstelle der Stadt Hamburg.