Hamburg. Keine Festbeleuchtung wie auf dem Dom, dafür fein-künstlerisch: Der Verein Licht-Kunst-Speicherstadt feiert 20-jähriges Jubiläum.

Das sogenannte Rathaus der Hamburger Speicherstadt, Bei St. Annen 1, ist seit gestern ganz besonders beleuchtet. Ein Jahr lang haben die Vorbereitungen dazu gedauert. Mit der dauerhaften Illumination des Hauptgebäudes der Hamburger Hafen und Logistik (HHLA) an der Straße St. Annen feiert der Verein Licht-Kunst-Speicherstadt das 20-jährige Jubiläum, die Gebäude und Brücken in sanftes Licht zu hüllen, und das auf eine künstlerisch-feine Art.

Wer eine Festbeleuchtung wie auf dem Hamburger Dom erwartet, wird enttäuscht. Die Lichtinstallation mit 120 Leuchten mit jeweils gerade einmal drei Watt sind so an der Fassade verteilt, dass sie das Gebäue in einen sanften Schein hüllen. Denn das ist das Konzept der Illumination. „Wir vermeiden es, alles anzustrahlen. Vielmehr sind es feine Zeichnungen, die den Schatten nicht wegbügeln“, beschreibt Michael Batz seine Lichtkunst. Es sei kein strahlendes Bild, sondern eines, das Akzente setze. Bis vor 20 Jahren war das Areal hinter dem Zollzaun vielen gar nicht so bekannt. „Der Denkmalschutz nannte es das schlafende dunkle Tier“, erinnert sich Michael Batz, der für das besondere Licht in der Speicherstadt verantwortlich ist.

120 Leuchten erhellen zum 20. Jubiläum das Rathaus der Speicherstadt

Eigentlicher Stichtag für das Jubiläum war der 21. April 2021, aber Corona sorgte für eine Verschiebung in den November. Mit der Installation am Rathaus der Speicherstadt möchte der Verein Licht-Kunst-Speicherstadt ins Bewusstsein rufen, dass das Projekt keinerlei öffentliche Gelder für die Beleuchtung nimmt oder nahm. „Das ist eine Initiative des Vereins und bürgerliches Engagement“, so Batz. Die derzeit rund 50 Mitglieder sowie Sponsoren und Partner schaffen den organisatorischen Rahmen dafür, dass die Speicherstadt abends sanft beleuchtet wird.

In den vergangenen Jahren hat der Verein mehr als eine Million Euro investiert. Dabei ging es schon immer um Ökologie. Die Technologie habe sich in den vergangenen 20 Jahren natürlich weiterentwickelt. Statt Metalldampflampen so groß wie Kochtöpfe leuchten nun moderne LED-Lämpchen in Apfelgröße. Stromkosten für die Beleuchtung des HHLA-Hauptgebäudes im Jahr: lediglich 120 Euro. Etwa 1.200 Leuchten sind mittlerweile an Speicherblöcken und Brücken zwischen Oberhafen und Baumwall installiert. Sie leuchten mit Beginn der Dämmerung bis kurz nach Mitternacht.

Geschichte wird sichtbar gemacht

Zur Illumination am Montagabend kamen neben Michael Batz und Roland Lappin, Vorsitzender des Vorstands des Licht-Kunst-Speicherstadt e. V. und Mitglied des Vorstands der Hamburger Hafen und Logistik AG, auch Hans Heinrich Bethge, Amtsleiter der Kulturbehörde für den zu den Koalitionsverhandlungen nach Berlin gereisten Kultursenator Carsten Brosda. Bethge: „Michael Batz, dessen Handschrift hier unverwechselbar erkennbar ist, hat gemeinsam mit dem Verein Licht-Kunst-Speicherstadt e. V. eine Lichtikone geschaffen. Die dezenten Leuchten erhellen mit ihren einmaligen Schattenwürfen die charakteristischen Formen des historischen Hafenensembles. Dabei geht es auch um das Sichtbarmachen von Geschichte. Mit der Inszenierung wird die besondere Rolle der Speicherstadt im städtischen Gefüge unterstrichen.“

Ziel des Vereins ist es, das Backsteinensemble Speicherstadt – seit 2015 UNESCO-Welterbe – als illuminiertes Gesamtkunstwerk bis zum Jahr 2025 zu vollenden. Auf der Website des Vereins (www.licht-kunst-speicherstadt.de) wurde eine Spendenplattform eingerichtet, die es nun jedem und jeder ermöglicht, sich an dem Kunstwerk zu beteiligen. Zurzeit ist ein virtuelles Modell der Speicherstadt in Arbeit, das es ermöglichen soll, das Großkunstwerk bald auch online oder mittels einer App zu erleben und sogar für bestimmte einzelne Leuchten eine Patenschaft zu übernehmen.