Hamburg. Vergangene Woche brannte ein Schornstein an der Müllverbrennungsanlage in Billbrook. Zur Ursache hat die Polizei Hamburg einen Verdacht.

Nach einem Brand in einer Müllverbrennungsanlage an der Borsigstraße im Stadtteil Billbrook ermittelt die Polizei Hamburg nun wegen fahrlässiger Brandstiftung. Wartungsarbeiten mit einem Trennschleifer könnten das Feuer verursacht haben, wie die Polizei am Montag mitteilte.

Das Feuer war in der Nacht zum Freitag an einem 70 Meter hohen Schornstein der Anlage ausgebrochen und hatte auf diesen übergegriffen. Die Feuerwehr konnte trotz der erschwerten Löscharbeiten, die knapp 36 Stunden dauerten, ein Ausbreiten des Feuers verhindern. Während des Einsatzes erlitten ein Mitarbeiter der Anlage sowie ein Feuerwehrmann leichte Verletzungen.

Am Nachmittag flammte der Brand an der Müllverbrennungsanlage in Billbrook erneut auf.
Am Nachmittag flammte der Brand an der Müllverbrennungsanlage in Billbrook erneut auf. © Christoph Leimig

Nach Abschluss der Löscharbeiten am Sonnabendmittag sollte der Brandort noch zweimal kontrolliert werden. Bis zum Vormittag waren noch rund 30 Feuerwehrleute vor Ort gewesen und hatten Glutnester in dem 70 Meter hohen Schornstein der Anlage mit einem Schaum-Wasser-Gemisch bekämpft.

Die Löscharbeiten der Feuerwehr dauerten fast 36 Stunden.
Die Löscharbeiten der Feuerwehr dauerten fast 36 Stunden. © Michael Arning

Das Feuer an einem Schornstein in 70 Meter Höhe war am späten Donnerstagabend gegen 23.45 Uhr gemeldet worden. Mitarbeiter der Anlage hatten Alarm geschlagen. Nach Angaben der Feuerwehr Hamburg waren auch in der Verkleidung auch Teile und Isoliermaterial in Brand geraten. Die Feuerwehr Hamburg zog schnell Dutzende Einsatzkräfte zusammen.

Der Brandrauch zog von Billbrook bis nach Altona, es bestand eine amtliche Warnung wegen der starken Rauchentwicklung. Gefahr für die Bevölkerung durch Brandgase bestand aber nicht, so die abschließende Einschätzung des Umweltdiensts der Feuerwehr und der Umweltbehörde.

Zunächst schien es so, als sei das Feuer am Freitagmorgen weitestgehend gebändigt. Die Einsatzkräfte waren zwar auch noch am Mittag mit Nachlöscharbeiten beschäftigt, es wurde auch weiterhin eine erhöhte Temperatur an der Anlage gemessen – jedoch kein offenes Feuer mehr. Das änderte sich am Nachmittag: Der Brand flammte erneut auf.

Feuerwehr Hamburg vor hoher Herausforderung

Die Feuerwehr Hamburg stand durch den außergewöhnlichen Brand vor großen Herausforderungen: Selbst der höchste Teleskopmast erreicht nur eine Höhe von 53 Metern, der Schlot der Anlage ist noch 17 Meter höher. Entsprechend komplex gestalteten sich die Löscharbeiten. Neben dem Teleskopmastfahrzeug und dem Feuerwehrkran mit Arbeitskorb und Drehleitern kam auch der Spezialkran eines Fachbetriebes zum Einsatz.

Ein Geräteausfall verzögerte die Arbeiten am Freitag zudem: Einer der Teleskopmasten streikte, ersatzweise wurde Speziallöschgerät von der Werksfeuerwehr Brunsbüttel beschafft. An dem Einsatz waren in der Spitze etwa 150 Feuerwehrkräfte beteiligt, in der Folge weitere 100.

Stadtreinigung weicht nach Stapelfeld aus

Die Abfälle werden nun von der Stadtreinigung Hamburg in großen Mengen nach Stapelfeld umgeleitet. „Wir werden den Müll weiterhin wie gewohnt abholen können“, sagte ein Sprecher am Montag. Die Entsorgungssicherheit sei nicht gefährdet.

Auch das 55-Millionen-Euro-Projekt zur besseren Nutzung der Abwärme sei nicht in Gefahr. Ende 2021 hatten sich die Stadtreinigung, die Wärme Hamburg GmbH und die Umweltbehörde zusammengetan, um 350.000 zusätzliche Megawattstunden pro Jahr für die Beheizung von Wohnungen zu gewinnen. Das Projekt soll weiterhin umgesetzt werden, doch aufgrund des Brands könne es zu Verzögerungen kommen.