Hamburg. Zum Großmarkt kamen 50.000 Besucher. Ein absolutes Muss für die Biker ist die große Parade – der Stargast fehlte diesmal jedoch.
Pink Lady nennt sich Britta Feldwisch, wenn sie mit ihrer Harley Davidson Sportster 72 unterwegs ist. Wenn die 54-Jährige aus Münster nicht auf „dem Bock“ sitzt wie es unter Motorradfahrern heißt, arbeitet sie als Küsterin. So viel zu den Klischees, Harley-Fahrer seien wohlhabende Zahnärzte. Genauso vielschichtig wie die Gesellschaft sind auch die Harley-Fahrer und -Fahrerinnen, die sich am Wochenende nach zweijähriger Corona-Pause auf dem Hamburger Großmarkt zu den Harley Days getroffen haben, um sich und ihr Hobby zu feiern. Am Ende waren laut Veranstalter um die 50.000 Teilnehmer und Besucher dabei.
Als ihre Kinder groß waren, fing Britta Feldwisch mit dem Harleyfahren an. „Ich liebe den Harley-Lifestyle. Wir Fahrer sind wie eine riesengroße Familie, helfen uns gegenseitig“, schwärmt die blonde Dame, die ihre Fingernägel passend zu ihrer pinken Maschine lackiert hat und auch sonst farblich perfekt zu ihrem Motorrad passt. Ihre Maschine ist so sauber und so poliert, dass man kaum glauben kann, dass Frau Feldwisch damit auch tatsächlich fährt. Tut sie aber. Sie mag dieses besondere Harley-Motoren-Dröhnen. Und beim Harleyfahren gehe es weniger um Geschwindigkeit als vielmehr um gemütliches Dahingleiten, cruisen eben.
Harley-Days und Klimaschutz? Fans zeigen auf die großen Schiffe
Und der Klimaschutz? Es gibt ja viele Hamburger, die über die Harley-Days schimpfen, aber selbst noch nie da waren und mit Menschen wie Britta Feldwisch gesprochen haben. Denen sagt die „Pink Lady“ und blickt Richtung Elbe: „Die großen Schiffe lassen mehr Umweltgifte an die Luft als unsere kleinen Harleys, mit denen wir nur ab und zu fahren.“ Hier nach Hamburg kommt sie besonders gern. „Hamburg ist kultig und das Flair mit dem Wasser, den Möwen und der Reeperbahn besonders.“ Auf der Reeperbahn war die „Pink Lady“ natürlich auch, bereits am Sonnabend. „Ein Foto von der Maschine vor dem Herzblut und dem Cowboy und Indianer ist ein Muss“, sagt Britta Feldwisch.
Ein absolutes Muss ist aber für alle Fahrer die große Parade – das ist sozusagen die Auslaufparade der Motorräder am Sonntagnachmittag. Bis zu 6000 Maschinen waren um 13.30 Uhr auf eine etwa 20 Kilometer lange Rundfahrt über die Billhorner Brückenstraße, am Reiherstieg-Hauptdeich über die Freihafenbrücke durch die HafenCity und über die Reeperbahn zurück zum Festivalgelände gestartet. „Hier dabei zu sein, das fühlt sich großartig an“, so die „Pink Lady“.
Harley Days in Hamburg: Peter Maffay musste absagen
Die Parade war auch für Runar aus Missunde bei Schleswig ein besonderes Erlebnis. Der Elfjährige war am Sonntagmorgen um sechs Uhr mit seinem Vater Harald Nowak auf dessen Harley CVO gestartet, das ist ein Sondermodell von 2005. Runar auf dem Sitz hinten, Papa Haralds Bauch vorn fest umschlungen. Ganz entspannt sind Vater und Sohn die Strecke gefahren und haben dabei den Morgennebel über der Landschaft bewundern können. Magisch war das.
Harald Nowak (53) ist Maschinenbauingenieur und hat sich vor acht Jahren die Harley angeschafft. Der Vater von vier Kindern sagt: „Ich mag die lauten Maschinen, und ich mag es, mit dem Motorrad und meinen Kindern etwas zu erleben. Ich möchte einfach nur langsam fahren und die Landschaft genießen.“ Kritikern solcher Events in der Stadt entgegnet er: „Klimaschutz ist wichtig, aber solch ein Treffen ist nicht häufig. Ich kann die Kritik auch verstehen, aber dieses Militante und alles verbieten zu wollen, nicht.“ Im Alltag sei er klimafreundlicher unterwegs und die Maschinen modern.
Harley Days friedlicher als Eppendorfer Landstraßenfest?
Die Zeiten, in denen Harleyfahrer ihre Motorräder manipuliert haben, um extra laut zu sein, seien vorbei, sagt Veranstalter Uwe Bergmann. „Die werden von der Polizei einkassiert, und das ist gut so.“ Harleys sagt er, polarisierten. „Dabei ist das die friedlichste Veranstaltung. Friedlicher als das Eppendorfer Straßenfest.“ Überhaupt gäbe es kaum Beschwerden. Sänger Peter Maffay sollte übrigens ursprünglich dabei sein, musste aber absagen, weil sein Flug drohte auszufallen.
Karsten und Birte Linse aus der Nähe von Wolfsburg sind mit der Harley gekommen. Aber eigentlich, sagt die 45-Jährige Erzieherin, sei sie lieber mit dem Stand-Up-Paddle-Board auf Seen und Flüssen. Für Ehemann Karsten aber ist mit der eigenen Maschine endlich ein Traum wahr geworden.