Hamburg. Auf dem Winterdom gilt 2G: Nur Geimpfte und Genesene haben Zutritt, die Kontrollen sind streng. Ein Besuch.

An den Fahrgeschäften blinken bunte Lichter. Die Achterbahn saust durch die Loopings, während sich das Riesenrad gemächlich dreht. Musik, Gelächter, Dosenscheppern und quälende Schreie aus der Geisterbahn füllen die Luft. Mit leuchtenden Augen schlendern Pärchen zwischen den Buden entlang, schlecken Kinder an Zuckerwatte. Es ist wieder Dom – fast so wie früher.

Nach fast zwei Jahren Pandemie hat am Freitag auf dem Heiligengeistfeld der Winterdom eröffnet – unter 2-G-Bedingungen. Die Besucher müssen also keine Maske tragen, es gibt keine Zugangsbeschränkungen und keine Zeitfenster, die vor dem Besuch gebucht werden müssen wie noch beim Sommerdom. Um das zu ermöglichen, sind rund 70 Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes an den drei Eingangszelten – Feldstraße, Messehallen und St. Pauli – im Einsatz.

Abenteuer auf dem Hamburger Winterdom: Fast wie früher?

Es gilt ein strenges Einlassmanagement: Das Einchecken mit der Luca-App wird ebenso kontrolliert wie der Nachweis von Impfung oder Genesung und der Personalausweis. Auch Fälschungen werden erkannt, sind aber selten. „Der Dom ist eine Familienveranstaltung, die Besucher wissen das 2-G-Modell zu schätzen“, sagt Sören Lemke, Leiter des Domreferats. Nur fünf Schummler wären an den beiden ersten Tagen herausgefischt worden – angesichts von rund 90.000 Besuchern ein sehr, sehr kleiner Teil.

Der Sonntag dürfte bei ungemütlichem Schietwetter nicht ganz so viele Besucher angelockt haben. Trotzdem war schon am frühen Nachmittag viel los. Sascha Belli ist zufrieden. Der Vorsitzende der Schausteller steht vor seiner Kinderachterbahn „Kuddel, der Hai“, und sagt: „Es herrscht eine tolle Grundstimmung. Die Besucher sind ausgelassen und die Schausteller freuen sich, nach dem langen Lockdown und den 3-G-Einschränkungen des Sommerdoms jetzt endlich wieder Umsatz machen und ihren Besuchern ins lachende Gesicht blicken zu können.“

Schausteller überzeugt von sicherem 2-G-Modell

Im Sommer habe besonders die Gastronomie gelitten, weil die Besucher in die Fahrgeschäfte wollten – eine Bratwurst oder ein gemütliches Bier war bei den meisten wegen der gebuchten Zeit-Slots nicht drin. Jetzt seien auch die Getränke- und Imbissstände wieder „gut besucht, aber nicht zu voll“. Apropos: Wie halten die Aussteller angesichts der steigenden Coronazahlen und Impfdurchbrüche von der aufgehobenen Maskenpflicht und den eingeschränkten Besucherzahlen? „Wir gehen davon aus, dass die Vorgaben so getroffen wurden, dass alles sicher ist“, so Belli. „Sonst hätten wir nicht mitgemacht.“ Zudem sei man an der frischen Luft und könne in den Fahrgeschäften Abstand wahren.

Freitag und Sonnabend bildeten sich lange Schlagen vor dem Einlass.
Freitag und Sonnabend bildeten sich lange Schlagen vor dem Einlass. © Marcus Brandt / dpa

Neben aller Freude hätte die 2-G-Regel manchen Kollegen aber auch Pro­bleme bereitet: So habe ein Fahrgeschäft nicht mitmachen können, weil sich die komplette Belegschaft geweigert habe, sich impfen zu lassen. Eine Haltung, die nach Abendblatt-Informationen besonders oft bei den aus Osteuropa stammenden Aushilfen zu beobachten ist. Generell hätten sich viele Mitarbeiter während des Lockdowns in ihren Heimatländern Jobs gesucht.

Winterdom: Schausteller und Familien freuen sich

„Wir hatten es genauso schwer wie die Gastronomie, wieder Personal zu bekommen.“ Seine drei festen Mitarbeiter habe er dank Kurzarbeit halten können. Seinen Crêpes-Stand durfte er in den beiden vergangenen Sommern an der Kehrwiederspitze aufbauen („Die Sondernutzungserlaubnisse der Stadt haben uns Schaustellern sehr geholfen“) und mit seiner Kinder-Achterbahn auf bezirklichen Jahrmärkten mitmachen. Aber jetzt wieder Dom sei natürlich etwas anderes.

Andrea und Timo Franz aus Tonndorf, deren vierjährige Tochter Fiby Joeline ein gerade ergattertes rosa Plüsch-Einhorn im Arm hält, haben lange auf diesen Besuch gewartet. „Wir waren sonst mindestens zweimal im Jahr auf dem Dom“, sagen die beiden. Jetzt freuen sie sich, ihrer Tochter und sich selbst mal wieder eine Bratwurst, einen Liebesapfel und ein paar Abenteuer bieten zu können. Schließlich habe die Kleine, sagt die Mutter lachend, ihr halbes Leben ohne Dom verbringen müssen.

Konzept-Anpassungen bei steigender Inzidenz möglich

Zumindest an diesem ersten Wochenende scheint bei allen Besuchern die Freude zu überwiegen. „Die Dom-Wache hat eine friedliche Lage gemeldet“, sagt Sören Lemke. Neben den 20 bis 30 Polizeibeamten, die auf dem Gelände nach dem Rechten sehen, sind dort in diesen Pandemiezeiten auch Mitarbeiter des Bezirksamts und der Gesundheitsbehörde unterwegs.

Sie überprüfen den 2-G-Status von Schaustellern und Besuchern und die Einhaltung des Schutz- und Hygienekonzepts. Lemke und Belli hoffen, dass alles so bleiben kann wie es ist – und die Infektionszahlen nicht weiter steigen. „Dann“, so Lemke, „müssen wir gegebenenfalls wieder mit Einschränkungen rechnen.“