St. Georg. Die Bundespolizei durchsuchte am Wochenende 341 Menschen – und fand 14 Waffen. Gleichzeitig Kontrolle auf dem Kiez gegen Wildpinkler.

Ein Wochenende lang war der Hauptbahnhof ganz offiziell ein „gefährlicher Ort“ – jedenfalls auf dem Papier. Die Bundespolizei hatte ihn per „Allgemeinverfügung“ dazu gemacht. Nur so konnten dort Kontrollen ohne Anlass durchgeführt und das Tragen auch von normalerweise erlaubten Waffen und gefährlichen Gegenständen verboten werden.

Hintergrund ist der Anstieg der schwereren Körperverletzungsdelikte, bei denen häufig Messer im Spiel sind. Gleichzeitig kontrollierte die Hamburger Polizei auch die Einhaltung des Waffenverbots auf dem Kiez.

Kontrollen sollen „klares Signal“ senden

In kleinen Gruppen waren 80 Beamte der Bundespolizei aus Ratzeburg im Hamburger Hauptbahnhof ausgeschwärmt. Auch Normen Großmann, Leiter der Bundespolizeiinspektion Hamburg, und Polizeidirektor Andreas Meyer aus Hannover waren dabei. Sie hatten den Einsatz organisiert. „Wir wollen mit der Allgemeinverfügung und den Kon­trollen ein ganz klares Signal setzen“, sagt Großmann. Dies sei nötig, weil der Anteil der gefährlichen Körperverletzungen an den Körperverletzungsdelikten von 40 auf 48 Prozent gestiegen sei. Von Januar bis April 2017 ereigneten sich 80 derartige Taten am Hauptbahnhof. Im gleichen Zeitraum dieses Jahres waren es schon 95 gefährliche Körperverletzungen. Nicht bei allen Taten war ein Messer im Spiel.

Im Auge hatten die Bundespolizisten bei den Kontrollen die typische „Problemklientel“. Die Masse der bis zu 500.000 Menschen, die täglich den Hauptbahnhof passieren, waren für die Beamten völlig uninteressant. Die Reisenden­ waren laut Großmann eher erfreut über die zusätzliche Polizei­präsenz.

341 Kontrollen bringen 14 Waffen zutage

Aber nicht alle konnten sich freuen. So wie der junge Mann, der gemeinsam mit einem Bekannten aus dem Hauptbahnhof geholt wurde, nachdem in seinem Rucksack ein sogenannter Totschläger mit Stahlkugel an der Spitze entdeckt wurde. Das ist eine verbotene Waffe. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz eingeleitet.

Insgesamt überprüften die Bundespolizisten in den Nächten zum Sonnabend und zum Sonntag 341 Menschen. In 14 Fällen wurden Messer oder andere „gefährliche Gegenstände“ gefunden. In sechs der 14 Fälle handelte es sich um generell verbotene Waffen.

Daneben wurden Platzverweise ausgesprochen, zwei Haftbefehle vollstreckt, oder es wurden Drogen gefunden. In einem Fall widersetzte sich ein Mann den Beamten. Großmann ist zufrieden: „Schon die Ankündigung der Verbotsverfügung und des Zwangsgelds hat ihre Wirkung nicht verfehlt.“ Jetzt hofft die Polizei, dass sich die Aktion unter den sich häufig im Hauptbahnhof aufhaltenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen herumspricht und nachhaltige Wirkung zeigt.

Kontrollen auch auf dem Kiez

Auf dem Kiez ist vieles anders: Auf St. Pauli, wo Waffen und Glasflaschen auf Dauer verboten sind, drängen sich am Wochenende Menschenmassen. Bis zu 38.000 Besucher gleichzeitig strömen über die Reeperbahn, durch die Große Freiheit und einige Nebenstraßen. Es ist für Polizisten dort wesentlich schwieriger zu erkennen, wer Probleme machen könnte. Fast scheint es, als suchen die 110 eingesetzten Polizisten nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen.

Auf dem Kiez ist, bis auf den S-Bahnhof Reeperbahn (für den die Bundespolizei verantwortlich ist), die Hamburger Landespolizei zuständig. Hier tragen die Beamten leuchtend gelbe Warnwesten. Im Gänsemarsch zwängen sie sich durch die Große Freiheit. Haben sie jemanden im Visier, ziehen sie ihn aus der Masse heraus und bringen ihn in einen Tordurchgang – dorthin, wo etwas mehr Platz ist.

Am Hamburger Berg, Ecke Reeperbahn, dem statistisch gesehen gefährlichsten Ort auf dem Kiez, wo sich in den vergangenen Jahren mindestens sechs versuchte Tötungsdelikte ereigneten, stehen die Polizisten Rücken an Rücken und beobachten alle Richtungen.

Polizei zählt elf Wildpinkler – und 19 Menschen mit Glasflaschen

Auch hier sind um kurz nach Mitternacht die Menschen überwiegend friedlich. Drei Musiker haben vor der Haspa-Filiale ihre Musikinstrumente samt Verstärker ausgepackt und geben ein Freiluftkonzert. Nur ein paar Meter weiter liegt ein Punkerpärchen auf dem Boden und schläft, während sich die Menschen an ihm vorbeischieben.

Während der Einsatz läuft, gibt es in einem Wettbüro an der Talstraße eine Schlägerei, bei der ein Mann (33) mit einer abgebrochenen Glasflasche verletzt wird. „Insgesamt haben wir am Wochenende 19 Verstöße gegen das Glasflaschenverbot festgestellt“, sagt Polizeisprecher Rene Schönhardt. Auch zwei Verstöße gegen das Waffengesetz kommen zur Anzeige, dazu zehn Körperverletzungen, einige Drogendelikte und elf Wildpinkler, denen ein Bußgeld in Höhe von 75 Euro droht.