Hamburg. Hamburger Ableger der US-Kette eröffnet mit 200 geladenen Gästen. Das Konzept erntet viel Lob – nur eine Kiezgröße übte Kritik.

Die leuchtenden Neonröhren tauchen die Reeperbahn an diesem Abend in ein orangefarbenes Licht. Drinnen machen sich die Hooters Girls zum Sound von "California Gurls" von Katy Perry schon einmal munter für die Nacht. Vorbeischlendernde Kiez-Besucher drücken sich unterdessen die Nasen an der Scheibe platt, um einen Blick auf die in engen Tops und Hotpants tanzenden Serviererinnen zu erhaschen. Ein bislang ungewohntes Bild an dem ehemaligen Discounter-Standort an der Ecke Holstenstraße, an das man sich nun gewöhnen muss.

Länger als erwartet hat der Umbau der ersten Hooters-Filiale in Hamburg gedauert. Bei der Umsetzung gab es einige bauliche Probleme, mehrfach wurde der Eröffnungstermin verschoben. 1,5 Millionen Euro stecken inzwischen in dem Umbau. Bevor sich die Türen nun am Dienstag für alle Besucher öffnen, feierten am Sonntagabend 200 geladene Gäste die Eröffnung des ersten Hamburger Ablegers der US-Kette.

Kalle Schwensen lästert über Strumpfhosen

Mit dabei: Kiezgrößen wie "Ritze"-Betreiber und Rotlicht-Unternehmer Carsten Marek und Prominente wie Schauspieler Kalle Haverland oder TV-Imbisstester Harry Schulz. Letzterer ist ein überzeugter Fan der Franchise-Kette. Er kennt Hooters bislang aus Städten wie New York oder San Francisco. "Das Konzept passt sehr gut zur Reeperbahn, ich habe große Hoffnung, dass es auch hier super wird", sagte Schulz. Zum Essen könne er noch nicht viel sagen, aber die Einrichtung sei schon einmal fantastisch. Von den lächelnden Servicekräften einmal ganz abgesehen.

"Männer in Hotpants könnte ich mir nicht vorstellen", sagt Nachbarin Nicky Wichmann vom Amsterdam Headshop an der Reeperbahn. Sie stört sich nicht an den leicht bekleideten Kellnerinnen, im Gegenteil: "Ich finde das sehr ästethisch."

Nur einer kann den Outfits der jungen Frauen nicht viel abgewinnen: Kiezlegende Kalle Schwensen. "Frauen in Strumpfhosen sind nicht meine Abteilung", so der 64-Jährige. "Das ist ein absolutes No-Go." Insgesamt sei es jedoch zu begrüßen, wenn ein neues Gastronomie-Konzept die Reeperbahn bereichere. Der Meinung ist auch Peter Kämmerer von der Interessengemeinschaft St. Pauli. "Insbesondere für den westlichen Teil der Reeperbahn ist Hooters eine Bereicherung."

Erste Woche komplett ausgebucht

Für die Hooters Girls ist die Eröffnungsparty an diesem Abend die erste große Feuertaufe vor der offiziellen Eröffnung. Selbstbewusst lächeln sich die Serviererinnen durch das Gewirr, grüßen nach links und nach rechts und servieren ihren Gästen die ersten Chickenwings und die mit Bier gefüllten 1,9-Liter-Pitcher. Von Anstrengung ist den Servicekräften wenig anzumerken. "Ich finde es toll, wenn viel los ist", sagt Kristina, die mit Freundin Natalia heiße Chips an die Tische bringt. Bei Hooters zu arbeiten, sei für beide eine große Ehre. Die Anforderungen seien schließlich hoch. Von rund 100 Bewerberinnen bekamen nur etwa 30 einen Job.

"Man braucht definitiv Entertainerqualitäten", erzählt Kristina. In den vergangenen Tagen hätten sie zusammen mit den Hooters-Mitarbeiterinnen, die eigens aus den USA eingeflogen wurden, einige Tanz- und Gesangseinlagen eingeübt. "Es gibt einen eigenen Geburtstagtanz, einen für Junggesellenabschiede, aber auch einen Chickenwings-Tanz." Gar nicht so einfach, bei so vielen Tanzeinlagen nicht durcheinanderzukommen. "Manche habe es wirklich in sich, aber wir ziehen uns gegenseitig mit", sagt Natalia. Die Stimmung unter den Hooters Girls sei jedenfalls großartig. "Sie sind alle so süß."

Auch Manager Thomas Stutzki bestätigt, dass sich das Team bereits gut eingespielt habe, nicht nur die Servicekräfte, sondern auch die Küchen-Crew. "Was die Zubereitung der Speisen angeht, sind wir nun gut in der Zeit." Zwar wolle Hooters kein Fast-Food-Restaurant sein, schnell müsse es aber gehen. Denn der Andrang dürfte in den kommenden Wochen kaum weniger werden. "Die erste Woche sind wir komplett ausgebucht", sagt Stutzki. Insgesamt habe er schon 1000 Vorbuchungen. Für Kristina und Natalia bedeutet das viel Arbeit. "Aber auch viel Trinkgeld", freuen sich die beiden.