Hamburg. Benachbarte Welterbestätten dürfen nicht beeinträchtigt werden, sagt die Direktorin der Abteilung für das Kulturerbe.

Der geplante Neubau auf dem Gelände der City-Hochhäuser führt nicht notwendigerweise zu einer optischen Beeinträchtigung des Kontorhausviertels und der Speicherstadt, die beide seit 2015 zum Unesco-Welterbe gehören. „Aber wir werden genau prüfen, ob der Neubau Auswirkungen auf die Welterbestätten hat“, sagt Mechtild Rössler. Rössler, die in Hamburg promoviert hat, ist seit 2015 Direktorin der Abteilung für das Kulturerbe und des Welterbe-Zen­trums am Unesco-Hauptsitz in Paris.

Bei einem kurzen Hamburg-Aufenthalt hat sie in diesen Tagen unter anderem einen Blick auf das Kontorhausviertel, die Speicherstadt und eben den City-Hof geworfen. Die vier unter Denkmalschutz stehenden Hochhäuser am Klosterwall sollen voraussichtlich 2018 abgerissen werden und einem Neubau weichen. Derzeit läuft ein Architektenwettbewerb zu dem Bauvorhaben. Das Areal gehört zwar nicht zu den beiden benachbarten Welterbestätten, liegt aber in der „Pufferzone“. Und auch für sie gelten Regeln.

„Tansparenter Dialog“

„Die Pufferzone hat die Funktion, das Welterbe zu schützen“, sagt Rössler. „Für den Neubau muss deshalb gelten, dass er bestehende Sichtachsen nicht blockiert. Eine Lösung könnte zum Beispiel sein, dass sich das neue Gebäude in Form und Gestalt an den City-Hochhäusern orientiert.“

Rössler sieht derzeit nicht die Gefahr, dass die Neubaupläne den Welterbe-Status gefährden könnte. „Wir sind nicht an diesem Punkt“, sagt sie, „wir sind in Hamburg in einem transparenten Dialog.“ 2009 war dem Dresdner Elbtal dieser Status von der Unesco aberkannt worden, weil dort eine Brücke errichtet worden war. „Die Dresdner wollten damals unbedingt eine Brücke bauen, da war kein Dialog mehr möglich“, sagt Rössler.

Langer, prüfender Blick auf Siegerentwurf

Was in Hamburg gebaut werden soll, dürfte spätestens am 2. Juni klar sein. Dann wird der Sieger des Architektenwettbewerbs gekürt. Die Architekten waren aufgefordert worden, bei ihren Entwürfen „das historisch bedeutsame Umfeld in besonderer Weise zu berücksichtigen“. 47.700 Quadratmeter Bruttogeschossfläche sollen am Klosterwall entstehen: Büros, Wohnungen, ein Hotel, ein Kindergarten und Ausstellungsflächen. Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter sieht in dem Neubau die Chance, „das Kontorhausviertel zu vervollständigen“. Doch bevor es dazu kommt, werden die Fachleute der Unesco einen langen, prüfenden Blick auf den Siegerentwurf werfen.