Hamburg. Im Hamburger Hafen sind vor mehr als 1000 Gästen zum siebten Mal die Deutschen Radiopreise verliehen worden.
Das Tolle am Deutschen Radiopreis sei, dass er inzwischen nicht nur eine von der Branche und den Hörern gleichermaßen anerkannte Auszeichnung sei, sondern eine „Selbstverständlichkeit“, sagte NDR-Hörfunkdirektor Joachim Knuth kürzlich im Abendblatt. Und wenn man sich so umschaut am Donnerstagabend im Schuppen 52 im Hamburger Hafen, kann man nicht anders, als ihm zuzustimmen. Im positiven Sinn, wohlgemerkt.
Die prominenten Gäste und Laudatoren flanieren über den roten Teppich – der wie immer lila ist - dazwischen immer wieder auch die unbekannteren Gesichter, die doch die eigentlichen Stars sind: die Nominierten. Die bekommen zwar ernsthafte Konkurrenz, aber erst im kommenden Jahr. Und zwar vom Ort des Geschehens her: 2017 wird der Deutsche Radiopreis zum ersten Mal nicht im Schuppen 52 verliehen, sondern in der Elbphilharmonie. Ein einmaliger Ausflug und die große Überraschung, die man sich bis zum Ende der Gala am Donnerstag aufgehoben hatte.
Gala dieses Jahr verspätet
Ein großer Ort für einen inzwischen großen Preis, bei dem sich die mehr als 1000 Gäste eigentlich nur eines fragen: Warum man 2016 mit dem traditionellen Termin gebrochen hat. Anfang Oktober statt Anfang September, das heißt auch Hamburger Schietwetter. Nicht katastrophal schlecht, aber deutlich kühler und nieseliger, als sich das die Damen im Abendkleid wünschen würden – und wohl auch Stargast Sting. Der hat zwar einen Regenschirm dabei, friert aber wohl trotzdem oben herum in seinem halb durchsichtigen Hauch von Pullover-Nichts. Der Grund für die Verschiebung ist ein technischer: Das NDR Fernsehen, das die Gala überträgt, war noch zu sehr mit Olympia beschäftigt, um rechtzeitig einsatzbereit zu sein.
Abgesehen davon, hält man sich aber an das Motto, nichts zu reparieren, was nicht kaputt ist. An den Preiskategorien wurde ebenso wenig gerüttelt wie an der Wahl der Moderatorin: Barbara Schöneberger führt einmal mehr mit gewohnter Launigkeit durch den Abend, der einem strammen Zeitplan folgt. 33 Nominierte, elf Preise, sechs Musiker in gut zwei Stunden.
Acht Sender, eine Botschaft: Hier ist kein Platz für Rassisten
Gerade noch hat Sängerin Frances einen Song geträllert, da steht schon Günther Oettinger auf der Bühne. Bei der Verleihung des Preises für das beste Nachrichtenformat an NDR Info für die Panama Papers schlägt der EU-Kommissar nachdenkliche Töne an: Die Nachricht, die er am liebsten sofort im Radio hören würde, wäre, dass Aleppo nicht mehr bombardiert wird.
Dann wird es persönlich: Dominik Schottner von DRadio Wissen hat aus dem Tod seines Vaters, der an den Folgen der Alkoholabhängigkeit starb, eine nun preisgekrönte Reportage gemacht. Direkt im Anschluss daran singt Radiomoderator Horst Hoof einen Song über Barbara Schönebergers Ausschnitt. Später wird Steffen Hallaschka dem Hamburger Radiobündnis gegen Fremdenhass unter großem Applaus bescheinigen, dass es unter den intelligenten Programmaktionen die hervorstechendste des Jahres war. Acht Sender, eine Botschaft: Hamburg hat keinen Platz für Rassisten. Das hohe Tempo – das nur Comedian Rüdiger Hoffmann mit seinem Zeitlupenmonolog nicht halten will – und die scharfen Wechsel passen aber ganz gut zum Medium Radio, wird es doch von den meisten eher für die schnelle Nachricht genutzt.
Ein Schlaglicht auf die Breite des Angebots wirft zum siebten Mal die junge, aber traditionsbewusste Selbstverständlichkeit namens Deutscher Radiopreis. Die 2017 doch einmal etwas Neues probiert: Man habe nun sieben Jahre lang vom Schuppen 52 auf die Elbphilharmonie geguckt, sagt Joachim Knuth: „Nun möchten wir einmal den umgekehrten Blick genießen.“