Hamburg. Bis der Hauptbahnhof um einen zusätzlichen Bahnsteig erweitert werden kann, dauert es laut Deutscher Bahn noch Jahre.
Dass der Hamburger Hauptbahnhof mit mehr als 500.000 Reisenden pro Tag überlastet ist, steht außer Frage. Im Gespräch mit dem Abendblatt bezeichnete Bahnchef Rüdiger Grube den Hauptverkehrsknoten der Stadt unlängst als "Deutschlands größten Flaschenhals" in Sachen Bahnverkehr. Auch die Regierungsfraktionen der Stadt wollen, dass er so schnell wie möglich erweitert wird. Wie berichtet, soll noch im September der Bürgerschaft ein Antrag vorgelegt werden, der die Planungen der Deutschen Bahn unterstützt.
Doch diese sind langfristig angelegt: Mit dem angedachten neunten Gleis für Regional- und Fernverkehr wird es so schnell nichts. Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis bestätigt: "Einen zusätzlichen Bahnsteig wird es erst einmal nicht geben können." Denn der im Antrag genannte Plan, das bisherige Durchfahrtsgleis 9 umzuwidmen, ist mit der aktuellen Auslastung nicht umsetzbar.
Neues Gleis erst nach S4-Fertigstellung
Erst, wenn die Bahnverbindung nach Bad Oldesloe nicht mehr über Regionalzüge, sondern über S-Bahnen besteht, wäre das neunte Gleis möglich, so Meyer-Lovis weiter. Der Verkehr nach Stormarn verlagerte sich auf die vier S-Bahn-Gleise. So würden genügend Kapazitäten frei, um das Durchgangs- und Rangiergleis freizugeben und einen zusätzlichen Bahnsteig einzurichten. Die S4 befindet sich aber noch in der Planungsphase, vor Mitte der 2020er-Jahre ist auf diesem Weg kein weiteres Gleis in Sicht, um den Flaschenhals Hauptbahnhof zu beseitigen.
Und auch baulich lässt sich der Hauptbahnhof nicht erweitern: Oberirdisch ist der Bahnhof durch seine Lage und die unter Denkmalschutz stehende Bahnhofshalle begrenzt. Unterirdisch blockiert auf der Ostseite die U-Bahn etwaige Ausbaupläne. Und auf der Westseite ist der Ausbau ebenfalls unmöglich, wegen des mehrstöckigen Tiefbunkers, der ebenfalls unter Denkmalschutz steht.
Der einzige kurzfristige Weg, die Menschenmassen zumindest zu kanalisieren, scheint der andere im Antrag angedachte Plan zu sein: Die Öffnung der Südseite des Bahnhofes. Neue Zugänge zu den Bahnsteigen an der Steintorbrücke würden die Besucherströme entzerren. Doch auch für diesen Umbau liegt noch keine fertige Planung vor.