Hamburg. Wenn „Kinder für Kinder singen“, dann ist die Stimmung im Michel so ausgelassen wie sonst nie. 1800 Gäste unterstützen Hilfsprojekte.

Klatschen und Jubeln sind völlig in Ordnung. Das hatte Hauptpastor Alexander Röder gleich zu Beginn gesagt. „Aber bitte nicht mit den Füßen stampfen.“ Röder wusste schon, was auf ihn und seine Kirche an diesem Sonnabendnachmittag noch zukommen wird. Wenn rund 450 Kinder und Jugendliche singen, das war klar, kann es nicht ruhig und verhalten zugehen. Dann ist Applaus erlaubt, dann ist Stimmung im Gotteshaus. Sechs Kinder- und Jugendchöre sangen beim 22. Benefiz-Festival „Kinder singen für Kinder“ zugunsten des Abendblatt-Vereins „Kinder helfen Kindern“.

„Bringt den Michel zum Klingen“, sagte Pastor Röder, bevor er sich in die Kirchenbank setzte und mit den anderen 1800 Gästen die Musik genoss – die Bandbreite der Stücke war groß und reichte von Kinderliedern über Popsongs bis Gospel. Für Moderatorin Pinar Atalay war dieser Job am Sonnabendnachmittag auch ein besonderer. Sie fühlte mit den Kindern: „Bei mir klopft auch immer das Herz. Das gehört dazu, das Lampenfieber.“

Zuhörer standen auf und sangen gemeinsam

Es gab Kinderlieder mit pädagogisch wertvoller Botschaft wie bei „Hallo Nachbarn“ (Hamburger Alsterspatzen), bei dem es um Integration und Toleranz geht, die Marmstorfer Musikfreunde sangen zum Thema Freunde („Freunde sind füreinander da“ ), oder es ging um das richtige Verhalten im Straßenverkehr („Song of Verkehrserziehung“, Kleiner Chor des Gymnasiums Schenefeld). Beim Thema Verkehrserziehung standen viele Zuhörer auf, machten mit und bewegten sich nach den Vorgaben des Chorleiters Peter Seelig zum Text („Bei Rot bleiben wir stehen, bei Grün, da können wir weitergehen“), drehten sich, streckten die Arme. Mitsingen war erlaubt: „Es tönen die Lieder“ und „Dona nobis pacem“ im Kanon.

Hans-Peter
Schmitz-Dedert
(v. r.) und
Peter Schuldt mit Sängerinnen
Hans-Peter Schmitz-Dedert (v. r.) und Peter Schuldt mit Sängerinnen © HA | Michael Rauhe

Die Chöre gingen natürlich professioneller an die Sache heran als das Publikum, wie zum Beispiel die Alsterspatzen, die zu den besten Chören der Stadt zählen. Schon die Kleidung mit den karierten Röcken, schwarzen Hosen und dunkelblauen Blazern war sehr seriös. Die Alsterspatzen mit ihren 70 Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 15 Jahren treten auch in der Staatsoper auf. Die Marmstorfer Musikmäuse dagegen trugen T-Shirts und bunte Halstücher, ein fröhlicher Kinderchor eben. Sie sangen „Stampf mal mit den Füßen“ und wollten Spaß haben, so hieß auch das Lied. Aber Füßeaufstampfen war ja nicht erlaubt ...

„Bei den Mäusen war am meisten Power dahinter“, sagte Zuhörer Henning von Wedel, der als Präsident des Lion Clubs Hamburg-Hoheneichen von Anfang an bei den Konzerten dabei war. Seine Favoriten waren die Marms­torfer Musikmäuse, weil die Lütten so lebhaft waren und das Young ClassX Solistenensemble mit den 20 Sängerinnen (und wenigen Sängern), das mit einem Michael Jackson Medley für Gänsehautmomente sorgte. „Das war alles auf sehr hohem Niveau.“

Chöre und Moderatorin Pina Atalay treten kostenlos auf

Auch die Musikinitiative The Young ClassX ist Kooperationspartner. The Young ClassX begeistert in Hamburg mehr als 3000 Kinder und Jugendliche in 54 Schulchören fürs Singen. Chormodulleiter Peter Schuldt: „Wir leben in einer Zeit, in der vieles allein gemacht wird. Beim Chor müssen dagegen egoistische Einzelinteressen hintenanstehen. Mit einer Gruppe etwas zu erreichen ist eine große Kraft und Stärke.“

Sechs Kinder- und
Jugendchöre sangen am Sonnabend im Michel – darunter auch der Chor der Katholischen Schule Blankenese
Sechs Kinder- und Jugendchöre sangen am Sonnabend im Michel – darunter auch der Chor der Katholischen Schule Blankenese © HA | Michael Rauhe

Die Freude am Singen ist es, die alle gemeinsam haben – ob der Chor der Katholischen Schule Blankenese, die Musikmäuse oder The Young ClassX Unterstufenchor mit „Adiemus“ und „Lass uns gehen“ von Revolverheld. „Durch die sympathischen Kinder und Jugendlichen behält des Chorfestival im Michel auch nach mehr als zwei Jahrzehnten sein junges Gesicht“, sagt Mitorganisator Hans-Peter Schmitz-Dedert vom Lions Club Hoheneichen. Der Club hatte die Idee zu dem Festival, bei dem es nicht nur darum geht, Kinder und Jugendliche für das Singen zu begeistern, sondern darum, die teilnehmenden Kinder für hilfsbedürftige Gleichaltrige in der Stadt zu sensibilisieren. Alle Chöre treten kostenfrei auf. Sabine Tesche vom Abendblatt-Verein „Kinder helfen Kindern“: „Das Wunderbare an dieser Veranstaltung ist, dass hier Kinder und Jugendliche durch ihren Gesang anderen Mädchen und Jungen in der Stadt konkret helfen – und das auf so fröhliche und auch das Publikum mitreißende Art und Weise.“