Hamburg. Die Ausrichtung der Veranstaltung zur Europameisterschaft ist in Gefahr, weil ein Geldgeber fehlt. Politik schaltet sich ein.

Das ist eine Nachricht, die viele Fußballfans richtig ärgern dürfte: Mit Kia ist der Titelsponsor des Fanfests auf dem Heiligengeistfeld zur Fußball-Europameisterschaft vom 10. Juni bis zum 10. Juli in Frankreich abgesprungen. Das bestätigte Veranstalter Uwe Bergmann auf Abendblatt-Anfrage: „Wir brauchen dringend einen neuen Hauptsponsor, ansonsten droht dem Fanfest eine Absage. Und das wäre sehr traurig.“

Eigentlich galt der koreanische Autohersteller als gesetzt, schließlich hat Kia seit 2008 das Fanfest präsentiert. Die Zeit rennt: Denn die EM beginnt bereits in zwei Monaten. Bergmann und sein Team führen Gespräche mit anderen möglichen Titelsponsoren: „Wir geben wirklich alles, um dieses Event zu realisieren. Aber das geht eben nur, wenn die Finanzierung steht.“ Kia, dessen Deutschlandzentrale in Frankfurt am Main sitzt, reagierte am Montag nicht auf eine Abendblatt-Anfrage.

Kosten für Fanfast wohl höher als eine Million Euro

Ein Titelsponsor muss sich mit einem höheren sechsstelligen Betrag beteiligen. Die Kosten für das gesamte Fanfest dürften bei mehr als einer Million Euro liegen. Und so ist vorstellbar, dass Bergmann in diesem Jahr erstmalig Geld von den Besuchern nimmt, sofern sich kein Hauptsponsor findet. „Wir spielen momentan mehrere Szenarien durch, wie wir das Fanfest auch ohne einen Titelsponsor realisieren können. Dabei wäre eine Art Sicherheitsgebühr für die Besucher eine mögliche Option.“

Das Thema Sicherheit spielt eine große Rolle, bis zu 120 Mitarbeiter will Bergmann dafür einsetzen. Aber das kostet auch viel Geld. Bis zu 50.000 Zuschauer können die Spiele auf dem Heiligengeistfeld verfolgen, dann gibt es einen Einlassstopp.

Das Fanfest war bei den vergangenen Fußballgroßereignissen der zen­trale Treffpunkt. Hier feierten die Hamburger die Siege der Nationalmannschaft. Unvergessen sind die Bilder vom Sommermärchen 2006 als Deutschland die Weltmeisterschaft ausrichtete und bis ins Halbfinale kam. Die Menschen lagen sich jubelnd auf dem Heiligengeistfeld in den Armen. Das war die Premiere für das Public Viewing auf dem zentralen Platz unweit der Reeperbahn. Auch bei den folgenden Europa- und Weltmeisterschaften war das Fanfest der Hauptanziehungspunkt, um gemeinsam auf Großleinwänden die Spiele zu verfolgen.

Die Stadt beteiligt sich nicht an den Kosten für das Fanfest, stellt aber die Fläche kostenlos zur Verfügung. Sport-Staatsrat Christoph Holstein ist zuversichtlich: „Wir werden es hinbekommen, dass es auch in diesem Jahr ein Fanfest auf dem Heiligengeistfeld gibt.“ In der Vergangenheit sei dieses Angebot sehr gut angenommen worden, und auch zur Europameisterschaft in Frankreich sollen hier die Fans wieder gemeinsam die Fußballspiele verfolgen können, so Holstein weiter.

Politiker schalten sich ein

Unterstützung erhält Veranstalter Bergmann aus der Politik: „Wir müssen nun alle gemeinsam nach Lösungen suchen, um dieses tolle Fest realisieren zu können. Das Heiligengeistfeld war in den vergangenen Jahren immer der Treffpunkt zum friedlichen gemeinsamen Fußballgucken, und das müssen wir auch zur Europameisterschaft wieder hinbekommen“, sagte SPD-Sportexpertin Jule Timmermann. Dass die Stadt selber Geld gibt, schließt Timmermann jedoch erst mal aus: „Es ist aufgrund der Haushaltslage nicht möglich, das Fest zu bezuschussen.“

Auch Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks ist ein Unterstützer: „Ich fände es sehr schade, wenn es das Fanfest in diesem Sommer nicht geben würde. Gemeinsam Fußball zu schauen und mit dem eigenen Team mitzufiebern, gehört für viele Hamburger inzwischen bei einem solchen sportlichen Großereignis einfach dazu.“ Der Politiker wirbt um einen Geldgeber aus der Wirtschaft: „Es hat sich in der Vergangenheit bewährt, dabei mit einem privaten Sponsor zusammenzuarbeiten. Und meine Hoffnung ist, dass dies auch in diesem Jahr, eventuell mit einem neuen Partner, noch gelingt.“

Die Politik ist auch immer ein gern gesehener Gast auf der VIP-Tribüne beim Fanfest. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) war schon dort, ebenso diverse Senatoren und Bürgerschaftsabgeordnete.