Hamburg. Die Initiatoren konkretisieren ihre Pläne für den Stadtgarten. Der alte Flakbunker an der Feldstraße soll auch im Winter grün bleiben.
Die spektakulären Bepflanzungspläne für den alten Flakbunker an der Feldstraße nehmen konkrete Formen an. So steht inzwischen fest, welche Arten von Bäumen, Sträuchern und Blumen für das ambitionierte Projekt geeignet sind und wie sie angeordnet werden sollen. Der zuständige Landschaftsarchitekt Felix Holzapfel-Herziger stellte die Pläne am Freitag gemeinsam mit dem Architekten Michael Kuhn (Metapol) und Tobias Boeing vom Beteiligungsprojekt „Hilldegarden“ vor.
Das Konzept sieht vor, dass der Bunker am Heiligengeistfeld nicht nur in den Sommermonaten, sondern das ganze Jahr über grün sein wird. „Der Anteil der wintergrünen Pflanzen wird bei rund 80 Prozent liegen“, so Landschaftsarchitekt Holzapfel-Herziger. „Das Bild, das in den Animationen versprochen worden ist, gilt es einzuhalten.“
Der Feldstraßenbunker soll natürlich und ein bisschen wild wirken
Er betont, dass das Grün auf dem Bunker am Ende nicht aussehen soll, als wäre es mit einem Kantenschneider bearbeitet worden. Im Gegenteil: Bäume, Sträucher und Wandbegrünung sollen natürlich und ein bisschen wild wirken. „Zerzauste und windschiefe Bäume und Büsche in unterschiedlichen Höhen und Größen, viele Nischen und kleine Biotopen sollen so angeordnet werden, dass das Ganze lebendig wirkt“, so Holzapfel-Herziger.
Das Bepflanzungskonzept ist Teil des laufendenden Baugenehmigungsverfahrens. Später soll es in einem städtebaulichen Vertrag fixiert werden. Wie berichtet, plant der Pächter Thomas Matzen, den Bunker durch fünfgeschossige Aufbauten zu erweitern und auf dem Dach einen Stadtgarten zu errichten. In den zusätzlichen Aufbauten sollen unter anderem ein großer Konzert- und Freizeitsaal, Stadtteilflächen, eine Sporthalle und Gästehäuser für Künstler entstehen. Sollte die Baugenehmigung im Sommer erteilt werden, wäre ein Baubeginn im Herbst möglich. Nach 18 Monaten Bauzeit, also 2018, könnte der Stadtgarten auf dem Bunker fertig sein.
Das markanteste Element der Umgestaltung ist die fast schon dschungelähnliche Bepflanzung des Daches und der Außenrampe, die sich vom Haupteingang an der Feldstraße um den Bunker herum bis zum Dach schlängelt. Schon jetzt ist klar, dass Pflege und Instandhaltung des Grüns auf einer Fläche von mehr als 7500 Quadratmetern arbeitsintensiv sein werden. So seien schätzungsweise zwei Gärtner notwendig, die sich ausschließlich um Hamburgs höchste Gartenanlage kümmern.
Der Stadtgarten erfordert ein aufwendiges Bewässerungskonzept
Ein aufwendiges Bewässerungskonzept speist den Park. Neben Sprinkleranlagen soll unterhalb der aufgeschütteten Erde eine Extraschicht eingezogen werden, in der das Wasser gespeichert wird. Das Hamburger Projekt gilt weltweit als einzigartig – am ehesten ist es zu vergleichen mit dem Bosco Verticale in Mailand, einem Hochhaus, auf dem 20.000 Pflanzen und 800 Bäume wachsen. Aufgrund der Witterungslage in Hamburg mit starken Winden und längeren Frostperioden ist der „Hilldegarden“ aber noch ambitionierter.
Bei den Pflanzen haben sich die Landschaftsarchitekten für robuste und heimische Gewächse entschieden, denen Wind und Kälte auf fast 60 Metern Höhe nichts anhaben kann. Darunter Bergkiefern, Lebensbäume (Thuja), Wacholder, Feldahorn, Efeu, aber auch Rhododendren, Kletterhortensien und Rosen.
Die genauen Standorte für die jeweiligen Gewächse haben die Experten festgelegt. „Das war eine große Herausforderung, weil die Bepflanzung auch auf die geplante Nutzung des Sockelaufbaus abgestimmt werden musste“, sagt Felix Holzapfel-Herziger. „Da ging es zum Beispiel darum, eine Verschattung in den Gästezimmern zu vermeiden.“
Alle Eckpunkte des geplanten Bunkerumbaus wurden in Zusammenarbeit mit dem Beteiligungsprojekt „Hilldegarden“ erarbeitet. In verschiedenen Workshops haben Anwohner und Interessierte Wünsche und Ideen zusammengetragen. Insgesamt sollen öffentlich und gewerblich genutzte Flächen in etwa zu gleichen Teilen vertreten sein. Für den Stadtteil sind gleich mehrere Räume geplant: So soll im Bunkeraufbau eine Halle für den Breitensport entstehen, für die sich der FC St. Pauli eine Option gesichert hat. In einem der Flaktürme ist ein überdachtes Amphitheater geplant, eine Gedenkstätte soll an die Geschichte des Bunkers erinnern, der 1942/43 binnen 300 Tagen vor allem von Zwangsarbeitern errichtet wurde.
Eintritt frei für die grüne Oase
Zugleich soll eine grüne Oase inmitten der Stadt entstehen. Eintritt wird nicht erhoben. Vorgesehen sind auch Gemeinschaftsflächen für Hobbygärtner. Dort können Blumen gepflanzt oder Gemüse angebaut werden. „Hilldegarden“ plant auch eine große Küche, in der das Gemüse verarbeitet werden kann.
Den Bauantrag hatten die Initiatoren im Juli 2015 beim Bezirksamt Mitte eingereicht. An einer Genehmigung zweifelt von den Projektverantwortlichen derzeit niemand. „Dass das Prozedere einem Vorhaben in dieser Größenordnung etwas länger dauert, ist völlig normal“, so Holzapfel-Herziger.