Hamburg. Die abgebrannte Veranstaltungsplattform wird wieder aufgebaut. Allerdings kann das noch bis kommendes Jahr dauern. Das sind die Gründe.

Irgendetwas fehlt: Auch mehr als vier Monate nach dem Abriss der Westbühne am Spielbudenplatz auf St. Pauli haben sich viele noch nicht an den neuen Anblick gewöhnt. Die Symmetrie der beiden Bühnen, die den Platz lange Zeit zusammenzuhalten schien, ist dahin. Die verbliebene Ostbühne wirkt verloren und fristet ein einsames Dasein. Nicht wenige Menschen auf dem Kiez fragen sich daher: Wann wird die zweite Bühne wieder aufgebaut?

Die beiden mittels Schienen verbundenen Bühnen, die in den vergangenen Jahren das Bild der Reeperbahn prägten, waren 2005 von der Stadt in Kooperation mit dem Energiekonzern Vattenfall errichtet worden. Wie berichtet, hatte ein Feuer die Westbühne Anfang September 2015 so stark zerstört, dass sie abgerissen werden musste. Der Schaden beträgt laut Spielbudenplatz-Betreibergesellschaft rund 1,4 Millionen Euro. Die Polizei vermutete Brandstiftung, konnte jedoch bislang keinen Täter ermitteln.

Brand zerstört Reeperbahn-Bühne

In der Nacht zum Dienstag ist auf dem Spielbudenplatz die Bühne vor dem Schmidts Tivoli abgebrannt
In der Nacht zum Dienstag ist auf dem Spielbudenplatz die Bühne vor dem Schmidts Tivoli abgebrannt © Michael Arning | Michael Arning
Dichter Rauch zog während der Löscharbeiten durch den Stadtteil
Dichter Rauch zog während der Löscharbeiten durch den Stadtteil © Michael Arning | Michael Arning
Die Ursache für den Brand ist noch unklar
Die Ursache für den Brand ist noch unklar © HA | Michael Arning
Menschen wurden bei dem Brand nicht verletzt
Menschen wurden bei dem Brand nicht verletzt © Michael Arning | Michael Arning
42 Feuerwehrleute waren im Einsatz
42 Feuerwehrleute waren im Einsatz © HA | mschube4@wmg.loc
Die Höhe des entstandenen Schadens ist noch nicht bekannt
Die Höhe des entstandenen Schadens ist noch nicht bekannt © Michael Arning | Michael Arning
Die umliegenden Gebäude, wie etwa das St. Pauli Theater, wurden durch den Brand nicht beschädigt
Die umliegenden Gebäude, wie etwa das St. Pauli Theater, wurden durch den Brand nicht beschädigt © Michael Arning | Michael Arning
Die West-Bühne auf dem Spielbudenplatz wurde durch das Feuer komplett zerstört
Die West-Bühne auf dem Spielbudenplatz wurde durch das Feuer komplett zerstört © Michael Arning | Michael Arning
Mit Atemmasken kämpfte die Feuerwehr gegen die Flammen
Mit Atemmasken kämpfte die Feuerwehr gegen die Flammen © Michael Arning | Michael Arning
Ein Feuerwehrmann an de Einsatzstelle
Ein Feuerwehrmann an de Einsatzstelle © HA | Michael Arning
Auf der Bühne fanden regelmäßig Veranstaltungen statt
Auf der Bühne fanden regelmäßig Veranstaltungen statt © Michael Arning | Michael Arning
Die Reeperbahn war während des Einsatzes für den Verkehr gesperrt
Die Reeperbahn war während des Einsatzes für den Verkehr gesperrt © Michael Arning | Michael Arning
Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen
Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen © Michael Arning | Michael Arning
Auch wo genau das Feuer an der Bühne ausbrach, ist noch unklar
Auch wo genau das Feuer an der Bühne ausbrach, ist noch unklar © Michael Arning | Michael Arning
Anwohner wurden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten
Anwohner wurden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten © Michael Arning | Michael Arning
Das Dach der Bühne wurde durch das Feuer zu Boden gedrückt
Das Dach der Bühne wurde durch das Feuer zu Boden gedrückt © Michael Arning | Michael Arning
Bei Tageslicht am Dienstagmorgen war nur noch eine nackte Metallkonstruktion von der Bühne übrig
Bei Tageslicht am Dienstagmorgen war nur noch eine nackte Metallkonstruktion von der Bühne übrig © Hanna-Lotte Mikuteit
Die Höhe des Sachschadens ist noch unklar
Die Höhe des Sachschadens ist noch unklar © Hanna-Lotte Mikuteit
1/18

Bei der zuständigen Spielbudenplatz-Betreibergesellschaft und dem Bezirksamt Mitte ist man sich bereits einig, dass die abgebrannte Bühne in jedem Fall wieder aufgebaut werden soll. Das bestätigte Spielbudenplatz-Geschäftsführer Jochen Bohnsack dem Abendblatt. Die Hamburger Feuerkasse, bei der die Bühne in „ausreichender Höhe“ versichert war, habe demnach bereits bestätigt, für den Schaden aufzukommen. Für die Stadt und damit die Steuerzahler würden somit keine zusätzlichen Kosten entstehen.

Noch kein konkreter Zeitplan

Einen konkreten Zeitplan für den Wiederaufbau könne man derzeit aber nicht nennen. „Es gibt noch einen gewissen Abstimmungsbedarf, sowohl mit dem Bauherrn und den Architekten, als auch mit den Technikern“, sagte Bohnsack. Die Konstruktion der Bühne sei sehr speziell, weshalb vorab noch einige wichtige Fragen zu klären seien. „Wir wollen eine Bühne, die auf dem neusten Stand der Technik ist. Dafür arbeiten wir eng mit den jeweiligen Experten zusammen.“

Ein Wiederaufbau der Bühne im ersten Halbjahr sei derzeit unwahrscheinlich, so Spielbudenplatz-Geschäftsführer Bohnsack. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Bau der Westbühne vielleicht sogar erst im kommenden Jahr beginnen werde. „Aber der Platz wird es auch überleben, wenn vorerst nur eine der beiden Bühnen steht.“ Wöchentliche Veranstaltungen wie der St. Pauli Nachtmarkt oder die „Street Food Session“ könnten nach wie vor stattfinden. Auch die Live-Übertragung des Eurovision Song Contest (ESC) Mitte Mai sei nicht in Gefahr. Sie findet, wie in den vergangenen Jahren, auf der gegenüberliegenden Ostbühne vor dem Panoptikum statt.

Der Spielbudenplatz derzeit – ohne die
Westbühne
Der Spielbudenplatz derzeit – ohne die Westbühne © HA | Michael Arning

Mit der Entscheidung von Bezirk und Betreibergesellschaft, die alte Westbühne wieder aufzubauen, wird es somit vorerst keine neue Debatte um die Zukunft des Areals geben. In den vergangenen Jahrzehnten hatte man lange vergeblich um eine Lösung gerungen. In den 70er-Jahren diskutierte man über eine große Pyramide, worin ein gigantisches Vergnügungszentrum seinen Platz finden sollte. 1986 kam ein weiterer skurriler Vorschlag aus der Baubehörde von Eugen Wagner (SPD): Ein Betondampfer mit 9000 Quadratmetern Fläche, inklusive Schwimmbad, Theatern, Kasino und Rockpalast, sollte auf St. Pauli festmachen. Doch die Titanic 2.0 verschwand schnell wieder in der Versenkung.

Auch aus verschiedenen Ideen mehrerer Künstler wurde nichts

Ebenso verhallten die Ideen einiger Künstler, die ihr Glück vergeblich versucht hatten. Mitte der 90er-Jahre plante Künstlerin Niki de Saint Phalle die Errichtung zweier rund 20 Meter langer und neun Meter hoher Drachenfiguren auf dem Spielbudenplatz, aus deren Augen Laserstrahlen über die gesamte Länge des Platzes gesandt werden sollten. Doch der überraschende Tod der Künstlerin verhinderte eine Ausführung der Idee. 2003 präsentierte Pop-Künstler Jeff Koons den Entwurf von zwei gigantischen Kränen, die als Gerüst Gummi-Enten mit Schwimmring und einen Schnurrbart halten sollten. Aufgrund des massiven Protests aus der Bevölkerung entschloss sich der damalige Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) jedoch die Idee nicht weiter zu verfolgen.