Hamburg. Die abgebrannte Veranstaltungsplattform wird wieder aufgebaut. Allerdings kann das noch bis kommendes Jahr dauern. Das sind die Gründe.
Irgendetwas fehlt: Auch mehr als vier Monate nach dem Abriss der Westbühne am Spielbudenplatz auf St. Pauli haben sich viele noch nicht an den neuen Anblick gewöhnt. Die Symmetrie der beiden Bühnen, die den Platz lange Zeit zusammenzuhalten schien, ist dahin. Die verbliebene Ostbühne wirkt verloren und fristet ein einsames Dasein. Nicht wenige Menschen auf dem Kiez fragen sich daher: Wann wird die zweite Bühne wieder aufgebaut?
Die beiden mittels Schienen verbundenen Bühnen, die in den vergangenen Jahren das Bild der Reeperbahn prägten, waren 2005 von der Stadt in Kooperation mit dem Energiekonzern Vattenfall errichtet worden. Wie berichtet, hatte ein Feuer die Westbühne Anfang September 2015 so stark zerstört, dass sie abgerissen werden musste. Der Schaden beträgt laut Spielbudenplatz-Betreibergesellschaft rund 1,4 Millionen Euro. Die Polizei vermutete Brandstiftung, konnte jedoch bislang keinen Täter ermitteln.
Brand zerstört Reeperbahn-Bühne
Bei der zuständigen Spielbudenplatz-Betreibergesellschaft und dem Bezirksamt Mitte ist man sich bereits einig, dass die abgebrannte Bühne in jedem Fall wieder aufgebaut werden soll. Das bestätigte Spielbudenplatz-Geschäftsführer Jochen Bohnsack dem Abendblatt. Die Hamburger Feuerkasse, bei der die Bühne in „ausreichender Höhe“ versichert war, habe demnach bereits bestätigt, für den Schaden aufzukommen. Für die Stadt und damit die Steuerzahler würden somit keine zusätzlichen Kosten entstehen.
Noch kein konkreter Zeitplan
Einen konkreten Zeitplan für den Wiederaufbau könne man derzeit aber nicht nennen. „Es gibt noch einen gewissen Abstimmungsbedarf, sowohl mit dem Bauherrn und den Architekten, als auch mit den Technikern“, sagte Bohnsack. Die Konstruktion der Bühne sei sehr speziell, weshalb vorab noch einige wichtige Fragen zu klären seien. „Wir wollen eine Bühne, die auf dem neusten Stand der Technik ist. Dafür arbeiten wir eng mit den jeweiligen Experten zusammen.“
Ein Wiederaufbau der Bühne im ersten Halbjahr sei derzeit unwahrscheinlich, so Spielbudenplatz-Geschäftsführer Bohnsack. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Bau der Westbühne vielleicht sogar erst im kommenden Jahr beginnen werde. „Aber der Platz wird es auch überleben, wenn vorerst nur eine der beiden Bühnen steht.“ Wöchentliche Veranstaltungen wie der St. Pauli Nachtmarkt oder die „Street Food Session“ könnten nach wie vor stattfinden. Auch die Live-Übertragung des Eurovision Song Contest (ESC) Mitte Mai sei nicht in Gefahr. Sie findet, wie in den vergangenen Jahren, auf der gegenüberliegenden Ostbühne vor dem Panoptikum statt.
Mit der Entscheidung von Bezirk und Betreibergesellschaft, die alte Westbühne wieder aufzubauen, wird es somit vorerst keine neue Debatte um die Zukunft des Areals geben. In den vergangenen Jahrzehnten hatte man lange vergeblich um eine Lösung gerungen. In den 70er-Jahren diskutierte man über eine große Pyramide, worin ein gigantisches Vergnügungszentrum seinen Platz finden sollte. 1986 kam ein weiterer skurriler Vorschlag aus der Baubehörde von Eugen Wagner (SPD): Ein Betondampfer mit 9000 Quadratmetern Fläche, inklusive Schwimmbad, Theatern, Kasino und Rockpalast, sollte auf St. Pauli festmachen. Doch die Titanic 2.0 verschwand schnell wieder in der Versenkung.
Auch aus verschiedenen Ideen mehrerer Künstler wurde nichts
Ebenso verhallten die Ideen einiger Künstler, die ihr Glück vergeblich versucht hatten. Mitte der 90er-Jahre plante Künstlerin Niki de Saint Phalle die Errichtung zweier rund 20 Meter langer und neun Meter hoher Drachenfiguren auf dem Spielbudenplatz, aus deren Augen Laserstrahlen über die gesamte Länge des Platzes gesandt werden sollten. Doch der überraschende Tod der Künstlerin verhinderte eine Ausführung der Idee. 2003 präsentierte Pop-Künstler Jeff Koons den Entwurf von zwei gigantischen Kränen, die als Gerüst Gummi-Enten mit Schwimmring und einen Schnurrbart halten sollten. Aufgrund des massiven Protests aus der Bevölkerung entschloss sich der damalige Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) jedoch die Idee nicht weiter zu verfolgen.