Hamburg. Junge Frauen wurden von Männergruppen attackiert, begrapscht und teils ausgeraubt. Vorfälle auf Reeperbahn und Jungfernstieg.

In der Silvesternacht ist es auch in Hamburg zu sexuellen Übergriffen auf junge Frauen gekommen. Die Hamburger Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Die Opfer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren seien jeweils von mehreren Männern an der Reeperbahn umringt und an den Brüsten oder im Intimbereich angefasst worden, sagte Polizeisprecher Holger Vehren am Dienstag. Zugleich hätten ihnen die Täter Handys, Papiere und Geld weggenommen. Inzwischen geht es in 27 Fällen um Delikte im Bereich der sexuellen Beleidigung sowie Raub und räuberischer Diebstahl.

Die Täter sollen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren gewesen sein. Die Polizei sucht nun Zeugen. In der Tatzeit zwischen 1 und 3 Uhr am Neujahrsmorgen hätten die zahlreichen Feiernden auf der Reeperbahn bestimmt viele Fotos gemacht, zeigte sich Vehren optimistisch.

Opfer berichten von Vorfällen am Jungfernstieg

Auch am Jungfernstieg soll es vor einer Bühne kurz vor Mitternacht zu ähnlichen Vorfällen gekommen sein. Das sagen Betroffene gegenüber dem Hamburger Abendblatt.

Die Vorfälle weisen starke Parallelen zu den massiven Übergriffen in Köln auf. Hier hatten sich in der Silvesternacht etwa 1000 Männer versammelt, die in Gruppen junge Frauen umzingelt, bedrängt und ausgeraubt haben, wie die Kölner Polizei berichtete. Die Zahl der Anzeigen ist dort inzwischen auf 90 gestiegen.

In Hamburg wie in Köln sollen die mutmaßlichen Täter dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum stammen. Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers sprach von Sexualdelikten in sehr massiver Form und einer Vergewaltigung. Auch in Stuttgart soll es ähnliche Vorfälle gegeben haben.

Justizminister fordert Konsequenzen für Täter

Bundesjustizminister Heiko Maas fordert Konsequenzen nach den massenhaften Überfällen von Männern offenbar ausländischer Herkunft in Köln. "Die abscheulichen Übergriffe auf Frauen werden wir nicht hinnehmen", twitterte der SPD-Politiker am Dienstag. "Alle Täter müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden."

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) reagierte entsetzt auf die Vorfälle in Köln. „Das ist eine völlig neue Dimension der Gewalt. So etwas kennen wir bisher nicht“, sagte der NRW-Landesvorsitzende der GdP, Arnold Plickert, am Montag.

Täter waren „völlig enthemmt und gewaltvoll“

Die stark alkoholisierten Täter seien „völlig enthemmt und gewaltvoll“ vorgegangen. „Ein Täter hat einer Zivilpolizistin in die Hose gefasst“, berichtete Plickert. Bei den am Einsatz beteiligten Polizeibeamten herrsche eine „tiefe Betroffenheit“.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat laut einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeigers“ für Dienstag ein Krisentreffen anberaumt. Die Vorfälle seien „ungeheuerlich“, sagte Reker der Zeitung. Ein Ermittler sagte dem Blatt: „Die bisherigen Hinweise gehen deutlich in Richtung polizeibekannte Intensivtäter, mit Flüchtlingen haben die nichts zu tun.“

Die Facebook-Seite „NetT-Werk Köln“ bringt normalerweise Menschen zusammen, die Möbel oder Wohnungen tauschen wollen. Nun tauschen die Nutzer dort ihre Erfahrungen aus der Silvesternacht aus. Dabei häufen sich auch fremdenfeindliche Kommentare.

Oberbürgermeisterin warnt vor „rechtsfreiem Raum“

Es könne nicht sein, dass Besucher, die nach Köln kommen, Angst haben müssten, überfallen zu werden. „Wir können nicht tolerieren, dass hier ein rechtsfreier Raum entsteht“, so Reker. Die Oberbürgermeisterin schlug eine Ausweitung der Video-Überwachung als mögliche Gegenmaßnahme vor.

Die Kölner Polizei hatte nach den Vorfällen eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Am Sonntag hatten Polizisten in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs fünf Männer festgenommen, die Frauen bedrängt und Reisende bestohlen haben sollen. Ob sie auch etwas mit den Taten in der Silvesternacht zu tun haben, ist nach Angaben der Ermittler noch unklar. (br/we/LS/dpa)