Im November 2014 gründete sich die Initiative über Facebook. Ein Kernteam aus 30 Mitgliedern koordiniert mehr als 200 Unterstützer.

Viele Menschen in Wilhelmsburg leben in wirtschaftlich und gesellschaftlich benachteiligten Verhältnissen. Dennoch: Als sich Anfang November 2014 bei Facebook eine Initiative gründete, um die Flüchtlinge in einer neu errichteten Erstunterbringung in Kirchdorf-Süd willkommen zu heißen, schlossen sich ihr viele an.

Heute, ein gutes Jahr später, ist aus der Nachbarschaftsinitiative „Die Insel spendet“ der Verein „Die Insel hilft“ geworden. Ging es den Mitgliedern zunächst darum, die Geflüchteten vor allem mit dringend benötigter Kleidung auszustatten, haben sie mittlerweile viele weitere Hilfen aufgebaut – und sogar die Erstversorgung und die Registrierung von Flüchtlingen übernommen, als die städtischen Stellen zeitweise damit überfordert waren.

Ein Kernteam aus 30 Mitgliedern koordiniert die Arbeit von mehr als 200 Unterstützern. Sie organisieren eine Kleiderkammer, Deutschunterricht mit mehr als 40 freiwilligen Lehrern für die Bewohner zweier Wilhelmsburger Erstunterkünfte, Tandem-Patenschaften, Kochabende, Kultur- und Sportangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie ein Beratungs- und Begleitprojekt.

Ehrenamtliche begleiten Flüchtlinge sogar zur Einschulung ihrer Kinder

Das wurde im August 2015 von Andrea Pieper ins Leben gerufen. „Unsere Unterstützung ist ganz vielfältig“, sagt die alleinerziehende Mutter zweier Kinder. „Wir begleiten die Flüchtlinge zum Arzt, zur Behörde oder zur Einschulung ihrer Kinder und helfen ihnen beim Ausfüllen vor Formularen und Anträgen.“ Rund 80 Ehrenamtliche machen bei diesem Angebot mit, das von etwa fünf bis sieben Flüchtlingen pro Sprechstunde in Anspruch genommen wird.

Einer davon ist der Syrer Wael. Der junge Familienvater, der in Aleppo Innenarchitektur studiert hat und kurz vor dem Abschluss stand, hat gerade eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen und damit Anspruch auf Integration in den Arbeitsmarkt. Für das Jobcenter muss er eine Menge Formulare ausfüllen. Andrea Pieper erklärt ihm auf Englisch, was er zu tun hat, und bittet ihn, zu Hause schon mal einen Lebenslauf zu schreiben. „Es ist wichtig, dass du darin alle Schulen und Universitäten erwähnst, die du besucht hast, und alle Zeugnisse und Zertifikate, die du dort bekommen hast“, sagt die junge Frau, die sich in dem Formular-Wust von Jobcenter und Co. mittlerweile bestens auskennt.

Die Beratungen finden in einem Büro statt, das in einer ehemaligen Begegnungsstätte an der Ottensweide liegt, zu Füßen der 20-stöckigen Hochhäuser, die typisch sind für Kirchdorf-Süd. „Die Räume hat uns die VHW (eine Wohnungsbaugenossenschaft; d. Red.) zur Verfügung gestellt“, sagt Daniel Peter, Vorstandsmitglied von „Die Insel hilft“. Unten befindet sich die Ausgabestelle der Kleiderkammer, in der die Flüchtlinge die Sachen sogar anprobieren können, oben gibt es neben dem Büro eine kleine Teeküche und einen großen Raum, in dem die Kleiderspenden sortiert werden.

Der soll demnächst frei gemacht werden; Kleidung will der Verein dann nur noch über die Kleiderkammer Messehallen beziehen. „Wir möchten den Raum lieber für Bildungs- und Integrationsangebote nutzen“, sagt Daniel Peter. Außerdem will der Verein den Flüchtlingen Hilfe zur Selbsthilfe anbieten, unter anderem bei der Wohnungssuche. „Dafür ist es wichtig, den Standort hier mit einer Telefonanlage, mit Internet und Computern auszurüsten“, so Peter. Das Preisgeld ermöglicht es, diesen Plan in die Tat umzusetzen.

Tel. 040/38 65 15 41; E-Mail: mail@inselhilfe.org