Hamburg. 200 Millionen Euro setzt die deutsche Wirtschaft jährlich mit Masken, Kostümen und Scherzartikeln um. Was in Hamburg der Renner ist.

Blut ist in diesem Jahr der Renner. In einigen Geschäften füllen die Flaschen mit Flüssigkeit in verschiedenen Rottönen und Konsistenzen gleich mehrere Regale. Ein beliebtes Produkt, aber längst nicht das einzige. Die Auswahl an Masken, Kostümen, Scherzartikeln und Accessoires, die im Handel zu Halloween angeboten werden, geht in die Tausende. Und mit ihr steigt der Umsatz, den die beteiligten Geschäfte und Firmen machen.

Nachfrage nach Halloween-Artikeln steigt

Die Unternehmen, die zur Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie (DVSI) gehören, geben an, 2014 Halloween-Produkte für 28,1 Millionen Euro abgesetzt zu haben. Das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent. Der Verband geht davon aus, dass über alle Branchen hinweg rund 200 Millionen Euro umgesetzt werden.

Birgit Born-Neubert, die das Fahnenfleck-Geschäft am Neuen Wall leitet, in dem Kostüme, Masken und Halloween-Zubehör verkauft werden, hat großen Zulauf bemerkt: „Seit drei bis vier Jahren steigert sich das Halloween-Geschäft extrem.“ Sie rechnet allerdings damit, dass sich das Ergebnis in diesem Herbst im Vergleich zum vergangenen nicht deutlich verändern wird. „Aber nur, weil der Anstieg von 2014 kaum mehr zu übertreffen ist.“

Laut DVSI wurden im vergangenen Jahr 350.000 Erwachsenenkostüme, 250.000 Kinderkostüme, 140.000 Perücken, 210.000 Hüte, 1,3 Millionen Schminksets und weit über 800.000 sonstige Accessoires verkauft. Neben großen Unternehmen, versuchen auch diverse kleine Geschäfte, unter anderem Kioske und Spielwarenläden, die normalerweise gar keine Verkleidungsartikel anbieten, von dem Hype zu profitieren.

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In Hamburg ist in diesem Jahr ein großer Kostümanbieter dazugekommen, der das Angebot an Halloween-Artikel in der Stadt deutlich vergrößert. Am Neuen Wall, nur wenige Geschäfte von Fahnenfleck entfernt, hat der im Ruhrgebiet ansässige Karnevalsausstatter Deiters eine Filiale eröffnet. 17.000 Artikel umfasst das Sortiment laut Filialleiter Frank Boller. Darunter sind Totenkopfmasken, Ganz- körperkostüme, Kontaktlinsen, Latex, mit dem Wunden aufgeschminkt werden – und natürlich Blut, „in allen Variationen“.

Im Rheinland komme das Gruselgeschäft zu Allerheiligen zwar noch nicht an das zum Karneval heran, in Hamburg bleibe das abzuwarten. „Der Karnevalverkauf zieht sich über einen längeren Zeitraum hinweg, während sich zu Halloween alles innerhalb weniger Tage abspielt. Die Verkaufszahlen sind aber in etwa die gleichen“, sagt Birgit Born-Neubert. „Klar ist, dass es seit drei Jahren einen Halloween-Boom gibt“, sagt Boller. An Kunden dürfe es im Norden jedenfalls nicht mangeln, glaubt er, und verweist auf Großveranstaltungen wie den Schla­germove und die Kostümparty Lilabe.

Halloween immer beliebter bei Erwachsenen

In Deutschland sind es längst nicht mehr – wie noch vor einigen Jahren – nur die Kinder, die Halloween feiern, indem sie am 31. Oktober in der Dunkelheit von Tür zu Tür ziehen und singen. Bei Fahnenfleck decken sich vor allem Jugendliche und junge Erwachsene mit Verkleidungsartikeln ein, sagt Born-Neubert. Denn auch der Veranstaltungssektor profitiert davon, dass immer mehr Norddeutsche Spaß an Halloween finden. Im „Parlament“ unter dem Rathaus wird beispielsweise bei der „Beiss mich“-Party gleich Freitag und Sonnabend Halloween gefeiert, im Privileg im Levantehaus treffen sich Kostümierte in diesem Jahr zum siebten Mal im „Hexenkessel“.

Auch Süßigkeiten sind vor Halloween offensichtlich deutlich stärker nachgefragt. Auch wenn es immer noch viele Deutsche gibt, die selbst nicht viel von Halloween halten: Zum Wochenende decken sich die meisten trotzdem lieber mit Bonbons und Schokolade ein, um Verwünschungen von kleinen Geistern und Hexen oder gar Eiern oder Rasierschaum an der Haustür zu entgehen.

Latexmilch, Wachs und Kunstblut

In der Süßwarenbranche bestätigt sich die Beobachtung der Mitarbeiter von Fahnenfleck, nach der sich das Halloween-Geschäft zwar auf wenige, dafür aber extrem umsatzstarke Tage konzentriert. Nach Information des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Resources GmbH über veröffentlichte Zahlen für kleinteilige Süßigkeiten, zu denen Riegel, Bonbons, Fruchtgummi und Lutscher zählen, nahm der Umsatz im Handel in der Halloween-Woche 2014 im Vergleich zur Vorwoche um 16,6 Millionen Euro zu.

Um den Ansturm der Kunden zu bewältigen, sind in einigen Geschäften in der Woche vor Halloween und an diesem Wochenende mehr Mitarbeiter als üblich in den Dienstplänen eingetragen. Bei Deiters sind dann fünf Mitarbeiter beschäftigt, bei Fahnenfleck teilweise sogar zehn, die zum diesjährigen Halloween-Trend, „Day of the
Dead“,­ beraten. Heißt: Über die Ladentheke gehen vor allem Wunden-Accessoires in großen Mengen. Latexmilch, Wachs und Kunstblut dürften wohl das Highlight vieler Kostümierungen sein.