Hamburg. Aluminium-Skulptur auf dem Monument ist Teil des Hamburger Architektursommers. Knapp 60.000 Euro kostet das Projekt.

Es dürfte die spektakulärste Aktion dieses Hamburger Architektursommers gewesen sein: Am Montag hievte am frühen Morgen ein großer Telekran einen Aluminium-Steinbock auf das immerhin 34 Meter hohe Bismarck-Denkmal, das im Alten Elbpark oberhalb der Landungsbrücken aufragt. Industriekletterer befestigten die knapp 200 Kilogramm schwere Skulptur dann mit Stahlseilen am Hals des schweren Bismarck-Kopfes. „Der Bock sitzt dort nun so fest drauf wie ein Helm“, sagte Christoph Steinbrener, einer der Mitglieder des Wiener Künstler-Kollektivs „Steinbrener/Dempf & Huber“.

„Parasitäre Interventionen“ nennt das österreichische Trio seine Aktionen. In Wien haben sie schon einmal sämtliche Werbeschilder einer großen Einkaufsstraße gelb überklebt. Bei einer anderen Kunst-Intervention bauten die drei in einem Büffelgehege im Tierpark eine Eisenbahnlinie auf, um zu zeigen, wie die Lebenräume solcher Tiere bedroht sind. Und nun der Bock in Hamburg. Eine Kunstaktion, die Teil dieser seit 1994 schon zum achten Mal stattfindenden Veranstaltungsreihe ist. Von Mai bis Ende Juli geht es dabei mit Vorträgen, Diskussionen und auch Ausstellungen im weitesten Sinn um das Thema Baukultur. Zahlreiche Verbände, Vereine, Galerien, Künstler, Architekturbüros und die Stadtentwicklungsbehörde unterstützen den Hamburger Architektursommer.

Die Sache mit dem Bock auf dem Bismarck wurde dabei von dem Büro SEHW initiiert, knapp 60.000 Euro kostet das Projekt, an dem Planer und Künstler seit mehr als zwei Jahren gearbeitet hatten.

Das Kunstprojekt soll – natürlich – eine Debatte über Park und Denkmal anregen

Für die Konstruktion gibt es eine eigene Statik, die etwa eineinhalbmal größere Nachbildung eines Alpen-Steinbocks wurde vom naturhistorischen Museum in Wien entwickelt. Wie auf einer Bergspitze wacht das Kunsttier nun über Stadt und Hafen.

Und die Botschaft? „Wir wollen eine Diskussion um diesen Park und dieses Denkmal anregen“, sagt SEHW-Geschäftsführer Christoph Winkler. Hintergrund sind Sanierungspläne für das Denkmal, das samt dem umliegenden Park für 13 Millionen Euro saniert werden soll. Die Mittel dazu kommen je zur Hälfte von der Stadt und dem Bund. Das 1906 errichtete Granit-Monument für den Eisernen Kanzler strahlt zwar eine große Mächtigkeit aus, ist durch sein bröckelndes Fundament aber vom Verfall bedroht. Man wolle mit dem Kunst-Bock nun die Aufmerksamkeit auf diese Fläche richten. „Sind 13 Millionen verhältnismäßig für ein in der Stadt nicht unbedingt groß geliebtes Denkmal?“, fragt Winkler. Zudem liege der Park versteckt und etwas unansehnlich nahe an einem der meistbesuchten Plätze der Stadt. „Hier müsste mehr geschehen, um ihn wieder ins Blickfeld zu rücken“, fordert der Planer.

Heute Abend soll die Kunstinstallation offiziell eröffnet werden. Bis zum 2. August wird der Bock auf Bismarck noch zu sehen sein. So lange wird es auch weitere Veranstaltungen zum Architektursommer geben. Der zentrale Informationsort dafür ist das Foyer des Kunstvereins am Klosterwall 33, das Programmheft liegt in vielen Kulturinstitutionen aus, im Internet ist das komplette Programm unter www.architektursommer.de zu finden.