Am Rande einer Eltern-Demo kam es am Wochenende zu Übergriffen. Ein Video zeigt, wie Polizisten einen Teilnehmer attackieren. Das Präsidium prüft nun Konsequenzen für die betreffenden Beamten.

Hamburg. Die Polizei Hamburg hat nach Übergriffen bei einer Demonstration der Gruppe „Besorgte Eltern“ am Sonnabend in der Innenstadt eine Untersuchung wegen möglichen Fehlverhaltens von Beamten eingeleitet. „Das Dezernat Interne Ermittlungen ist mit der Klärung beauftragt“, sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin dem Abendblatt.

Anlass ist das Video eines angeblichen Übergriffs, dass am Rande der Demonstration auf der Steintorbrücke entstanden sein soll. Darin ist nach einem Kameraschwenk zu sehen, wie mehrere behelmte Polizisten einen Mann am Hauptbahnhof zu Boden drücken und treten. Das Video soll bei der Demonstration am Sonnabend entstanden sein und ist bei YouTube zu sehen.

Gegenüber der „Mopo“ gab sich der im Video gezeigte Mann als Mitglied der IG Metall zu erkennen. Er habe für die Gewerkschaft Videoaufnahmen der Demonstration und gemacht und sei den Beamten in keiner Weise feindselig gegenübergetreten. Er wolle nun Anzeige erstatten.

Polizeisprecher Andreas Schöpflin hatte bereits am Sonntag gegenüber dem Abendblatt angekündigt, den Fall zu untersuchen. „Wir werden genau aufarbeiten, ob in diesem Fall ein Fehlverhalten vorlag. Es ist jedoch eindeutig festzuhalten, dass dieses Video nur einen kleinen Ausschnitt der Gesamtsituation zeigt. Niemand kann darauf sehen, was möglicherweise vorausgegangen ist“, so Schöpflin weiter. Über die voraussichtliche Dauer der jetzt eingeleiteten Untersuchung konnte die Polizei am Montag keine Angaben machen.

Kritik an Schlagstock-Einsatz

Der Polizeisprecher sprach von einem „hochgradig aggressiven Auftreten“ von Gegendemonstranten, ohne das Wirken der Beamten hätte es viele Verletzte geben können. „Die Polizei hat den Auftrag, Versammlungen zu schützen. In dem Fall haben wir das auch getan“, sagte Schöpflin. In sozialen Netzwerken wurde der Einsatz von Schlagstöcken dagegen noch am Tag der Demonstration scharf kritisiert. Teilnehmer sprachen davon, dass einige Gegendemonstranten „regelrecht aus dem Weg geknüppelt“ worden seien.

Zunächst hatten sich etwa 1000 Gegendemonstranten auf dem nahe gelegenen Hansaplatz in St. Georg versammelt und weitgehend friedlich gegen die Gruppe der “Besorgten Eltern“ demonstriert, die sich vehement gegen Sexualkundeunterricht in der Grundschule ausspricht. Vor allem Regenbogenfahnen bestimmten das Bild als Symbol für sexuelle Vielfalt.

Im Anschluss hätten einige Teilnehmer versucht, die rund 150 Teilnehmer der Eltern-Demo auf ihrem Weg vom Hauptbahnhof zum Rathaus immer wieder zu blockieren, sagte ein Polizeisprecher.

Mehr als hundert Polizeibeamte trennten die beiden Gruppen. Am frühen Nachmittag zog die Gruppe dann von Polizisten und Gegendemonstranten umringt durch die Mönckebergstraße zum Rathaus. Nach Angaben der Polizei gab es einige „Rangeleien“. Später wurde auf beiden Seiten vereinzelt mit Schneebällen, Böllern und Flaschen geworfen. Eine 15-jährige Teilnehmerin der Eltern-Demo erlitt dabei eine Kopfplatzwunde. Die Polizei setzte Schlagstöcke ein und nahm mindestens einen Gegendemonstranten in Gewahrsam.