Sie nennen sich „Tolerante Europäer gegen die Idiotisierung des Abendlandes“. In Dresden marschieren Tausende für Pegida, in Köln geben die Islam-Gegner schnell auf.
Hamburg. Gut 4500 Demonstranten haben sich nach Angaben vom Abend am Hamburger Hauptbahnhof zu einer Kundgebung versammelt, um gegen die islamfeindliche Pegida-Bewegung zu protestieren. Die Versammlung stand unter dem Motto „Tegida“ (Tolerante Europäer gegen die Idiotisierung des Abendlandes). Unter ihnen waren auch Vertreter der Hamburger Parteien und aller Fraktionen der Bürgerschaft.
In Dresden gingen gleichzeitig etwa 18.000 Bürger auf die Straße, die sich als „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) verstehen. In Köln hat angesichts Tausender Gegendemonstranten die anti-islamische Pegida-Gruppierung eine Kundgebung nach kurzer Zeit abgebrochen. Der geplante Gang von „Kögida“ über eine Rheinbrücke zum Dom sei abgesagt worden, sagte ein Polizeisprecher. Unter Tausenden Gegendemonstranten brach Jubel aus.
In Hamburg sagte die Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Harvestehude, Hendrikje Blandow-Schlegel: „Wir wollen keine Menschen gegeneinander ausspielen – vor allem keine Menschen in Not.“ Sie sagte, das beziehe sie ausdrücklich auf Deutsche wie auf Flüchtlinge. „Macht eure Herzen und eure Köpfe auf“, appellierte sie an die Teilnehmer.
Die Demonstranten trugen Plakate mit Aufschriften wie „Bunt statt braun“ und „Kein Mensch ist illegal“ oder „Abendland – kann man das essen?“. Teilnehmer sagten, sie seien froh zu sehen, dass viele Menschen sähen, dass in Deutschland etwas falsch laufe. Gemeint waren die Pegida-Demonstrationen wie die in Dresden. Mit der islamfeindlichen Bewegung wurde auch die Partei Alternative für Deutschland, AfD, in Verbindung gebracht.
Gleichzeitig nutzten auch Parteipolitiker wie die Linken-Bürgerschaftsabgeordnete Cansu Özdemir das Forum. Sie sagte, auch Muslime seien von der Gewalt des IS (Islamischer Staat) betroffen. „Es darf jetzt nicht zu einer Verschärfung des Asylrechts kommen“, so Özdemir. Das „Fort Europa“ müsse durchbrochen wreden.
Wegen der Demonstration der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ ließ VW in Dresden seine gläserne Manufaktur am Montagabend unbeleuchtet. „Volkswagen steht für eine offene, freie und demokratische Gesellschaft“, teilte der Konzern mit.
Auch in Berlin und in Stuttgart demonstrierten Tausende gegen Pegida. Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) sprach von einer klaren politischen Botschaft für Integration und gegen Ausgrenzung. „Flüchtlinge sind in Stuttgart willkommen“, versicherte Kuhn. Die Polizei sprach von 5000 Teilnehmern, die Veranstalter von 8000.
In Berlin wurde sogar die Beleuchtung des Brandenburger Tores ausgeschaltet. Kurz nach 19 Uhr lag das Wahrzeichen der Hauptstadt im Dunkeln. Die Berliner Grünen-Fraktionsvorsitzende Ramona Pop hatte zuvor dem Radiosender 104.6 RTL gesagt, das Brandenburger Tor dürfe keine Kulisse bieten für Menschen, die fremdenfeindlich, rassistisch und antisemitisch seien.
In Köln blieben Teile der Innenstadt während der geplanten Demonstration der islamkritischen Pegida dunkel. Für mehrere Stunden sollte die Außenbeleuchtung des Kölner Doms abgeschaltet werde. Auch das Rathaus, mehrere Kirchen und weitere historische Gebäude knipsen das Licht aus.
Der Stromversorger Rhein-Energie kündigte an, die Kölner Brücken und die Altstadt für die Dauer der Demo in Absprache mit der Stadt nicht anzustrahlen. Die Industrie- und Handelskammer verdunkelt ihr Treppenhaus in ihrem Hauptsitz in der Innenstadt ebenfalls.
Die islamkritische Pegida-Bewegung will nun auch in Hannover und Braunschweig demonstrieren. Für den kommenden Montagabend sei ein Aufzug der Gruppe Hagida in der Innenstadt von Hannover angemeldet, sagte ein Polizeisprecher. Der Veranstalter rechne mit 500 bis 1000 Teilnehmern.