Die Beamten schätzen die Menge der illegalen Feuerwerkskörper auf drei Tonnen. Ein Sprengstoff-Entschärfer ist vor Ort. Er fand Böller so groß wie Handbälle. Zahlreiche Wohnhäuser wurden evakuiert.

Billstedt. Dass sie buchstäblich auf einem Pulverfass sitzen, dürfte den Bewohnern des Mehrfamilienhauses an der Billstedter Hauptstraße 60 erst am Dienstagnachmittag schlagartig bewusst geworden sein - als Beamte des Hamburger Zollfahndungsamtes bei Razzien in vier Objekten, darunter auch die Wohnung in Billstedt, rund 8000 illegale Feuerwerkskörper entdeckten. Manche Böller waren teilweise so groß wie Handbälle und Feuerwerksbatterien so groß wie Europaletten. Einige hätten chinesische Schriftzeichen getragen. Auch wurde ein Transporter sichergestellt, von dem aus die Böller wohl verkauft wurden.

„Wir gehen davon aus, dass die illegalen Feuerwerkskörper mindestens zwei Tonnen Netto-Explosivstoffmenge enthalten“, sagte der Sprecher des Zollfahndungsamtes, Axel Hirth, dem Abendblatt. Die Menge der Feuerwerkskörper liege aber wohl bei drei Tonnen. Hirth sprach vom „bisher größten Fund im Stadtgebiet“ der Millionenstadt. Kritisch sei, dass die Pyrotechnik in Keller, Tiefgarage und Wohnung unsachgemäß gelagert worden sei. Auch Waffen wurden gefunden und Bargeld beschlagnahmt.

Offenbar stuften die Beamten die Gefahr, die von dem Feuerwerks-Depot in der Wohnung ausgeht, als so hoch ein, dass ein Sprengstoff-Entschärfer der Polizei anrücken musste. Das Mehrfamilienhaus wurde evakuiert. Laut einer Polizei-Sprecherin wurde außerdem die Evakuierung von Wohnungen und Geschäften im Umkreis von 200 Metern angeordnet. 200 Personen seien betroffen. Einsatzkräfte sagten offenbar einer Anwohnerin, sie solle sich auf vier Stunden einstellen bis sie wieder in ihre Wohnung dürfe. Die Feuerwehr war mit 24 Leuten am Einsatzort vertreten. Am späten Abend brachten Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks die Feuerwerkskörper an einen „sicheren Ort“, wie ein Polizeisprecher sagte.

Mehrere Personen wurden festgenommen


Auf einen anonymen Hinweis hin waren am Dienstag in ganz Hamburg vier Objekte durchsucht worden, außer der Wohnung an der Billstedter Hauptstraße auch eine Werkstatt in Hamm. Mehrere Tatverdächtige seien festgenommen worden, sagte Hirth. Darunter ist auch der 45-jährige Wohnungsinhaber, der nach ersten Erkenntnissen bisher polizeilich nicht bekannt ist. Gegen sie wird unter anderem wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt. Die Täter sollen in den vergangenen Tagen mit einem umgebauten VW Bus durch Hamburg gefahren und von dort aus die illegalen Knaller und Raketen verkauft haben.

Die Räumung der Wohnung wirkte sich auch auf den Verkehr in der näheren Umgebung aus. Es kam zu Verkehrsstaus, von denen zeitweise auch die Buslinien 130, 230, 330, 232 betroffen waren. Auch das Sportspaß-Center in Billstedt musste geräumt werden. Einige, die ihr Auto im Parkhaus abgestellt hatten, mussten für längere Zeit von ihren Wagen fernbleiben. Ob sie nach der Evakuierung einen Teil der Parkgebühren zurückerstattet bekamen, ist noch unklar.

Illegale Knaller können schwere Verletzungen verursachen


Bereits seit einigen Tagen läuft zudem der Schwerpunkteinsatz Razzo. Im Kampf gegen die illegale Einfuhr von Feuerwerkskörpern kontrollieren Beamte des Hauptzollamtes Hamburg-Hafen gezielt Busse und Züge aus Osteuropa. Zumal aus Ländern wie Polen ein großer Teil der illegal nach Deutschland eingeführten Feuerwerkskörper stammt, die im Gegensatz zu regulärer Pyrotechnik im Handel weder über das CE-Prüfsiegel noch eine Zulassung durch die Bundesanstalt für Materialforschung- und prüfung (BAM) verfügen.

Regelmäßig warnen Experten vor den Gefahren durch einen leichtfertigen Umgang mit nicht zugelassenen Raketen und Böllern. Häufig führen zu starke oder unerwartet frühe Explosionen der illegalen Knaller zu schweren Verletzungen. „Nicht geprüfte Feuerwerkskörper sind gefährlich. Ihre Einfuhr ist daher verboten und außerdem auch strafbar“, sagt die Bianka Gülck, Sprecherin des Hauptzollamts Hamburg-Hafen.