Der Park könnte um einen Hektar wachsen, wenn die Marseiller Straße aufgeschüttet werden würde. Stadt prüft die Umsetzung. Grüne machen Druck. Auch die SPD steht einer Erweiterung positiv gegenüber.

Hamburg. Die Fläche von Planten un Blomen könnte im Zuge des Congress Center Hamburg (CCH)-Umbaus um rund einen Hektar erweitert werden. Diese Option prüft nach Abendblatt-Informationen die Stadt. Der Freundeskreis Planten un Blomen und die Grünen fordern eine zügige Realisierung dieses Vorhabens: „Die Marseiller Straße als Zufahrt zum CCH ist überflüssig, wenn im Zuge des CCH-Umbaus eine Anfahrt zur Tiefgarage über die Tiergartenstraße realisiert werden würde“, sagte der Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Anjes Tjarks dem Abendblatt. Die historische Chance für Hamburg, seinen schönsten innerstädtischen Park noch einmal deutlich zu vergrößern, müsse unbedingt umgesetzt werden, sagte Tjarks.

Der spektakuläre Plan: „Die Marseiller Straße würde zurückgebaut und verfüllt. Hier könnte dann die neue Parkfläche entstehen, die direkt mit Planten un Blomen verbunden werden könnte“, sagte Tjarks.

Das marode CCH soll von 2017 an geschlossen werden und für rund 194 Millionen Euro umfassend saniert werden. Die Neueröffnung ist für 2019 geplant. Aus einer Senatsdrucksache, die dem Abendblatt vorliegt und die der Senat vor Kurzem beschlossen hat, geht hervor, dass auch die Stadt einen „Rückbau und eine Verfüllung“ der Marseiller Straße präferiert. Die Kosten dafür würden bei rund 7,5 Millionen Euro liegen. Dann wäre allerdings eine Anfahrt zum CCH über die Tiergartenstraße im nördlichen Bereich des Areals notwendig. Fakt ist: Ein Verkehrsgutachten im Auftrag der Stadt hat ergeben, dass die bisherige Durchfahrtsmöglichkeit über die Marseiller Straße zum Bahnhof Dammtor „verzichtbar wäre, da der Durchgangsverkehr geringfügig ist“.

Im Zusammenhang mit der Revitalisierung des Gebäudekomplexes soll auch die Verkehrsführung und der Zugang zum CCH verändert und außerdem das Umfeld attraktiver und grüner gestaltet werden. In diesem Zuge könnte auch der Dag-Hammarskjöld-Platz am Bahnhof Dammtor, der zurzeit als Parkfläche genutzt wird, umgestaltet werden. Auch einen direkten, neuen Eingang nach Planten un Blomen vom Bahnhof Dammtor wird in der Drucksache als Option gesehen. Allerdings sind all diese Maßnahmen nicht in den 194 Millionen Euro für die CCH-Revitalisierung enthalten.

Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Magnus-Sebastian Kutz, Sprecher Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt: „Wir prüfen, ob wir schon im kommenden Jahr einen Wettbewerb zur Umfeldgestaltung des CCH und der Erweiterung von Planten un Blomen starten können.“ Für Jörg Kuhbier, Vorsitzender des Freundeskreises, steht fest: „Planten un Blomen ist eine der schönsten innerstädtischen Parkanlagen Deutschlands und auch ein Anziehungspunkt für Touristen. Deshalb wäre es ein großer Gewinn für die Hansestadt, wenn diese Fläche erweitert werden würde.“ Denn, so fügt Kuhbier, der von 1994 bis 2000 Landesvorsitzender der SPD war, hinzu: „Als das CCH im Jahre 1973 eröffnet wurde, ist dem Park der Haupteingang genommen worden, und durch die Erweiterung des CCH sind zudem Flächen im nördlichen Bereich weggefallen. Es ist nun eine gute Chance, die Beeinträchtigungen, die der Park in der Vergangenheit erleiden musste, wiedergutzumachen – zur Bereicherung des gesamten Ensembles.“ Der rund 47 Hektar große Park Planten un Blomen erstreckt sich vom CCH bis zum Millerntor und gilt als grünes Herz der Stadt.

Auch die regierende SPD steht einer möglichen Planten-un-Blomen-Erweiterung positiv gegenüber: „Im Zuge der Sanierung des CCH auch über eine veränderte Zuwegung aus Richtung Marseiller Straße nachzudenken, macht Sinn. Erste Überlegungen dazu sind ja in dem auf den Weg gebrachten Sanierungsvorhaben für das CCH bereits enthalten“, sagte Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf. Allerdings ist Kienscherf wichtig: „Wir sollten aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht den zweiten vor dem ersten Schritt tun. Jetzt geht es erst einmal darum, das CCH selbst wieder in Ordnung zu bringen, das ist an sich schon eine enorme Herausforderung, die eine Menge Geld kostet.“ Aber der SPD-Politiker verspricht auch: „Zu gegebener Zeit werden wir uns dann anhand noch zu konkretisierender Planungen sehr sorgfältig mit der Flächengestaltung rund um die Marseiller Straße beschäftigen.“

Wenn es nach Grünen-Politiker Anjes Tjarks geht, dann könnte das angedachte Erweiterungsareal von Planten un Blomen auch zu einer Erlebnisfläche für die Großstädter werden: „Denkbar wäre es, hier ein Stück Dorf in die Stadt zu holen, mit Obstbäumen, Kräuterbeeten und einigen Bauernhoftieren. Attraktive Angebote gerade für Familien und Kinder wären eine weitere Bereicherung in der Innenstadt“, sagte Anjes Tjarks.

Auch wenn das bisher weder Stadt noch Politik als Option sehen: Ein Hektar zusätzliche Fläche in dieser Eins-a-Lage dürfte auch für Projektentwickler im Wohnungsbau interessant sein. Dem wollen die Grünen mit ihrem Vorstoß offenbar auch entgegentreten.