Im Prozess um den Tod der dreijährigen Yagmur sollen Staatsanwaltschaft und Verteidigung heute ihre Schlussvorträge halten. Zunächst jedoch ging es um einen Zwischenfall aus der vergangenen Woche.

Hamburg. Eine körperliche Konfrontation zwischen den angeklagten Eltern im Prozess um den Tod der kleinen Yagmur war am heutigen Hauptverhandlungstag überraschend Thema im Saal 288 des Landgerichts. Bei einem zufälligen Zusammentreffen der beiden am 14. November im Untersuchungsgefängnis war Hüseyin Y. (26) auf seine Noch-Ehefrau Melek (27) zugestürmt und hatte sie offenbar geschlagen. Sie wurde in der Gefängnis-Ambulanz untersucht. Dadurch verzögerten sich die angekündigten Pläydoyers zunächst.

Die Rechtsanwältin der Mutter stellte wegen des Vorfalls einen neuen Beweisantrag, die Justizbeamten des Gefängnisses als Zeugen zu hören. Der angebliche Angriff zeige, dass Hüseyin Y. gewalttäig sei, sagte sie heute morgen. Aus ihrer Sicht ein Hinweis, dass der Vater auch gegen Yagmar Gewalt angewendet habe.

Das Gericht wollte noch am heutigen Vormittag über den Antrag entscheiden.

Yagmurs Mutter ist wegen Mordes an ihrer Tochter angeklagt

Die 27 Jahre alte Mutter Melek Y. steht wegen Mordes vor dem Landgericht, sie soll ihre Tochter aus Hass zu Tode misshandelt haben. Der ein Jahr jüngere Vater muss sich verantworten, weil er das Kind nicht geschützt haben soll. Das Urteil will das Gericht nach bisheriger Planung am 25. November verkünden.

Die kleine Yagmur war kurz vor Weihnachten 2013 in der Wohnung ihrer Eltern an den Folgen schwerer Misshandlungen gestorben. Allein äußerlich hatten Rechtsmediziner 83 Wunden gezählt, dazu kamen innere Verletzungen an Gehirn, Herz, Lunge, Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse.

Yagmur wurde seit ihrer Geburt von Jugendämtern betreut, die wegen Versäumnissen in der Kritik stehen. Das Mädchen war bereits knapp ein Jahr vor seinem Tod wegen gravierender Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt worden. Der Hamburger Rechtsmediziner Prof. Klaus Püschel erstattete damals Anzeige gegen Unbekannt wegen Verdachts der Misshandlung.

Nach Ansicht eines psychiatrischen Gutachters ist die angeklagte Mutter voll schuldfähig. Die 27-Jährige habe ihre Tochter für alles Schlechte in ihrem Leben verantwortlich gemacht, erklärte der Sachverständige.

Der Prozess läuft seit Mitte Juni. Vor Gericht haben die beiden Angeklagten seitdem zu den Vorwürfen geschwiegen.