Zur Erinnerung an die einstige Besitzerin von Schümanns Austernkeller sind am Dienstag zwei Stolpersteine verlegt worden. Rund 80 weitere sollen in dieser Woche folgen, ein Großteil davon an der Uni-Klinik Eppendorf.

Hamburg. Vor dem ehemaligen „Schümanns Austernkeller“ am Hamburger Jungfernstieg sind am Dienstag zwei Stolpersteine zur Erinnerung an die einstige Besitzerin Selma Schümann verlegt worden. Schümann beging mit 65 Jahren am 17. Juli 1942 Selbstmord, bevor sie aufgrund der NS-Rassengesetze in das KZ Theresienstadt deportiert werden sollte. Rund 80 Stolpersteine verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig in dieser Woche in Hamburg, einen Großteil davon an der Uni-Klinik Eppendorf.

Selma Schümann stammte aus einer jüdischen Familie, die schon früh zum evangelischen Glauben übergetreten war. Gemeinsam mit ihrem Mann betrieb sie einen Austernkeller an der Alster-Flaniermeile und übernahm nach dessen Tod 1923 das Restaurant. Nach den NS-Rassengesetzen musste sie im November 1938 ihr Geschäft verkaufen. Obwohl der Wert des Restaurants auf 150.000 Mark geschätzt worden war, erhielt Schümann lediglich 32.000 Mark. Im April 1942 musste sie ihre Wohnung in Harvestehude verlassen und wurde in ein „Judenhaus“ eingewiesen, wo sie sich drei Monate später mit Morphium umbrachte.

Zeugen berichteten nach dem Krieg, dass Selma Schümann viele Jahre unter den Nachstellungen ihres Stiefsohnes zu leiden hatte, der als NSDAP-Mitglied Anspruch auf das Restaurant erhob. Nach Kriegsende versuchte er das Restaurant zurückzubekommen. Nach jahrelangem Rechtsstreit wurde ihm 1950 vom Oberlandesgericht der Austernkeller zuerkannt, obwohl auch das Gericht ihn „zum Kreise der Judengegner“ rechnete. Der Austernkeller lag im hinteren Teil des Hauses Jungfernstieg 34, in dem sich heute ein Modegeschäft befindet. Das Restaurant wurde bereits 1884 eröffnet und musste im Jahr 2000 schließen.

Vor dem neuen Eingang der Uni-Klinik Eppendorf werden am Mittwoch insgesamt 16 Stolpersteine verlegt, die an verfolgte Ärzte der Uni-Klinik erinnern. Weitere Stolpersteine wurden unter anderem in der Brahmsallee, Grindelallee, Steinwegpassage und Rothenbaumchaussee verlegt.

Die Stolpersteine sind in den Gehweg eingelassene Messingplatten und erinnern mit den Daten der Getöteten an die Opfer der NS-Zeit. Hamburg ist mit mehr als 4.000 Stolpersteinen nach Berlin die Stadt mit den meisten Erinnerungsorten dieser Art. Europaweit sind seit 1993 mehr als 40.000 verlegt worden. Finanziert werden sie durch Patenschaften.