Der prominente Islamist hielt eine Rede auf dem Hansaplatz. Der Verfassungsschutz stuft 170 Salafisten in der Stadt als radikale Muslime ein, die einen „Gottesstaat“ errichten wollen.

Hamburg. Einer der bekanntesten deutschen Islamisten hielt am Freitagnachmittag auf dem Hansaplatz in St. Georg eine öffentliche Rede. Pierre Vogel zählt innerhalb des Islams zur religiösen Gruppe der Salafisten. Etwa 300 Menschen kamen zu der Kundgebung, zu der Vogel vorab auch Flugblätter im Stadtteil verteilt hatte. Vogel, der früher Boxsportler war und 2001 zum Islam konvertierte, hielt einen Vortrag über das Thema „Islam und Demokratie“.

Der Mittdreißiger zitierte viel aus dem Koran, auch auf Hocharabisch, hielt seine Rede aber auf Deutsch. Doch unter dem nüchternen Titel der Rede agitierte Vogel vor allem für ein Leben strikt nach dem „Willen Allahs“. In der Welt der Salafisten gibt nur „gut“ und „böse“ – und „gut“ sei, sagt Vogel, wer die Regeln des Koran befolge. „Wer Gutes tut, sei es Mann oder Frau, dem werde Gott ein gutes Leben geben“, sagt Vogel. „Die, die glauben, für die wird es das Paradies geben.“

Unter den Zuhörern waren vor allem junge Männer, kaum einer älter als 40 Jahre. Viele der Jugendlichen trugen Jeans und Winterjacke, einige in den vorderen Reihen oder am Rand der Kundgebung traten auch in der typischen Kleidung der Salafisten auf: hochgekrempelte Hose, kurze Gewänder und ein langer Bart. Einige wenige Frauen, teilweise verschleiert, waren auch unter den Zuschauern.

Pierre Vogel rief in seiner Rede nicht zum gewaltsamen Protest gegen die Demokratie auf. Er agitierte nicht mit Hasstiraden. Dennoch gilt Vogel durch seine Propaganda Kritikern als Wegbereiter in den „Heiligen Krieg“ für einige junge Muslime.

Auch für die Behörden sind die Salafisten ein Risiko für die Sicherheit in Deutschland. Dabei gibt es weder für die Muslime noch für Wissenschaftler und Verfassungsschützer den einen Typ des „Salafisten“. Er ist ein Sammelbegriff für verschiedene Strömungen: vom Puristen, der streng fundamentalistisch nach seiner Auslegung des Korans lebt, aber Gewalt oder Hass gegen andere Gruppen ablehnt.

Viele Salafisten aber engagieren sich politisch. Islamismus-Expertin Claudia Dantschke vom Zentrum Demokratische Kultur in Berlin nennt sie „Mainstream-Salafisten“: Islamisten, die mit politischen Aktionen offensiv den Salafismus in Deutschland verbreiten. Sie lehnen die Demokratie ab. Wer dafür Gewalt als Mittel einsetzen will, zählt zu den Dschihadisten.

Der Verfassungsschutz stuft in Hamburg nach Informationen des Abendblatts 170 Personen als „politische Salafisten“ ein. Sie agitieren offen gegen die Demokratie und die Grundordnung. Ihr Ziel: ein Staat, in dem die Scharia gilt.