Zwischen Neuer Wall und Große Bleichen: 100 Wohnungen, Hotel, Läden, Restaurants und Büros sind in den Stadthöfen geplant.
Zwischen Neuer Wall und Große Bleichen entsteht ein neues Viertel, das Stadthöfe-Quartier. Wo bis vor Kurzem noch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) untergebracht war, sollen hochwertiger Einzelhandel, Büros, Gastronomie, luxuriöse Wohnungen und ein sogenanntes Boutique-Hotel nach Pariser Vorbild gebaut werden. Auch die Innenhöfe sollen wieder genutzt und zur Flaniermeile werden.
Die Quantum Immobilien AG entwickelt mit Partnern das derzeit größte innerstädtische Bauvorhaben. 250 Millionen Euro sollen nach Abendblatt-Informationen investiert werden. Damit verbunden ist auch ein Umbau des angrenzenden Bleichenhofs.
Der Zeitplan ist ehrgeizig, denn bereits 2017 sollen die ersten Mieter in dem Quartier einziehen. Mit David Chipperfield und seinem Büro haben die Projektentwickler einen der international renommiertesten Architekten verpflichtet, der auch die berühmte Berliner Museumsinsel gestaltet hat. Für die Planung der Stadthöfe werden außerdem Kuehn Malvezzi Architects zusammen mit den Architekturbüros Stephen Williams Associates und agn Leusmann verantwortlich sein.
Die Stadthöfe dürften für jeden Architekten eine große Herausforderung sein: Das Gebäudeensemble wurde in der Zeit von 1888 bis 1916 als Sitz für die Hamburger Verwaltung erbaut – an der Gestaltung hat auch der legendäre Oberbaudirektor Fritz Schumacher mitgewirkt. Viele Jahre war es das Quartier der Polizeibehörde und während der NS-Zeit als Sitz der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) ein gefürchteter Ort der Unterdrückung, Verfolgung und Folterungen. 2009 erwarb die Quantum Immobilien AG die Immobilie für rund 54 Millionen Euro von der Stadt. Nach Abendblatt-Informationen soll es sich bei den Partnern um drei Versorgungswerke handeln, die an vielen Standorten in Hamburg bereits in Immobilien investiert haben.
Die Erwartungen sind hoch. „Die Stadthöfe werden mit ihrem gemischten Nutzungskonzept – Läden, Gastronomie, Wohnen, Hotel und Büros – zu einer deutlichen Belebung der Hamburger Innenstadt beitragen“, sagt Oberbaudirektor Jörn Walter. Und Andy Grote (SPD), Leiter des Bezirksamtes Mitte, sagt: „Wenn die historischen Gebäude mit den charmanten Höfen erstmals öffentlich erlebbar werden, gewinnt Hamburg ein Stück ganz neue lebendige Innenstadtqualität.“
Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg wagt sogar den Vergleich mit der Hauptstadt: „Die Stadthöfe sind eine tolle Entwicklung für die Innenstadt. Sie haben das Potenzial, eine ähnliche Entwicklung zu machen wie die Hackeschen Höfe in Berlin.“
Die Fassaden der denkmalgeschützten imposanten Gebäude sollen weitgehend erhalten bleiben. Im Inneren des Ensembles wird es Teilabrisse und Neubauten geben. Mit dem Umbau sollen auch neue Wege geschaffen werden: „Insbesondere die Verbindung zwischen den Große Bleichen und Neuer Wall über die Innenhöfe bereichert das Passagen-Viertel um eine völlig neue Facette“, sagt Oberbaudirektor Jörn Walter. Die Straße Stadthausbrücke soll ebenfalls umgestaltet und die Fußwege auf bis zu zehn Meter verbreitert werden.
Die Innenhöfe sollen teilweise überdacht und auch gastronomisch genutzt und durch Einkaufsgalerien verbunden werden. Es soll bereits erste Mieter für die Einzelhandelsflächen geben – sowohl die Mieten wie auch die Mieter sollen sich nach Abendblatt-Informationen im gehobenen Preissegment bewegen. Das gilt auch für die 100 Mietwohnungen, die mit Blick auf das Bleichenfleet geplant sind. Dabei sollen Alt und Neu verbunden werden.
Neben den Wohnungen ist zur Stadthausbrücke hin ein „Boutique-Hotel“ der Vier-Sterne-Superior-Kategorie geplant. Als Vorbild dient das Pariser Costes Hotel, das Kultstatus genießt.
Im sogenannten Hofhaus, in dem das Luxushotel einziehen soll, sind auch Gastronomie und Eventflächen vorgesehen. Mit Blick auf das Gesamtbauvorhaben fasst es Bezirksamtschef Grote so zusammen: „Eine schlafende städtebauliche Schönheit wird zu ganz neuem Leben erweckt.“ Neuigkeiten gibt es nach Abendblatt-Informationen auch bei den Plänen für die Umnutzung eines weiteren Gebäudes in der Nachbarschaft, der Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt, die die Stadt an Investoren verkauft hat, die den Bau zu einem Luxushotel umgestalten wollen: Es soll Verhandlungen mit nur noch einem Konzern geben, die kurz vor einem Vertragsabschluss stehen.
Die Stadthöfe werden zu einer deutlichen Belebung der Hamburger Innenstadt beitragen