Das Ausmaß des Großbrandes ist offenbar noch größer als zunächst gedacht: In den Hallen befanden sich ein Tonstudio und die Probenräume Hamburger Musiker. Die Feuerwehr muss einen Teil der Halle einreißen.
Hamburg. Bei dem Brand in Hamm sind offensichtlich auch wertvolle Musikinstrumente, Verstärkeranlagen und Studio-Einrichtungen zerstört worden. In dem Gebäude befanden sich nach Abendblatt-Informationen ein Musikstudio und mehrere Probenräume Hamburger Bands.
Wie groß der Schaden genau ist und ob alle Bands ihre Gitarren und Verstärker versichert hatten, ist unklar. Der Schaden für die Hamburger Musikszene sei in jedem Fall gewaltig, sagte ein Experte dem Abendblatt. In den Studios waren zuletzt sogar Aufnahmen der Kultband Deep Purple bearbeitet worden.
Produzent Eike Freese konnte den Flammen gerade noch entkommen. Der 34-Jährige war mit der Hamburger Band Venatic bei Gesangsaufnahmen, als plötzlich der Strom ausfiel. „Da sind wir stutzig geworden“, erzählt Freese. Vom Küchenfenster des Studios aus, sahen er und der Musiker die Halle in Brand stehen. Geistesgegenwärtig rettete Freese noch eine Festplatte, danach traten sie die Flucht nach vorne an. „Wir sind nur noch raus. Die Wände und die Decke haben schon in Flammen gestanden“, sagt der Produzent. Die beiden waren mit die Letzten, die die brennende Halle verließen: „Die Feuerwehr dachte schon, da wäre niemand mehr drin.“
Die Ton- und Regieräume, die Freese sich mit anderen Musikern teilt, sind nur noch ein Haufen Schutt. „Da ist eine ganze Existenz verbrannt“, sagt der Hamburger, der das Ausmaß der Katastrophe noch gar nicht fassen kann. Am Dienstag war der 34-Jährige am Brandort – und schockiert von dem Anblick. „Das ist, als ob einem das Leben unter den Füßen weggezogen wurde“, erzählt der Produzent und Musiker. In den Aufnahmeräumen fielen auch rund 50 Gitarren den Flammen zum Opfer: „Das sind viele ideelle Werte, die da verloren gegangen sind.“
Neben dem Studio vernichtete das Feuer Proberäume und Instrumente zahlreicher Hamburger Bands. Viele von ihnen seien nicht versichert, schätzt Freese. „Das tut mir unglaublich Leid“, sagt der Produzent. Sein materieller Verlust wird vermutlich zumindest von der Versicherung gedeckt. Der Verlust ist dennoch immens. „Da ist ein ganzes Stück Hamburger Musikgeschichte verbrannt“, sagt der 34-Jährige. Immerhin, nach dem Feuerdrama ist die Unterstützung aus der Musikszene groß. „Ich bekomme ganz ganz viel Support und Hilfe. Das ist wirklich schön“, erzählt der Hamburger. Wie es für ihn weitergeht, weiß er noch nicht. „Jetzt konzentriere ich mich erstmal auf das Organisatorische.“ Einige seiner Musikerkollegen, mit denen er das Studio teilte, sind derzeit auf Tournee im Ausland. Von der Katastrophe in Hamm haben sie noch nicht erfahren.
Das Großfeuer hält die Feuerwehr unterdessen weiter in Atem: Auch am Dienstagmorgen war über dem Stadtteil Hamm-Süd Rauch zu sehen. Der Brand ist noch nicht gelöscht. „Wir werden noch einige Stunden beschäftigt sein, vor der Mittagszeit werden wir da nicht abrücken“, sagte Feuerwehr-Sprecher Hendrik Frese am frühen Morgen. Vermutlich werden die Löscharbeiten sogar noch bis Mitternacht andauern.
Momentan befindet sich die Feuerwehr noch mit rund 50 Mann vor Ort. „Das Problem ist, dass es im hinteren Teil der Halle immer noch brennt, die ist aber wegen der Einsturzgefahr noch nicht begehbar und die Wasserwerfer reichen nicht so weit“, beschreibt Frese die Problematik. Nun wollen die Einsatzkräfte die statisch instabile Halle im vorderen Teil einreißen, um an die Glutnester zu gelangen.
Nachteil: Durch den Teileinriss könnte möglicherweise die Brandursache nicht mehr so einfach ermittelt werden. „Die Gefahrenabwehr geht vor“, sagt Feuerwehrsprecher Manfred Stahl.
Flammen schlugen meterhoch aus der Halle
Um kurz nach 15 Uhr war die Feuerwehr am Montag an den Hammer Deich 70 gerufen worden. Anwohner hatten Flammen und Rauch auf dem Gelände eines Autohandels gesehen. Als die Feuerwehr eintraf, schlugen die Flammen schon meterhoch aus der 600 Quadratmeter großen Lagerhalle.
Die Feuerwehr rückte mit vier Löschzügen und Sonderfahrzeugen an, 160 Einsatzkräfte waren vor Ort. Nach bisherigen Erkenntnissen brach das Feuer in der Lagerhalle für Autoteile aus. Zudem sollen Kühlschränke in dem Gebäude gelagert worden sein. Am Montagabend fing dann sogar eine zweite Lagerhalle Feuer.
Brandursache ist bislang unklar
Die Einsatzkräfte konnten einen Mitarbeiter der Firma gerade noch aus der Halle retten. Er erlitt eine Rauchvergiftung. Wie es zu dem Feuer kommen konnte, ist bislang noch unklar.
Ein Löschboot wurde zur Wasserversorgung aus der Bille angefordert. Außerdem kamen Wasserwerfer zum Einsatz.
Anwohner waren aufgerufen, wegen der starken Rauchentwicklung Türen und Fenster geschlossen zu halten. „Im Moment gibt es bei den Messungen keine besorgniserregenden Werte mehr, das Schließen der Fenster ist also nicht mehr zwingend erforderlich, die meisten Anwohner werden es aber noch alleine wegen der anhaltenden Geruchsbelästigung sicher weiter machen“, so Frese.