Die amerikanische Modefirma hat die Arbeitszeiten geändert. Schichtbeginn soll künftig morgens um 4 Uhr sein. 26 Hamburger Mitarbeiter klagen vor dem Arbeitsgericht dagegen. Und nicht nur damit macht der Textilriese, dessen Kleidung gerade bei Jugendlichen beliebt ist, negative Schlagzeilen

Hamburg. Die Parfümwolke vor der Hamburger Filiale der amerikanischen Modefirma Abercrombie & Fitch an der Poststraße ist nach Vorgaben des Bezirksamts Mitte verduftet, doch jetzt stinkt es den Mitarbeitern: 26 Festangestellte im Alter zwischen 19 und 35 Jahren, von denen einige auch in den Niederlassungen der Tochterfirma Hollister in der Europapassage und im Alstertal-Einkaufszentrum sozialversicherungspflichtigen Jobs nachgehen, klagen vor dem Arbeitsgericht gegen den US-Textilgiganten, dessen sportliche Kleidung insbesondere bei Jugendlichen angesagt ist.

Hintergrund: Abercrombie & Fitch will die Arbeitszeiten ändern. Die Mitarbeiter, die 9,50 Euro pro Stunde verdienen, sollen künftig ab 4 Uhr morgens T-Shirts, Hemden und Jeans in die Regale sortieren. Die bisherigen Verträge sahen vor, dass die Geschäfte nach Ladenschluss aufgeräumt wurden – also zwischen 22 Uhr und spätestens 2 Uhr nachts. Warum die Schicht der Angestellten nun morgens um 4 Uhr beginnen soll, dazu nimmt der Konzern bisher nicht Stellung.

Rechtsanwalt Heiko Hecht, der die Hamburger Mitarbeiter vertritt, äußert gegenüber Abendblatt.de eine Vermutung: „Dahinter könnte eine arbeitsrechtliche Sanierung stecken.“ Das heißt: Der Konzern geht davon aus, dass zahlreiche Mitarbeiter den geänderten Bedingungen nicht zustimmen und kündigen. „Dann kann der Arbeitgeber neues Personal einstellen – zu günstigeren Konditionen.“ Die Nachtzuschläge, die der Konzern bisher zahlen müsse, umgehe Abercrombie & Fitch durch die neuen Arbeitszeiten ohnehin, so Arbeitsrechtler Hecht. Die Änderungskündigungen mit den neuen Arbeitszeiten werden zum 31. Oktober 2013 gültig.

Es ist nicht das erste Mal, dass der einst angestaubte Fachhandel für Angelbedarf und Schrotflinten, den der als exzentrisch geltende Chef Mike Jeffries, 68, binnen kurzer Zeit in eines der angesagtesten Mode-Labels der Welt mit 1000 Filialen weltweit transformiert hat, negative Schlagzeilen macht: Erst vor kurzem war ein Interview öffentlich geworden, in dem der Konzernboss sagte, dass er „natürlich nur Kleidung für die coolen Kids mache, die tolle Einladungen und viele Freunde haben“.

In den USA hat Abercrombie & Fitch seither deutlich weniger Freunde: Allein im ersten Quartal 2013 fiel der Umsatz um neun Prozent auf 839 Millionen Dollar (646 Millionen Euro). Und auch in Hamburg, so sagt ein Brancheninsider, der anonym bleiben will, laufen die Geschäfte lange nicht so gut wie erhofft. War der Andrang bei der Eröffnung der Filiale an der Poststraße im April 2012 noch riesig, so gebe es jetzt an Wochentagen „vor den Läden schon so gut wie keine Warteschlange mehr“.