200 Jahre und sechs Generationen hat das Geschäft überdauert. Zum Jahresende wird es geschlossen, die Innenstadt verliert einen Klassiker.

Hamburg. Aus den Schaufenstern schauen Keilerkopf, Fuchs und Iltis auf die eher seltenen Passanten in der Lilienstraße, einer Parallelstraße zur beliebten Einkaufsmeile Spitaler Straße. Die ausgestopften Tiere stellen die Dekoration für Jagdbekleidung, Messer und diverse Schusswaffen, von der Signalwaffe bis zur Pistole. Hoerning, ein Fachgeschäft für Liebhaber von Jagd- und Angelzubehör ist mit seinem Geschäft seit 1907 an diesem Standort zu Hause. Jetzt hat der Inhaber Hans-Jürgen Kern beschlossen, das Geschäft zu schließen. Bereits Anfang des Jahres war damit begonnen worden, den Angelgerätebereich aufzulösen, aus wirtschaftlichen Gründen. Zum Ende des Jahres 2012 soll nun komplett geschlossen werden.

"Aus Altersgründen und mangels Lösung für eine Geschäftsfortführung", sagt Hans-Jürgen Kern, "ist die Schließung des Geschäftes unvermeidlich". Er hatte Hoerning & Co nach dem Tod seines Bruders und langjährigen Inhabers Jens-Peter Kern vor zwei Jahren übernommen. Schwieriger gewordene Marktbedingungen und verstärkter Wettbewerbsdruck, unter anderem durch den wachsenden Einfluss des Internethandels, würden das Zustandekommen einer soliden Zukunftslösung für das Geschäft erschweren, so der 65-Jährige. Eine nicht unwesentliche Rolle spiele aber auch baulicher Handlungsbedarf bei den 1845 errichteten und inzwischen an einen Investor verkauften Gebäuden, in denen das Ladengeschäft Hoerning sitzt. "Dass nun eine über 200-jährige Firmengeschichte zu Ende geht, ist für die Eigentümerfamilie und für die Mitarbeiter schmerzlich, sagt der Inhaber, "aber eine Alternative war nicht in Sicht".

Die Geschäftschronik reicht zurück bis in das Jahr 1809, als der aus Thüringen stammende Urgroßvater des späteren Namensgebers der Firma Eduard Hoerning & Co. in der Steinstraße der Hamburger Altstadt eine Büchsenmacherei eröffnete. 1850 wurde sie in die Straße Lange Mühren, 1907 dann an den heutigen Standort verlegt. Im Laufe der Jahre verlagerte sich der Tätigkeitsschwerpunkte immer mehr in Richtung Facheinzelhandel. Nach dem Tod Eduard Hoernings im Jahr 1957 wurde die Firma von seinem Schwiegersohn und Kompagnon, Paul F. Kern fortgeführt. Er übergab sie 1998 an seinen Sohn Jens-Peter. Nach mehr als sechs Generationen, die das familiengeführte Unternehmen bestand, endet jetzt die Ära.

Bis zum 31. Dezember wird das Geschäft seine Artikel ausverkaufen. Das traditionelle Silvestergeschäft mit Signalwaffen- und munition sowie pyrotechnischen Artikeln soll der krachende Abschluss für den langjährigen Traditionshändler werden.