Die Einbahnstraße “Am Gleise“ soll für beidseitigen Radverkehr umgestaltet werden. Für eine lang erhoffte Lärmschutzwand wäre dann kein Platz.

Hamburg. Auf Wunsch des Senats sollen zukünftig möglichst viele Hamburger Einbahnstraßen von Radfahrern in beide Richtungen befahren werden dürfen. Auch für die Straße "Am Gleise" wurde diese Regelung kürzlich geprüft. Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde, der Polizei und des Bezirksamtes begingen den schmalen Verbindungsweg im Wohngebiet der Veddel. Dabei stellten sie fest, dass die am nördlichen Ende gelegenen Parkplätze beidseitigen Radverkehr verhindern würden. Eine Lösung wurde schnell gefunden: Autofahrer sollten ihre Fahrzeuge auf der anderen Seite parken, schon könnten Radler problemlos in beide Richtungen fahren. Alles schön und gut, sagt SPD-Bezirkspolitiker Klaus Lübke, aber zu kurzfristig gedacht. Denn was sei mit der Lärmschutzwand, auf die viele Veddeler schon lange hofften? Diese solle genau entlang der Einbahnstraße entstehen. Lübke befürchtet, damit werde es "Am Gleise" dann ziemlich eng.

"Es ist der Wunsch vieler Anwohner, dass eine Lärmschutzwand zwischen der sechsspurigen Bahntrasse und den Wohnhäusern errichtet wird", sagt Lübke. Das sei in die Planungen nicht einbezogen worden, obwohl es seit Jahren im Gespräch sei. Kürzlich hat sich im Stadtteil eine eigene Initiative gegen den Lärm gegründet. "Ja, wir machen uns stark für einen Lärmschutz auf der Veddel", sagt Mitglied Cigdem Saglam, die direkt an der betroffenen Einbahnstraße wohnt. "Wir haben bereits 400 Unterschriften gesammelt."

Bei den zuständigen Behörden scheint sich das Begehren der Veddeler noch nicht herumgesprochen zu haben. "Bei der Begehung der Straße war eine Mitarbeiterin des Bezirks dabei", sagt Sandra Levgrün, Sprecherin der Hamburger Polizei, "aber von einer geplanten Lärmschutzwand hat sie nichts gesagt." Beim Bezirk Hamburg-Mitte wurde die Planung für neue Fahrradregelung beim Verkehrsausschuss vorgestellt – "zur Kenntnis", so eine Sprecherin. Bei der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation weiß man ebenfalls nichts von einem etwaigen Lärmschutz.

Dabei prüft die Bahn derzeit tatsächlich, ob ein Lärmschutz entlang des Veddeler Wohngebietes errichtet werden könnte. "Auf Basis des freiwilligen Förderprogramms zur Lärmsanierung hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) im Bereich zwischen der Süder- und der Norderelbe einen zusätzlichen, rund 6500 Meter langen Sanierungsabschnitt zur Bearbeitung freigegeben. Der Abschnitt beginnt etwa auf Höhe des Neuländer Rings und endet etwa auf Höhe der Straße Veddeler Elbdeich", so eine Sprecherin. In diesem Abschnitt liegt auch die Straße "Am Gleise". Erste Ergebnisse sollen im zweiten Quartal 2012 vorliegen.

Ob das seitens der Behörden in die Planungen zum Radverkehr einbezogen wird? Die Verantwortlichkeit dafür läge laut Polizei ganz klar beim Bezirk. "Wir sind in dieser Angelegenheit völlig emotionslos", sagt Sprecherin Lindgrün. "Wenn man uns sagt, dass hier ein Lärmschutz hin soll, dann lassen wir das mit der Öffnung der Einbahnstraße für Radfahrer eben sein." Der Bezirk hingegen kontert: "Die Polizei hat das beschlossen. Der Ball liegt dort."