Rund 120 Grundschüler waren am Weltwassertag in der Innenstadt als „Aqua-Agenten“ unterwegs, um Passanten zur Ressource Wasser zu befragen.

Hamburg. „Aqua-Agenten! Aqua-Agenten! Aqua-Agenten!“ Mit diesem dreifachen Schlachtruf machten sich rund 120 Grundschülerinnen und Grundschüler am internationalen Weltwassertag in der Hamburger Innenstadt auf die „Mission Wasser“. Ausgerüstet mit Agenten-Kappen, Leuchtwesten und Materialien aus ihrem Agenten-Koffer strömten die Dritt- und Viertklässler in alle Richtungen aus, um herauszufinden, wie wichtig Wasser für die Hamburger ist.

„Wussten Sie eigentlich, dass für die Produktion einer Kinderjeans etwa 6000 Liter Wasser benötigt werden?“, fragt die zehnjährige Julia eine Passantin. Im Sachkundeunterricht an der Harburger Schule Weusthoffstraße hat die Schülerin gemeinsam mit ihren Klassenkammeraden diese und weitere Fragen erarbeitet. Ihre Lehrerin Zijada Agic habe gemeinsam mit Kolleginnen im Winter eine Fortbildung des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung besucht, um die Schüler im Rahmen eines Wahlpflichtkurses zu „Aqua-Agenten“ ausbilden zu können.

„Durch das Bildungsprojekt „Aqua-Agenten“ können die Kinder kreativ und spielerisch das Element Wasser erkunden. Im Mittelpunkt steht dabei der Agenten-Koffer, der wie eine Themenwerkstatt aufgebaut ist. Er verwandelt das Klassenzimmer in eine richtige Ausbildungszentrale“, erklärt Agic. Comics, Weltkarten oder Hörspiele haben die Kinder an das Thema Wasser herangeführt. Seit Februar befassen sich die Harburger Schüler in ihrer Mission mit den Themenfeldern „Wasserversorgung“, „Wasserentsorgung“, „Lebensraum Wasser“ und „Hafenstadt Hamburg“.

Hinter dem Bildungsangebot steht die Michael-Otto-Stiftung, die das Projekt gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Logistik entwickelte. Bereits seit 2010 machen sich Hamburger Grundschüler auf den Weg herauszufinden, warum Wasser für alle Lebensbereiche so wertvoll ist und wie sich das eigene Handeln auf die vergängliche Ressource auswirkt.

„Ich beobachte ein ganz neues Lernverhalten meiner Schüler“, sagt Agic, „die Motivation der Kinder ist durch den Praxisbezug eine ganz andere als im normalen Schulunterricht. Sie alle waren von Anfang an sehr engagiert und haben sich erstaunlich gut auf diesen Tag vorbereitet.“

Vorbereitet ist auch der neunjährige David, der aus seiner Vierergruppe als Interviewer die Aufgabe hat, als erster auf die Passanten zuzugehen. „Guten Tag, wir sind die Aqua-Agenten“, stellt sich der Viertklässler einer Passantin vor. „Bevor ein Huhn ein Ei legen kann, werden vorher insgesamt ca. 200 Liter Wasser verbraucht“, erklärt sein Freund Felix. „Ich bin sehr angetan von der Aktion der Schüler“, sagt die Hamburgerin, „vor allem geht man Kindern nicht so schnell aus dem Weg, wenn man von ihnen auf der Straße angesprochen wird. Sie bewegen einen zum Zuhören.“ „Ich werde zukünftig mehr darauf achten, Giftstoffe vom Restmüll zu trennen“, meint ein anderer Befragter. „Bei vielen Dingen war uns der enorme Wasserverbrauch vollkommen unbekannt“, fügt sein Kollege hinzu.

Die Kinder selbst betrachten die Ressource Wasser nun mit neuem Blick: „Meine Familie will zukünftig mehr Recyclingpapier verwenden und kauft jetzt vor allem regionales Obst. Das spart eine Menge Wasser“, sagt David. Bis Ende Juli werden sich die Harburger Grundschüler noch mit dem Thema Ressourcenschutz im Rahmen der „Aqua-Agenten“ beschäftigen und ihre Ausbildung durch Besuche eines Wasser- und Klärwerks, des Containerterminals sowie eines Hamburger Gewässers fortsetzen.

Am Ende der Befragung wurden mehr als 500 Antworten von Passanten ausgezählt. Dann steht fest, wie die Hamburger zukünftig ihr Wasser schützen wollen: 30 Prozent wollen mehr regionales Obst kaufen, 25 Prozent mehr Recycling-Papier benutzen. 24 Prozent der Befragten werden möglichst umweltschonende Reinigungsmittel verwenden und 21 Prozent wollen mehr darauf achten, Giftstoffe nicht in der Toilette, sondern nach Vorschrift zu entsorgen. Für den neunjährigen Felix ist vor allem eines klar: „Viele Erwachsene sagen immer, wir hätten genug Wasser. Wir wissen jetzt, dass das nicht stimmt, und hoffentlich viele Hamburger auch.“