Die Vorbereitungen für das Matthiae-Mahl heute Abend im Rathaus laufen auf Hochtouren. Bürgermeister Olaf Scholz ist erstmals Gastgeber.

Hamburg. Das traditionsreiche Matthiae-Mahl wird heute Abend im Großen Festsaal des Rathauses gefeiert. Bereits seit 1356 laden die Regierenden der Hansestadt zu diesem ältesten noch begangenen Festmahl der Welt ein - zum sogenannten Matthiae-Mahl. Der Name geht auf den Matthiae-Tag, den 24. Februar, zurück. In diesem Jahr fällt der Festakt seit Langem einmal wieder auf genau dieses Datum. An diesem Tag wurden nach historischer Überlieferung im Rathaus die Aufgaben im Senat neu verteilt und neue Bürgermeister aus den Reihen der Senatoren gewählt.

In diesem Jahr ist Bürgermeister Olaf Scholz erstmals Gastgeber der 380 handverlesenen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und dem Konsularischen Korps. Dazu kommen die Ehrenbürger der Stadt und zwei auswärtige Ehrengäste. Heute sind dies EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Jürgen Fitschen, Vorstand der Deutschen Bank.

+++ Routinierter Gast +++

+++ Das Festmahl zu Ehren des heiligen Matthias +++

Die Vorbereitungen im Rathaus laufen auf Hochtouren, das Protokoll des Senats arbeitet ununterbrochen. Die Mitarbeiter des Inlands- und Auslandsprotokolls sind diejenigen, die für den reibungslosen organisatorischen Ablauf aller offiziellen Veranstaltungen zuständig sind. So auch für dieses hochkarätige Ereignis, das man getrost als Höhepunkt des gesellschaftlichen Jahres bezeichnen kann. Davor gibt es einiges zu tun: Die Ehrengäste müssen empfangen und begleitet werden. Menü, begleitende Weine und Blumenschmuck werden vom 20-köpfigen Protokoll ausgesucht. Eine besondere Herausforderung ist in jedem Jahr wieder die Sitzordnung für die 380 Gäste. "Wer neben wem sitzt, ist abhängig davon, wie hochrangig jemand ist, wer miteinander harmoniert oder wer welche Sprache spricht", sagt Protokollchefin Juliane Scholz-Foth. "Die Senatoren übernehmen am Tisch die Gastgeberrolle."

Des Weiteren wird eifrig poliert - das gesamte Tafelsilber, die Bestecke, auch alle Aufsätze müssen glänzen. Echte Handarbeit. Schon eine Woche vor dem Fest gibt es stets die große Inventur. Federführend zuständig ist dafür der oberste Ratsdiener Carsten Rogge, der seit dem Jahr 2000 im Rathaus arbeitet. "Wir Ratsdiener sind wie Kellner in gehobener Position, wir begleiten alle Sitzungen und sorgen für das Wohl der Politiker und Gäste im Rathaus." In puncto Tafelsilber kann Rogge übrigens im Vergleich zum Vorjahr Zugänge verzeichnen. "Es ist Tradition, dass ausgeschiedene Senatoren ein vollständiges Besteck mit dem eingravierten eigenen Namen zum Silberschatz der Stadt stiften", so Rigge. Aufgrund der Neuwahlen im vergangenen Jahr haben sich einige Teile mehr bei ihm eingefunden. Über eventuell fehlende silberne Löffel oder Gabeln nach dem Mahl wird natürlich eisern geschwiegen.

Neben dem Silberschmuck schmücken heute Abend zudem 170 Blumengestecke des Floristikunternehmens Himmel und Erde am Hofweg die fünf je 26 Meter langen Festtafeln. Mario Mahlstedt und sein Kompagnon Moritz Leonard sind schon den gesamten gestrigen Tag mit dem außergewöhnlichen Blumenschmuck beschäftigt. "Zur Jahreszeit passend haben wir Frühlingswiesen gestaltet, die als Tischband über die Tafeln laufen werden", sagt Mahlstedt. "Wir verwenden nur heimische Blumen, keine exotischen, wie es der Wunsch des Protokolls war." Insgesamt haben sie 1000 Tulpen, 400 Clematis, 900 Perlhyazinthen, 600 Anemonen und 400 Liatris verarbeitet. Heute früh um acht Uhr liefern sie ihre kleinen Blumenkunstwerke ab und dekorieren die Festtafeln. Die Floristen sind zum zweiten Mal mit dabei. "Im ersten Jahr waren wir aufgeregter, jetzt sind uns die Abläufe vertrauter", so Mahlstedt. Besonderer Hingucker werden zwei große Magnolienzweige im Eingangsbereich sein, die pünktlich zum Matthiae-Mahl erblühen.

Für EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso ist der Abend im Rathaus vermutlich der Höhepunkt seines Hamburg-Aufenthalts. Das Protokoll hat dem Portugiesen ein interessantes Programm zusammengestellt: Nachdem der 55-Jährige gestern Abend am Flughafen Fuhlsbüttel gelandet und dort abgeholt worden war, nächtigte er mit seiner Entourage im Gästehaus des Senats, bevor heute Mittag um 12 Uhr ein Besuch der Elbphilharmonie-Baustelle mit Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) ansteht. Außerdem besucht Barroso die Bucerius Law School an der Jungiusstraße. Dort wird er vor Studenten einen Vortrag über die EuroKrise halten. Auch ein Treffen mit Bürgermeister Olaf Scholz steht auf dem Programm des EU-Kommissionspräsidenten. Mit ihm wird er gemeinsam zu Mittag essen.

Auch am Abend wird Barroso genug Zeit haben, um sich mit Scholz zu unterhalten. Nach der Ankunft und anschließender Begrüßung im Rathaus werden sich die Ehrengäste Barroso und Fitschen zu einem kurzen Gespräch in das Bürgermeisteramtszimmer zurückziehen. Anschließend tragen sie sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Den Reden der drei Hauptpersonen werden dann alle Gäste folgen können. Sie sprechen vor und zwischen den vier Gängen des Menüs. In diesem Jahr kommen die noch streng geheimen Speisen aus der Küche des Hotels Park Hyatt Hamburg an der Bugenhagenstraße. Küchenchef Andreas Bärenklau wird sicher den Geschmack der Gäste treffen.

Ebenfalls geheim ist die Sitzordnung. Der Tradition zufolge nehmen die Ehrengäste Platz am Ehrentisch an der Seite des Bürgermeisters.