Jeden ersten Dienstag im Monat veranstaltet das Stadtteilarchiv Hamm Vorträge zu geschichtlichen Themen. Dieses Mal: 100 Jahre Hochbahn.

Hamburg. Ungewöhnlich voll und laut war es am Dienstag im Vortragsraum „Mittelstraße“ im Stadtteilarchiv Hamm: Gut 20 Gäste tauschten den aktuellen Stadtteil-Klatsch aus und warteten vor ihren Kuchentellern und Kaffeetassen auf den Beginn des 250. Vortrags des "Geschichtscafés". Referent war Historiker Daniel Frahm, der anlässlich des hundertjährigen Jubiläums etwas zur Geschichte der Hochbahn erzählte. Bereits zum vierten Mal hielt der studierte Sozial- und Wirtschaftshistoriker eine Präsentation im „Geschichtscafé“. Frahm ist seit 2007 bei der Hochbahn beschäftigt und für das so genannte „history marketing“ verantwortlich, was unter anderem bedeutet, dass er Auftritte und Veranstaltungen des Unternehmens für dessen Jubiläumsjahr vorbereitet. Von Frahm erfuhren die Zuschauer nicht nur, dass Bahnfahrerinnen erst 1980 eingesetzt wurden, da ein Gesetz bis dahin die Beschäftigung von Frauen im öffentlichen Straßenverkehr verbot, sondern auch, dass es ein extra Graffiti-Entfern-Zentrum für besprühte Wagen in Wandsbek gibt. Außerdem zeigte der 33-Jährige Fotos der neuen Generation der U-Bahnen, der DT 5, die auf der Strecke der U4 eingesetzt werden wird. Besonders erheitert hat die zum Großteil aus Hamm stammenden Zuhörer die Erklärung dazu, warum es in den Anfangsjahren zwar eine zweite und dritte, jedoch keine 1. Wagenklasse gab: Da die Jungfernfahrt bereits 1912 stattfand und dieses Jahr noch in die Kaiserzeit fiel, wäre der einzige, der ein Anrecht auf Benutzung gehabt hätte, der Kaiser selbst gewesen. „Der ist natürlich nie U-Bahn gefahren“, sagte Frahm mit einem Schmunzeln dazu. "1920 wurde die Aufteilung in Wagenklassen dann ganz aufgehoben. Seitdem gibt es nur noch eine Klasse für alle."

Schon seit der Gründung vor mehr als 20 Jahren organisiert Michael Braun, 61, Mitarbeiter des Stadt- und Kulturzentrums Hamm, die Vortragsreihe. Jeden 1. Dienstag im Monat um 14.30 Uhr versammeln sich hier Interessierte aus ganz Hamburg, um bei Kaffee und Kuchen den Veranstaltungen zu verschiedenen Schwerpunkten beizuwohnen. Im Fokus stehen dabei der Nationalsozialismus und die Zeit des Zweiten Weltkriegs, aber auch aktuelle Themen im Zusammenhang mit Hamm oder der gesamten Hansestadt. Das Publikum ist gemischt und reicht von Schulklassen bis zu Senioren. Besonders letztere sind es, die sich für die Vorträge interessieren: „Unsere Altersgruppe kann sich eben besonders gut mit den Themen identifizieren“, erklärt eine langjährige Stammkundin. „Wir waren ja bei einigen Ereignissen, die hier diskutiert werden, sogar noch live dabei, es geht also durchaus um einen persönlichen Bezug. Aber man lernt auch immer neue Sachen dazu!“

Ein weiterer Besucher, der regelmäßig kommt, erzählt: „Besonders interessant ist es, wenn jemand unter den Zuschauern ist, der noch eigene Erfahrungen hinzufügen kann. Dann kommt es auch mal vor, dass wir nach dem Vortrag noch weiter diskutieren.“ Das nächste Geschichtscafé findet am 7. Februar statt. Mit dem Thema: „Erinnerungen an den in Hamm aufgewachsenen Walter Giller“.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.hh-hamm.de/stadtteilarchiv

Nächste Veranstaltung am 7. Februar 2012, Carl-Petersen-Straße 76. Eintritt inklusive Kaffee, Tee und Kuchen 5,- €.