Mit einem Flashmob zeigten Unternehmer Flagge für einen Standort der Kreativwirtschaft auf dem ehemaligem Spiegel-Gelände.

Hamburg. Was wird eigentlich aus dem ehemaligen Spiegel-Areal an der Brandtstwiete? Wenn es nach den rund 70 Vertretern der Hamburger Internetwirtschaft geht, die sich dort zum Flashmob trafen, entsteht zwischen Spiegel-Hochhaus und IBM-Turm schnellstmöglich ein Standort für die Hamburger Internetwirtschaft. Unter dem Motto „5 vor 12“ hatte Benjamin Storm, Internetunternehmer und Kopf der Initiative „Internet-Insel“, zum Probearbeiten auf dem ehemaligen Spiegel-Gelände aufgerufen. Passend zum Inselthema, klappten die Internetarbeiter für zehn Minuten ihre Laptops zwischen Strandtuch, Surfbrett und alkoholfreien Cocktails auf.

Seit rund einem halben Jahr wirbt Storm für die Idee, auf den 30.000 Quadratmetern Bürofläche junge Start-Up-Unternehmen und alteingesessene Internetfirmen unter einem Dach zusammen zu bringen. Noch gehört das Gelände der IVG Immobilien AG mit Sitz in Bonn. Storm befindet sich mit seinem Investor, der Hamburgischen Immobilien Handlung HIH, derzeit im Bieterwettstreit, doch „es wird eng“, wie er sagt. Rund 60 bis 80 Millionen Euro sollen Kauf und Sanierung kosten. Storm glaubt, dass einige Mitbieter höhere Summen bieten können, als die HIH. Zudem verfolgten sie lukrativere Projekte, als der Internetwirtschaft günstige Mieten zu ermöglichen.

Dabei erhält Storm für seine Idee große Unterstützung aus der Politik: Falko Droßmann, der Fraktionsvorsitzende der SPD-Bezirksfraktion Mitte, hat einen Antrag zur Internet-Insel in die Bezirksversammlung Mitte eingebracht. Dieser besagt, dass die Bezirksversammlung sich dafür stark machen will, die Spiegel-Insel in einen Ort der Kreativwirtschaft umzuwandeln. Mit nur einer Enthaltung der Piraten wurde der Antrag mit großer Mehrheit angenommen. Da der Bezirk Mitte das Baurecht für das Areal vergibt, bedeutet das auch, dass ein Neueigentümer mit eigenen Plänen für die Insel mit Gegenwind rechnen dürfte.

Ein Käufer für das Areal hätte nach Angaben der IVG längst gefunden sein sollen. Derzeit scheint das Verfahren in der Luft zu hängen. Zwischen Eigentümer IVG auf der einen Seite und der Politik mit Benjamin Storm auf der anderen Seite, herrscht seit dem Bekanntwerden des Beschlusses der Bezirksversammlung großes Schweigen. „Wir hoffen, dass die Politik uns jetzt aktiv in den Gesprächen unterstützt“, sagt Storm.

Bürgermeister Olaf Scholz hatte sich bereits mehrmals für einen zentralen Standort der Internetwirtschaft auf dem ehemaligen Spiegel-Areal ausgesprochen.

Auch große Teile der Hamburger Internetwirtschaft sind der Idee zugetan. Nach Storms Angaben hätten bereits mehrere große Firmen, wie die Otto Group, Bigpoint oder IBM Interesse an den Büroflächen angemeldet.

Doch gerade die jungen Unternehmen verbinden große Hoffnungen mit dem Standort. Das Start-Up Loftville, ein Marktplatz für private Mietimmobilien, beteiligte sich neben vielen anderen Jungunternehmen an dem Flashmob. Das 15-köpfige Unternehmen sitzt derzeit am Fischmarkt. Als Start-Up-Unternehmen sei es jedoch nicht leicht, passende Büroräume zu finden, sagt Heide Peuckert von Loftville. „Vor einem Jahr waren wir nur zu zweit. Außerdem kann man nie mit Sicherheit sagen, wie lange es das Unternehmen noch gibt“, sagt die 27-Jährige. Das mache Start-Ups zu unbeliebten Mietern. Um flexibel wachsen zu können und den Austausch mit erfahrenen Unternehmen zu ermöglichen, „brauchen wir die Internet-Insel“, sagt Peuckert.