Hamburg. Wer festgenommen oder zur Verhütung von Straftaten in Polizeigewahrsam genommen wird, kommt in Container-Zellen.

Die Protestnote ist vom Format her eher dezent. Doch schon der Standort zeigt, was der Autor der kurzen Notiz von G20 hält. Auf einem leuchtend roten Abfallbehälter hat jemand den Aufkleber hinterlassen: „Gesa ist ein repressiver Knast!!! No G20!“ heißt es dort. Doch ansonsten ist von einem ­Unwillen in Sachen Gipfel bei der Gefangenensammelstelle (Gesa) an der Schlachthofstraße in Harburg sowie an der benachbarten Außenstelle des Amtsgerichts kaum etwas zu spüren.

Hunderte Polizeibeamte in voller Montur und mit Helm und Schlagstock ausgerüstet, die das Gelände sichern, brauchen zumindest am Donnerstag und den Freitag über nicht einzugreifen: Denn die heftigen Proteste finden woanders statt.

Mannschaftswagen im Stundentakt

Teilweise ungefähr im Stundentakt fahren in Kolonnen Mannschaftswagen der Polizei unter Blaulicht bei der Gesa vor, um Festgenommene dort abzuliefern. Dann öffnet sich für einen Moment das Tor zu dem mit einem hohen Zaun sowie mehreren Rollen Natodraht gesicherten Areal, damit die Wagen passieren können. Hier übergeben die Beamten die Festgenommenen ihren Kollegen auf der Gesa, hier werden die Gefangenen zentral registriert beziehungsweise identifiziert, hier befinden sich auch die Container mit den Zellen für die Festgenommen sowie weitere Container mit Vernehmungsräumen.

G20-Gipfel – Die Bilder des Tages (8.7.)

G20-Gipfel – Die Bilder des Tages (8.7.)

Polizisten gehen auf einen Randalierer in der Sternschanze los
Polizisten gehen auf einen Randalierer in der Sternschanze los © Reuters
Polizisten entschärfen an der Sternbrücke eine brennende Barrikade mit Räumpanzer und Wasserwerfer
Polizisten entschärfen an der Sternbrücke eine brennende Barrikade mit Räumpanzer und Wasserwerfer © Alexander Josefowicz
Polizisten rücken am späten Sonnabend mit einem Wasserwerfer ins Schanzenviertel vor
Polizisten rücken am späten Sonnabend mit einem Wasserwerfer ins Schanzenviertel vor © Reuters
Polizisten mit Schutzausrüstung vor der Roten Flora
Polizisten mit Schutzausrüstung vor der Roten Flora © Reuters
Ein junger Mann spricht am Schulterblatt mit Polizisten
Ein junger Mann spricht am Schulterblatt mit Polizisten © Reuters
Polizisten und Schanzenbesucher am Schulterblatt
Polizisten und Schanzenbesucher am Schulterblatt © Reuters
Räumfahrzeug und Wasserwerfer am Schulterblatt
Räumfahrzeug und Wasserwerfer am Schulterblatt © Reuters
Zahlreiche Menschen sind am Abend nach Ende des G20-Gipfels auf dem Schulterblatt in der Sternschanze unterwegs
Zahlreiche Menschen sind am Abend nach Ende des G20-Gipfels auf dem Schulterblatt in der Sternschanze unterwegs © Michael Arning
Die Trumps verlassen Hamburg
Die Trumps verlassen Hamburg © Reuters
Bunter Protest vor der Roten Flora im Hamburger Schanzenviertel
Bunter Protest vor der Roten Flora im Hamburger Schanzenviertel © Roland Magunia
Reeperbahn: Polizisten und Demonstranten stehen sich gegenüber
Reeperbahn: Polizisten und Demonstranten stehen sich gegenüber © Oliver Schirg
Ein Junge verteilt Schokoriegel an die Polizisten bei der Abschlusskundgenung am Millerntorplatz
Ein Junge verteilt Schokoriegel an die Polizisten bei der Abschlusskundgenung am Millerntorplatz © HA | Oliver Schirg
Demonstranten nahe dem Millertorplatz. Polizisten haben eine Kette gebildet, dahinter stehen Wasserwerfer
Demonstranten nahe dem Millertorplatz. Polizisten haben eine Kette gebildet, dahinter stehen Wasserwerfer © Oliver Schirg
Polizisten stehen am Sonnabend Demonstranten gegenüber
Polizisten stehen am Sonnabend Demonstranten gegenüber © Christoph Heinemann
Auch so kann Protest aussehen: farbenfroh, fröhlich – und vor allem friedlich
Auch so kann Protest aussehen: farbenfroh, fröhlich – und vor allem friedlich © HA | Andreas Laible
Bischöfin Kirsten Fehrs, Erzbischof Stefan Heße und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit bei der Demonstration Hamburg zeigt Haltung (v.l.)
Bischöfin Kirsten Fehrs, Erzbischof Stefan Heße und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit bei der Demonstration Hamburg zeigt Haltung (v.l.) © HA | Klaus Bodig
Diese jungen Demo-Teilnehmer setzen mit ihrem Plakat ein Zeichen gegen Gewalt
Diese jungen Demo-Teilnehmer setzen mit ihrem Plakat ein Zeichen gegen Gewalt © HA | Andreas Laible
Tausende laufen mit
Tausende laufen mit © Reuters
Die Demonstration Hamburg zeigt Haltung: Start war an der  St. Katharinenkirche
Die Demonstration Hamburg zeigt Haltung: Start war an der St. Katharinenkirche © HA | Klaus Bodig
Und noch ein netter Protest – mit Kuscheltieren, vor der Absperrung am Dammtor
Und noch ein netter Protest – mit Kuscheltieren, vor der Absperrung am Dammtor © Melanie Wassink
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) begrüßt Teilnehmer des Partnerprogramms im Rathaus, darunter Merkel-Gatte Joachim Sauer, Melania Trump (USA) und Juliana Awada (Argentinien)
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) begrüßt Teilnehmer des Partnerprogramms im Rathaus, darunter Merkel-Gatte Joachim Sauer, Melania Trump (USA) und Juliana Awada (Argentinien) © Getty
Scholz wirkte während des Partnerprogramms des G20-Gipfels zerknirscht
Scholz wirkte während des Partnerprogramms des G20-Gipfels zerknirscht © dpa
Die Nacht der Krawalle ist ihm anzusehen
Die Nacht der Krawalle ist ihm anzusehen © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Die SPD in Altona schützt sich
Die SPD in Altona schützt sich © Matthias Popien
Ein Friedens-Demonstrant vor der Messe
Ein Friedens-Demonstrant vor der Messe © Melanie Wassink
Vorm Altonaer Rathaus hat noch niemand aufgeräumt
Vorm Altonaer Rathaus hat noch niemand aufgeräumt © Matthias Popien
Dieser Besitzer eines ausgebrannten Wagens nimmt es mit Humor
Dieser Besitzer eines ausgebrannten Wagens nimmt es mit Humor © HA | Christian Unger
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit US-Präsident Donald Trump im Plenarsaal
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit US-Präsident Donald Trump im Plenarsaal © Imago/Christian Thiel
Die Polizei stürmt das Kulturcentrum B5
Die Polizei stürmt das Kulturcentrum B5 © HA | André Zand-Vakili
Cord Wöhlke, Mitinhaber der Drogeriemarktkette Budnikowski, in der verwüsteten und geplünderten Filiale in der Straße Schulterblatt
Cord Wöhlke, Mitinhaber der Drogeriemarktkette Budnikowski, in der verwüsteten und geplünderten Filiale in der Straße Schulterblatt © dpa | Christian Charisius
Die Stadtreinigung entfernt die Überreste der Krawall-Nacht
Die Stadtreinigung entfernt die Überreste der Krawall-Nacht © Reuters
Der Budnikowsky-Drogeriemarkt nach den Krawallen im Schanzenviertel
Der Budnikowsky-Drogeriemarkt nach den Krawallen im Schanzenviertel © Iken
Das war mal ein funktionsfähiger Geldautomat der Haspa
Das war mal ein funktionsfähiger Geldautomat der Haspa © Iken
Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel
Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel © HA
Protest von Greenpeace an der Hamburger Köhlbrandbrücke im Hafen
Protest von Greenpeace an der Hamburger Köhlbrandbrücke im Hafen © Greenpeace
Erschütterndes Bild der Zerstörung: Pflastersteine liegen auf dem Fußweg
Erschütterndes Bild der Zerstörung: Pflastersteine liegen auf dem Fußweg © dpa
Hier war mal Rewe: Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel
Hier war mal Rewe: Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel © HA
Randalierer haben offenbar die Straße aufgestemmt und die Steine
Randalierer haben offenbar die Straße aufgestemmt und die Steine "zweckentfremdet" © dpa
Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel
Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel © HA
Nach der Chaos-Nacht: Eine Straße im Schanzenviertel ist mit Pflastersteinen und Müll bedeckt
Nach der Chaos-Nacht: Eine Straße im Schanzenviertel ist mit Pflastersteinen und Müll bedeckt © dpa
Die Inneneinrichtung eines Frisörladens wurde vollständig zerstört
Die Inneneinrichtung eines Frisörladens wurde vollständig zerstört © dpa
Die Feuerwehr löscht im Schanzenviertel die letzten Brände
Die Feuerwehr löscht im Schanzenviertel die letzten Brände © dpa
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Besteht aus Sicht der Polizei beziehungsweise der Staatsanwaltschaft die Notwendigkeit, den Verdächtigen in Gewahrsam oder in Untersuchungshaft zu nehmen, wird der Festgenommene später dem Amtsgericht übergeben, wo eine Anhörung vor einem Richter stattfindet. Dieser entscheidet dann, ob der Verdächtige in Untersuchungshaft kommt beziehungsweise eine Ingewahrsamnahme notwendig ist. Anders als die Untersuchungshaft, die bei bereits begangenen Straftaten greift, wird eine Ingewahrsamnahme ausgesprochen, wenn der konkrete Verdacht besteht, dass eine Straftat noch verübt werden soll.

Taten im Vorfeld verhindern

Vor Gericht wird dann etwa über Fälle wie den eines Mannes entschieden, der als Demonstrant zu G20 angereist war und von der Polizei festgenommen wurde: Der Protestler war mit Polizisten aneinandergeraten und hatte einen Platzverweis erhalten. Als er später an derselben Stelle wieder auftauchte, ergab sich erneut ein Streit mit der Polizei.

Daraufhin wurde der Mann festgesetzt. Polizisten hatten eine Äußerung von ihm so interpretiert, als wolle er später auf die Beamten „Steine schmeißen“ – und ihn festgenommen, um eine solche Tat zu verhindern. Doch der zuständige Richter kam nach Anhörung des Verdächtigen zu dem Schluss, dass die Drohung eher nicht so ausgesprochen wurde. Der Festgenommene wurde daraufhin entlassen.

Darüber hinaus wurden auch beispielsweise Fälle wegen Angriffen von Demonstranten auf Polizisten entschieden. Von Donnerstag bis zum späten Freitagabend wurden insgesamt 83 Personen vorläufig festgenommen, gegen acht von ihnen hat ein Richter Haftbefehle erlassen. 19 Menschen wurden in Gewahrsam genommen, für sieben von ihnen wurde eine längerfristige Ingewahrsamnahme angeordnet.

Aus Sicht des Anwaltlichen Notdienstes hat die Polizei bei dem Umgang mit den Festgenommenen in der Gesa die anwaltliche Tätigkeit „erheblich behindert“. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag sei es durch Polizeibeamte zu einer „Verhinderung der Kontaktaufnahme“ gekommen, sagte Rechtsanwalt Matthias Wisbar, Sprecher des Anwaltlichen Notdienstes. „Das ist ein offener Rechtsbruch“, so Wisbar.

„Stundenlange Verzögerungen“

Teilweise habe es „stundenlange Verzögerungen“ wegen angeblich unklarer Personalien gegeben. Von der Polizei gab es dazu bis zum Abend keine Stellungnahme. „Heute Nacht ging so gut wie nichts“, ergänzte Wisbars Kollegin Waltraut Verleih. Anwälte hätten per Fax Anfragen gestellt, die „über sechs bis acht Stunden unbeantwortet blieben“, sagte Verleih. Im Verlauf des Freitags habe sich die Situation indes deutlich verbessert, betonte die Anwältin.

Davon unabhängig kam der Präsident der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer, Otmar Kury, am Freitagnachmittag zum Amtsgericht nach Harburg, um sich einen Eindruck zu verschaffen. „Nach einer Besichtigung des Amtsgerichts“, so Kury, „kann ich feststellen, dass die Voraussetzungen für einen prozessordnungsgemäßen Ablauf aus Sicht der Anwaltschaft gegeben sind.“