Hamburg. Die Elbphilharmonie ist wie eine Festung abgeschirmt. Anwohner müssen sich ausweisen, Eiscafé in der HafenCity versorgt Polizisten.

Die Elbphilharmonie gleicht am Freitag einer Festung. Am Abend ist das Gebäude in der HafenCity eines der bestbewachten in der ganzen Stadt. Hunderte Polizisten sichern das Gebiet, das am frühen Morgen zur Sicherheitszone geworden ist, rundherum – abgeriegelt von der Öffentlichkeit. Denn am Abend werden Kanzlerin Angela Merkel und die Staats- und Regierungschefs der G20 ein Konzert besuchen. Vorher aber werden G20-Gegner in Schlauchbooten versuchen, die Festung zu stürmen, dabei ist die Lage wenige Stunden zuvor noch entspannt.

Aus der Sperrzone wagen sich am Nachmittag immer wieder Menschen, die am Kaiserkai und Sandtorkai leben oder arbeiten. Die Straßen gehören zum äußeren Ring der Sicherheitszone. „Wer hat euch denn rausgelassen“, ruft eine Frau einem Paar mit Kinderwagen am Großen Grasbrook zur Begrüßung zu. Daneben bewachen Dutzende Polizisten die Ecke Am Kaiserkai/Großer Grasbrook – eine von drei Durchlassstellen der Polizei.

G20-Gipfel – Die Bilder des Tages (8.7.)

G20-Gipfel – Die Bilder des Tages (8.7.)

Polizisten gehen auf einen Randalierer in der Sternschanze los
Polizisten gehen auf einen Randalierer in der Sternschanze los © Reuters
Polizisten entschärfen an der Sternbrücke eine brennende Barrikade mit Räumpanzer und Wasserwerfer
Polizisten entschärfen an der Sternbrücke eine brennende Barrikade mit Räumpanzer und Wasserwerfer © Alexander Josefowicz
Polizisten rücken am späten Sonnabend mit einem Wasserwerfer ins Schanzenviertel vor
Polizisten rücken am späten Sonnabend mit einem Wasserwerfer ins Schanzenviertel vor © Reuters
Polizisten mit Schutzausrüstung vor der Roten Flora
Polizisten mit Schutzausrüstung vor der Roten Flora © Reuters
Ein junger Mann spricht am Schulterblatt mit Polizisten
Ein junger Mann spricht am Schulterblatt mit Polizisten © Reuters
Polizisten und Schanzenbesucher am Schulterblatt
Polizisten und Schanzenbesucher am Schulterblatt © Reuters
Räumfahrzeug und Wasserwerfer am Schulterblatt
Räumfahrzeug und Wasserwerfer am Schulterblatt © Reuters
Zahlreiche Menschen sind am Abend nach Ende des G20-Gipfels auf dem Schulterblatt in der Sternschanze unterwegs
Zahlreiche Menschen sind am Abend nach Ende des G20-Gipfels auf dem Schulterblatt in der Sternschanze unterwegs © Michael Arning
Die Trumps verlassen Hamburg
Die Trumps verlassen Hamburg © Reuters
Bunter Protest vor der Roten Flora im Hamburger Schanzenviertel
Bunter Protest vor der Roten Flora im Hamburger Schanzenviertel © Roland Magunia
Reeperbahn: Polizisten und Demonstranten stehen sich gegenüber
Reeperbahn: Polizisten und Demonstranten stehen sich gegenüber © Oliver Schirg
Ein Junge verteilt Schokoriegel an die Polizisten bei der Abschlusskundgenung am Millerntorplatz
Ein Junge verteilt Schokoriegel an die Polizisten bei der Abschlusskundgenung am Millerntorplatz © HA | Oliver Schirg
Demonstranten nahe dem Millertorplatz. Polizisten haben eine Kette gebildet, dahinter stehen Wasserwerfer
Demonstranten nahe dem Millertorplatz. Polizisten haben eine Kette gebildet, dahinter stehen Wasserwerfer © Oliver Schirg
Polizisten stehen am Sonnabend Demonstranten gegenüber
Polizisten stehen am Sonnabend Demonstranten gegenüber © Christoph Heinemann
Auch so kann Protest aussehen: farbenfroh, fröhlich – und vor allem friedlich
Auch so kann Protest aussehen: farbenfroh, fröhlich – und vor allem friedlich © HA | Andreas Laible
Bischöfin Kirsten Fehrs, Erzbischof Stefan Heße und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit bei der Demonstration Hamburg zeigt Haltung (v.l.)
Bischöfin Kirsten Fehrs, Erzbischof Stefan Heße und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit bei der Demonstration Hamburg zeigt Haltung (v.l.) © HA | Klaus Bodig
Diese jungen Demo-Teilnehmer setzen mit ihrem Plakat ein Zeichen gegen Gewalt
Diese jungen Demo-Teilnehmer setzen mit ihrem Plakat ein Zeichen gegen Gewalt © HA | Andreas Laible
Tausende laufen mit
Tausende laufen mit © Reuters
Die Demonstration Hamburg zeigt Haltung: Start war an der  St. Katharinenkirche
Die Demonstration Hamburg zeigt Haltung: Start war an der St. Katharinenkirche © HA | Klaus Bodig
Und noch ein netter Protest – mit Kuscheltieren, vor der Absperrung am Dammtor
Und noch ein netter Protest – mit Kuscheltieren, vor der Absperrung am Dammtor © Melanie Wassink
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) begrüßt Teilnehmer des Partnerprogramms im Rathaus, darunter Merkel-Gatte Joachim Sauer, Melania Trump (USA) und Juliana Awada (Argentinien)
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) begrüßt Teilnehmer des Partnerprogramms im Rathaus, darunter Merkel-Gatte Joachim Sauer, Melania Trump (USA) und Juliana Awada (Argentinien) © Getty
Scholz wirkte während des Partnerprogramms des G20-Gipfels zerknirscht
Scholz wirkte während des Partnerprogramms des G20-Gipfels zerknirscht © dpa
Die Nacht der Krawalle ist ihm anzusehen
Die Nacht der Krawalle ist ihm anzusehen © REUTERS | AXEL SCHMIDT
Die SPD in Altona schützt sich
Die SPD in Altona schützt sich © Matthias Popien
Ein Friedens-Demonstrant vor der Messe
Ein Friedens-Demonstrant vor der Messe © Melanie Wassink
Vorm Altonaer Rathaus hat noch niemand aufgeräumt
Vorm Altonaer Rathaus hat noch niemand aufgeräumt © Matthias Popien
Dieser Besitzer eines ausgebrannten Wagens nimmt es mit Humor
Dieser Besitzer eines ausgebrannten Wagens nimmt es mit Humor © HA | Christian Unger
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit US-Präsident Donald Trump im Plenarsaal
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit US-Präsident Donald Trump im Plenarsaal © Imago/Christian Thiel
Die Polizei stürmt das Kulturcentrum B5
Die Polizei stürmt das Kulturcentrum B5 © HA | André Zand-Vakili
Cord Wöhlke, Mitinhaber der Drogeriemarktkette Budnikowski, in der verwüsteten und geplünderten Filiale in der Straße Schulterblatt
Cord Wöhlke, Mitinhaber der Drogeriemarktkette Budnikowski, in der verwüsteten und geplünderten Filiale in der Straße Schulterblatt © dpa | Christian Charisius
Die Stadtreinigung entfernt die Überreste der Krawall-Nacht
Die Stadtreinigung entfernt die Überreste der Krawall-Nacht © Reuters
Der Budnikowsky-Drogeriemarkt nach den Krawallen im Schanzenviertel
Der Budnikowsky-Drogeriemarkt nach den Krawallen im Schanzenviertel © Iken
Das war mal ein funktionsfähiger Geldautomat der Haspa
Das war mal ein funktionsfähiger Geldautomat der Haspa © Iken
Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel
Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel © HA
Protest von Greenpeace an der Hamburger Köhlbrandbrücke im Hafen
Protest von Greenpeace an der Hamburger Köhlbrandbrücke im Hafen © Greenpeace
Erschütterndes Bild der Zerstörung: Pflastersteine liegen auf dem Fußweg
Erschütterndes Bild der Zerstörung: Pflastersteine liegen auf dem Fußweg © dpa
Hier war mal Rewe: Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel
Hier war mal Rewe: Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel © HA
Randalierer haben offenbar die Straße aufgestemmt und die Steine
Randalierer haben offenbar die Straße aufgestemmt und die Steine "zweckentfremdet" © dpa
Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel
Das Hamburger Schanzenviertel nach den Krawallen beim G20-Gipfel © HA
Nach der Chaos-Nacht: Eine Straße im Schanzenviertel ist mit Pflastersteinen und Müll bedeckt
Nach der Chaos-Nacht: Eine Straße im Schanzenviertel ist mit Pflastersteinen und Müll bedeckt © dpa
Die Inneneinrichtung eines Frisörladens wurde vollständig zerstört
Die Inneneinrichtung eines Frisörladens wurde vollständig zerstört © dpa
Die Feuerwehr löscht im Schanzenviertel die letzten Brände
Die Feuerwehr löscht im Schanzenviertel die letzten Brände © dpa
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Die Beamten in schwarzen Schutzanzügen lassen nur Anwohner und ansässige Geschäftsleute passieren. Hinter ihnen reihen sich Mannschaftswagen aneinander, Betonpoller sind aufgebaut. Und dennoch fühlen sich viele Anwohner, die hier durch müssen, am Nachmittag noch nicht ernsthaft in ihrem Alltag beeinträchtigt.

Lea Lange zeigt den Beamten bereitwillig ihren Ausweis vor. „Dass wir kon­trolliert werden, war ja schon lange bekannt“, sagt die Anwohnerin. Sie habe zwar ihr Auto weit weg parken müssen, doch auch das sei kein Problem. „Die Polizisten sind sehr nett.“ Auch Martin Aarup will zu seiner Wohnung Am Kaiserkai. „Ich fühle mich sehr sicher hier“, sagt der Anwohner. „Lieber habe ich die Polizei in meiner Nachbarschaft als gewalttätige Demonstranten.“

HafenCity erinnert an eine Geisterstadt

Ein paar Meter weiter hat eine Angestellte Am Sandtorkai gerade ihren Arbeitsplatz verlassen. Sie ist eine der wenigen, die hier am Freitag überhaupt noch gearbeitet haben. „Unser Chef hat uns nach Hause geschickt, weil er die Sicherheit nicht mehr verantworten wollte“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht nennen will. Die Mitarbeiter der Firma hätten zunächst noch selbst entscheiden können, ins Büro zu kommen. „Ich dachte mir, das wird schon gehen“, sagt sie.

Drinnen, im Sperrgebiet, geht es zu wie in einer Geisterstadt. Außer Polizisten ist niemand auf den Straßen zu sehen, auf denen sonst Touristen zur Elbphilharmonie schlendern und Geschäftsleute entlangeilen. Hier und da beobachten Anwohner von ihren Balkonen, wie die Polizisten entlang der Absperrungen patrouillieren. Und auch rund um die Sicherheitszone sind an diesem Tag deutlich weniger Menschen unterwegs als sonst. Nur wenige Touristen verirren sich zu den sonst so beliebten Attraktionen Dungeon und Miniatur Wunderland. Der Dungeon macht am Nachmittag schließlich ganz dicht.

Als einer der wenigen Läden hat das Eiscafé Minah am Rand der Sperrzone noch geöffnet. Doch nur wenige Tische sind belegt. „Das Geschäft lohnt sich heute nicht“, sagt Betreiber Hasan Hamke. Dennoch habe er sich dazu entschlossen vorerst aufzumachen. Auch, um „aufzupassen“, dass keine gewalttätigen G20-Gegner den gläsernen Pavillon demolieren. Und um die Polizisten mit Wasser zu versorgen, die sich direkt neben dem Café im Schatten vom letzten Einsatz erholen. „Für die ist das alles auch nicht so einfach“, sagt Hamke.

Am Abend dann aber gibt es noch einen Zwischenfall. Mit etwa 15 Schlauchbooten nähern sich Umweltschützer von Greenpeace der Elbphilharmonie von der Elbe. Rund 200 Meter davor springen sie über die Sperrlinie ins Wasser. Weit kommen sie nicht. Sie werden von der Wasserpolizei an Bord genommen.