Hamburg. Die Elbphilharmonie ist wie eine Festung abgeschirmt. Anwohner müssen sich ausweisen, Eiscafé in der HafenCity versorgt Polizisten.
Die Elbphilharmonie gleicht am Freitag einer Festung. Am Abend ist das Gebäude in der HafenCity eines der bestbewachten in der ganzen Stadt. Hunderte Polizisten sichern das Gebiet, das am frühen Morgen zur Sicherheitszone geworden ist, rundherum – abgeriegelt von der Öffentlichkeit. Denn am Abend werden Kanzlerin Angela Merkel und die Staats- und Regierungschefs der G20 ein Konzert besuchen. Vorher aber werden G20-Gegner in Schlauchbooten versuchen, die Festung zu stürmen, dabei ist die Lage wenige Stunden zuvor noch entspannt.
Aus der Sperrzone wagen sich am Nachmittag immer wieder Menschen, die am Kaiserkai und Sandtorkai leben oder arbeiten. Die Straßen gehören zum äußeren Ring der Sicherheitszone. „Wer hat euch denn rausgelassen“, ruft eine Frau einem Paar mit Kinderwagen am Großen Grasbrook zur Begrüßung zu. Daneben bewachen Dutzende Polizisten die Ecke Am Kaiserkai/Großer Grasbrook – eine von drei Durchlassstellen der Polizei.
G20-Gipfel – Die Bilder des Tages (8.7.)
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Die Beamten in schwarzen Schutzanzügen lassen nur Anwohner und ansässige Geschäftsleute passieren. Hinter ihnen reihen sich Mannschaftswagen aneinander, Betonpoller sind aufgebaut. Und dennoch fühlen sich viele Anwohner, die hier durch müssen, am Nachmittag noch nicht ernsthaft in ihrem Alltag beeinträchtigt.
Lea Lange zeigt den Beamten bereitwillig ihren Ausweis vor. „Dass wir kontrolliert werden, war ja schon lange bekannt“, sagt die Anwohnerin. Sie habe zwar ihr Auto weit weg parken müssen, doch auch das sei kein Problem. „Die Polizisten sind sehr nett.“ Auch Martin Aarup will zu seiner Wohnung Am Kaiserkai. „Ich fühle mich sehr sicher hier“, sagt der Anwohner. „Lieber habe ich die Polizei in meiner Nachbarschaft als gewalttätige Demonstranten.“
HafenCity erinnert an eine Geisterstadt
Ein paar Meter weiter hat eine Angestellte Am Sandtorkai gerade ihren Arbeitsplatz verlassen. Sie ist eine der wenigen, die hier am Freitag überhaupt noch gearbeitet haben. „Unser Chef hat uns nach Hause geschickt, weil er die Sicherheit nicht mehr verantworten wollte“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht nennen will. Die Mitarbeiter der Firma hätten zunächst noch selbst entscheiden können, ins Büro zu kommen. „Ich dachte mir, das wird schon gehen“, sagt sie.
Drinnen, im Sperrgebiet, geht es zu wie in einer Geisterstadt. Außer Polizisten ist niemand auf den Straßen zu sehen, auf denen sonst Touristen zur Elbphilharmonie schlendern und Geschäftsleute entlangeilen. Hier und da beobachten Anwohner von ihren Balkonen, wie die Polizisten entlang der Absperrungen patrouillieren. Und auch rund um die Sicherheitszone sind an diesem Tag deutlich weniger Menschen unterwegs als sonst. Nur wenige Touristen verirren sich zu den sonst so beliebten Attraktionen Dungeon und Miniatur Wunderland. Der Dungeon macht am Nachmittag schließlich ganz dicht.
Als einer der wenigen Läden hat das Eiscafé Minah am Rand der Sperrzone noch geöffnet. Doch nur wenige Tische sind belegt. „Das Geschäft lohnt sich heute nicht“, sagt Betreiber Hasan Hamke. Dennoch habe er sich dazu entschlossen vorerst aufzumachen. Auch, um „aufzupassen“, dass keine gewalttätigen G20-Gegner den gläsernen Pavillon demolieren. Und um die Polizisten mit Wasser zu versorgen, die sich direkt neben dem Café im Schatten vom letzten Einsatz erholen. „Für die ist das alles auch nicht so einfach“, sagt Hamke.
Am Abend dann aber gibt es noch einen Zwischenfall. Mit etwa 15 Schlauchbooten nähern sich Umweltschützer von Greenpeace der Elbphilharmonie von der Elbe. Rund 200 Meter davor springen sie über die Sperrlinie ins Wasser. Weit kommen sie nicht. Sie werden von der Wasserpolizei an Bord genommen.