Blankenese. Hamburgs einziger Platz mit Strandzugang liegt am Falkensteiner Ufer.Zu Pfingsten ist hieran der Elbe alles ausgebucht. Ein Besuch

Christiane Hestermann hat sich ein himmlisches Plätzchen erobert. Von ihrem Klappstuhl aus blickt sie zwischen den rauschenden Bäumen auf die Elbe. So hat sie die vorbeiziehenden Schiffe, die sich anlässlich des Hafengeburtstages alle gen Hamburg auf den Weg machen, bestens im Blick. Den Klappstuhl hat sie vor dem Wohnwagen positioniert, den nur einige Hundert Meter vom Wasser trennen. Im Wind wehen einige Handtücher, am Baum lehnen zwei Fahrräder. Mit diesen wollen Christiane Hestermann und ihr Mann später in Richtung Innenstadt aufbrechen. „Der Elberadweg läuft hier genau entlang. Das ist sehr praktisch“, so die aus dem Münsterland angereiste Urlauberin. Vor drei Jahren haben sie und ihr Mann das kleine Camperparadies am Falkensteiner Ufer entdeckt. Seither steuern sie immer anlässlich des Hafengeburtstages ihren Wohnwagen aus Haltern am See gen Blankenese – und da sind sie nicht die einzigen.

Langes Wochenende, Hafengeburtstag und dann auch noch das schöne Wetter: Das Elbecamp ist komplett ausgebucht. „Allein an Christi Himmelfahrt sind 70 Gäste angereist. Am Mittwoch haben schon 40 eingebucht“, berichtet Garip Yavuz. Der Chef von 30 Mitarbeitern und Herr über das etwa 30.000 Quadratmeter große Areal ist während der Saison rund um die Uhr vor Ort. Dann gehört er selbst zu den Campern. Ein- und Auschecken, Probleme mit der Technik, Jugendgruppen, die es zu betreuen gilt: Obwohl Yavuz für alles Ansprechpartner ist, strahlt er eine enorme Ruhe aus – fast so wie sein Campingplatz. Auf dem finden sich dank zahlreicher naturbelassener Ecken trotz allen Trubels sogar an einem solchen Wochenende ruhige Ecken.

Zentraler Mittelpunkt des Elbecamps ist das Café Lüküs. Dort treffen Dauercamper, Tagesgäste und Besucher von auswärts aufeinander. Ein perfekter Ort für Sozialstudien. Das Aufeinandertreffen der Kulturen gefällt auch Chef Yavuz an seinem Campingplatz. „Hier campt Reich neben Arm. Da treffen Menschen aus dem Getto Treppenviertel auf Bewohner aus dem Osdorfer Born. Das ist inspirierend für beide Seiten“, erklärt der gebürtige Hesse mit türkischen Wurzeln.

Vor zwölf Jahren übernahm er den Job für den Hamburger Verein Kinderschutz & Jugendwohlfahrt. Denn das Grundstück gehört der Stadt, der Kinderschutzverein ist Pächter. Mit den Einnahmen finanziert der Verein unter anderem freizeitpädagogische Erholungsaufenthalte. Bedürftige sowie Kinder und Jugendliche mit Behinderung kommen so in den Genuss von Camping an der Elbe. Für diese Jugendgruppen stehen eigens Zelte auf dem Platz zur Verfügung. Aber auch Schulklassen und andere Jugendgruppen sind willkommen. Unter anderem erwartet sie ein riesiges Tipi als „Ort der Sammlung und des Friedens“, wie es auf dem Begrüßungsschild davor heißt. Laut Yavuz unterstützt der Verein bis zu 2000 Kinder pro Jahr. Auch an diesem Wochenende werden wieder zahlreiche Gruppen erwartet.

Gäste kamen schon aus Südafrika angereist

Hamburgs einziger Strand-Campingplatz an der Elbe zieht an. Prominente Musiker und bekannte Komiker waren hier schon zu Gast. Die Besucher kamen sogar schon mit ihren Wagen aus Südafrika angereist. Für die Gäste, ob nun aus Hamburg oder Skandinavien, stehen rund 100 Zeltstellplätze, 40 Plätze für Wohnwagen und 30 für Wohnmobile zur Verfügung. Umgebaute Zirkuswagen parken hier im Elbsand neben Luxuswohnmobilen, zwei Schritte weiter übernachten Backpacker in Zelten zu einem Preis von 7,90 Euro pro Zelt, plus weiteren 7,50 Euro pro Person. Tagesgäste zahlen vier Euro und für den Stellplatz zum Beispiel für ein Wohnmobil noch einmal 17,70 Euro. Damit ist das wohl mit Abstand die vergleichsweise günstigste Unterkunft in Blankenese mit Elbblick.

Diesen Luxus gönnt sich Sabine Dahl dauerhaft. Die 59-jährige Bahrenfelderin gehört zu den Dauercampern auf dem Platz. Vor acht Jahren entdeckte die einstige IT-Projektleiterin nach einer Kubareise diesen Platz. „Das ist ein schönes Fleckchen Erde und hat mich sofort an Kuba erinnert“, berichtet sie. Seither zieht es die Hamburgerin jeden Sommer in ihr Kuba an der Elbe. Hier trifft sie Freunde, lernt Spanisch, arbeitet an ihren Bildhauerprojekten und lernt bei Gelegenheit spannende Tagesgäste kennen. Den Winter verbringt sie dann in La Palma. Dort hat sie mit Bekannten ein Gemeinschaftswohnprojekt in Form eines Vereins gegründet. Die viele Sonne und Erholung strahlt die sympathische Dahl auch aus. Nur Campingplatzleiter Yavuz wirkt noch entspannter als sie.

Wobei er am Ende gesteht, dass es doch Dinge gibt, die ihn aus der Haut fahren lassen – zum Beispiel wenn Besucher Sachen mutwillig zerstören. Trotzdem verzichtet er weiterhin auf Verbotsschilder. Das gehört zu seiner Philosophie. Genauso, dass er den Besuchern keine Wege vorschreibt, sie mit Werbung bombadiert oder starken Alkohol verkauft. Irgendwie ist wohl auch das Teil des Geheimnisses, was den Platz so paradiesisch wirken lässt. Stolz ist Garip Yavuz auch darauf, dass es in den vergangenen Jahren keine einzige schlagkräftige Auseinandersetzung auf seinem Campingplatz gab. Es ist eben ein friedlicher kleiner Urlaubsort.