Hamburg. Auslauffläche im Jenischpark wird abgeschafft – wie viele andere in den Vorjahren auch. Dabei wird der Bedarf in Hamburg sogar größer.

Dackel Henry zieht aufgeregt an der Leine. Er will losgemacht werden und – so, wie es erlaubt ist – auf der Auslauffläche im Jenischpark herumtoben. Doch damit ist bald Schluss. Denn im neuen Flächenkonzept des Bezirksamts Altona ist die „Hundewiese“ Jenischpark nicht mehr vorgesehen. Sie soll aufgelöst und durch eine Fläche am nördlichen Ende des Westerparks ersetzt werden.

Das hat am Dienstagabend der Ausschuss für Grün, Naturschutz und Sport beschlossen. Die Politiker segneten mehrheitlich das sehr umfangreiche Konzept des Bezirksamts Altona ab. Danach werden, wie berichtet, die Hunde-Auslaufzonen im Bezirk in großen Teilen neu geplant und zugeschnitten. Anlass­ für das Projekt waren viele Konflikte sowie Beschwerden.

Zusätzliche Zäune und Hinweisschilder

30.000 Euro sollen investiert werden – unter anderem für zusätzliche Zäune und Hinweisschilder. Für weitere 10.000 Euro soll der Hundeflyer überarbeitet werden. Zudem fordern die Altonaer Politiker strengere Kontrollen und regen auf höhere Ebene Änderungen des Hamburger Hundegesetzes und bei der Gehorsamkeitsprüfung an.

Von allen Veränderungen, die das neue Freilaufflächen-Konzept für den Bezirk Altona bringen wird, ist die Verlagerung der „Hundewiese“ Jenischpark die umstrittenste. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Wiese am südlichen Ende des Parks liegt in unmittelbarer Nähe zur Elbe und verkehrsgünstig direkt an der Elbchaussee. Viele Bewohner der umliegenden Stadtteile und von auswärts nutzen sie. Die nicht umzäunte Auslauffläche grenzt aber auch an das Naturschutzgebiet Flottbektal an.

Ein Antrag der FDP-Fraktion, die Auslauffläche Jenischpark aus dem Gesamtpaket herauszulösen und am jetzigen Platz zu belassen, scheiterte an den Stimmen von SPD, Grünen und den Linken. „Mit dieser Entscheidung straft die Politik die Bürger ab“, kritisiert FDP-Politikerin Katarina Blume die Entscheidung. Sie ist sicher: „Jetzt formiert sich Widerstand.“ Klar ist, der Treffpunkt ist sehr beliebt bei Hundehaltern. Bei schönem Wetter ist die Wiese von Mensch und Tier belagert. Viele verbinden einem Elbspaziergang mit den Besuch auf der Freilauffläche.

Auch an diesem Tag herrscht trotz der Schulferien Hochbetrieb. Die Nachricht von der geplanten Verlagerung schlägt bei den Hundehaltern wie eine Bombe ein. „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll, ich bin fassungslos“, sagt Nicole Rullmann aus Blankenese. Sie führt gemeinsam mit Ehemann Frank ihren Dackel Henry und die Mischlinge Lula und Alma aus. Und Frank Rullmann ergänzt: „Hier geht es vorgeblich um Naturschutz, aber Hunde sind auch ein Teil der Natur. Außerdem ist der Park ein Naherholungsgebiet, von dem alle etwas haben sollen.“

Die Schwestern Julia und Annika, die aus St. Pauli und Wacken zum Jenischpark gekommen sind, streifen gleich mit vier Hunden über die Wiese: mit den Mischlingen Hetty und Fips, der französischen Bulldogge Emily und dem Boxer-Mischling Kaja. „Ich finde das unmöglich“, kritisiert Julia, „Beim Westerpark laufen jetzt schon zig Hunde herum. Wenn alle vom Jenischpark dorthin geschickt werden, ist die Fläche total überlaufen und alle Hunde haben Stress.“ Doch es gibt auch andere Stimmen.

Dem Grünausschuss lag das Scheiben einer Mutter vor, die sich massiv über undisziplinierte Hundebesitzer beschwerte. Diese ließen ihre Hunde offenbar regelmäßig unangeleint durch den ganzen Park toben, sodass es auf dem naheliegenden Kinderspielplatz zu regelrechten Attacken auf ihre Kinder gekommen sei. Immer wieder habe es Auseinandersetzungen mit uneinsichtigen Hundehaltern gegeben, einmal musste sie sogar die Polizei rufen.

 Zahl der Auslaufflächen geht zurück

 Nun soll geprüft werden, ob ein Spielplatzzaun sich mit dem Status Parkdenkmal des Jenischparks vereinbaren lässt. „Es ist schade, wenn undisziplinierte Hundehalter Konflikte provozieren“, sagt Regina Römer aus Othmarschen, die mit Mops-Beagle-Mischling Wilma im Jenischpark Ball spielt. „Ich kenne viele, die ihre Hunde außerhalb der gekennzeichneten Zonen, genau wie ich, konsequent anleinen. Mit der geplanten Verlegung werden die jetzt mit bestraft.“

Die Zahl der Auslaufflächen in Hamburg geht stetig zurück. Obwohl sich die Zahl der Hunde von 2012 bis 2016 von rund 60.000 auf rund 73.300 erhöhte, gingen 6000 Quadratmeter Fläche verloren, auf der sich Hunde frei bewegen können. Zuletzt verärgerte ein Leinenzwang am Isebekkanal bei gleichzeitigem Verlust der örtlichen Auslauffläche Hundehalter in Eimsbüttel. Das letzte Wort ist im Bezirk Altona aber noch nicht gesprochen: Die Bezirksversammlung muss noch zustimmen. Dort haben Grüne, SPD und Linke allerdings eine deutliche Mehrheit.