Othmarschen. Dort wo Siegfried Lenz lebte, dort wünschen sich viele Menschen, dass der Schriftsteller entsprechend gewürdigt wird.
In Othmarschen oder Groß Flottbek könnte schon bald eine Straße nach Siegfried Lenz benannt werden. Bewohner der beiden Stadtteile und Mitglieder des örtlichen Bürgervereins kämpfen mit viel Engagement darum, dass dem 2014 verstorbenen Schriftsteller diese Ehrung posthum zuteil wird. Wie berichtet, hatte Lenz seit den frühen 1960er-Jahren über Jahrzehnte an der Preußerstraße in Othmarschen gelebt und dort auch viele seiner Bücher geschrieben.
Option wäre der namenlose Platz an der Waitzstraße
Die Idee für die Würdigung ergab sich eher nebenbei. Denn im Zuge der angelaufenen Umgestaltung der Waitzstraße (Groß Flottbek) soll auch der bislang namenlose Platz zwischen der „Waitze“ und dem Durchgang zur Hammerichstraße neu gestaltet werden – und einen eigenen Namen erhalten.
Ann-Katrin Martiensen, Vorsitzende des Bürgervereins Flottbek-Othmarschen (BVFO), hatte dazu kürzlich eine Umfrage gestartet. Es geht darum, ob der Platz überhaupt einen eigenen Namen haben soll – und wenn ja: welchen. Mit getragen wird die Idee von Veronika Glaab-Post von der Interessengemeinschaft Waitzstraße, die am Platz das Spielwarengeschäft Salima betreibt. Martiensen hat auch schon mit Altonas Bezirksamtsleiterin Liane Melzer gesprochen, die von der Idee ebenfalls angetan ist.
Im Rahmen der Findungsaktion tauchte mehrmals der Vorschlag auf, den Platz nach Siegfried Lenz zu benennen. Martiensen selbst hatte sich zeitweise dafür ausgesprochen, mittlerweile will sie sich aber nicht mehr festlegen, sondern neutral bleiben. Nachdem einige Stadtteilbewohner den Platz als zu unbedeutend für die Lenz-Ehrung bezeichnet hatten, bekam das Thema eine ganz eigene Dynamik.
Es soll keine kleine, abgelegene Straße sein
Inzwischen gibt es breiten Konsens darüber, dass eine Straße oder ein Weg vor Ort nach Lenz benannt werden sollte: Bürgervereins-Mitglied Christoph Beilfuß warnt: „Auf keinen Fall sollte irgendeine neue kleine Straße außerhalb des Stadtteils, womöglich in einem Gewerbegebiet, nach ihm benannt werden.“
Beilfuß, der – wie einst Lenz – in der Preußerstraße wohnt, hat einen Vorschlag parat: „Ich selbst habe keine Probleme, wenn meine Straße umbenannt wird, zumal ich ein Fan von Siegfried Lenz war und bin.“ Ann-Katrin Martiensen sagt dazu: „Mich wundert, dass nach dem Tode von Siegfried Lenz noch keine konkreten Vorschläge gekommen sind. Am schönsten wäre es natürlich, wenn es im Stadtteil Groß Flottbek oder auch in Othmarschen wäre, damit der örtliche Bezug zu diesem bedeutenden deutschen Schriftsteller gewahrt bleibt.“
Martiensen erinnert an die möglicherweise anstehende Umbenennung der Walderseestraße in Othmarschen. Die nach dem preußischen Generalfeldmarschall Alfred Graf von Waldersee benannte Straße könne nach dem Willen einiger Bezirkspolitiker bald einen neuen Namen erhalten. Martiensen sagt: „Sollte das wirklich passieren, könnte man ja überlegen, ob sie nicht zur Siegfried-Lenz-Straße werden könnte.“ Dafür wäre auch Christoph Beilfuß zu haben, der aber nur für eine teilweise Umbenennung der Walderseestraße ist.
Fakt bleibt, dass Privatpersonen ihre Vorschläge für die Neu- oder Umbenennung nur weitergeben können – in diesem Fall an Politiker in der Bezirksversammlung Altona. Wenn dort ein entsprechender Beschluss gefasst werden sollte, muss der Vorschlag auf Senatsebene mithilfe der Kulturbehörde geprüft werden – alles in allem ein langwieriges, aufwendiges Verfahren.
Doch einige Altonaer Bezirkspolitiker unterstützen eine Straßenbenennung nach Siegfried Lenz im Hamburger Westen bereits. „Ich hatte das schon gedacht, als ich von Lenz’ Tod hörte“, so die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Anne-Marie Hovingh. Sie kündigte im Gespräch mit dem Abendblatt an, dass sich ihre Fraktion des Themas annehmen werde.
Eine Straße am A-7-Deckel käme nicht in Frage
Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Andreas Grutzeck, macht sich sogar explizit dafür stark, eine Straße oder einen Weg in Othmarschen oder Groß Flottbek nach Siegfried Lenz zu benennen, „denn Lenz war eine herausragende Persönlichkeit aus dem Hamburger Westen“. Eine Ehrung im „näheren Wirkungskreis“ sei damit logisch. Der Politiker bringt auch Straßen und Plätze ins Spiel, die nach der Überdeckelung der A 7 neu entstehen. Dort wird es nach Fertigstellung des Projekts einige neue Verkehrsachsen geben. Einziger Wermutstropfen: Es dauert noch Jahre, bis die entsprechenden Straßen und Plätze angelegt sind und benannt werden können.