Hamburg. Der ehemalige Bundespräsident betonte die Notwendigkeit, zusammenzustehen, um Probleme wie Integration und Terrorismus zu lösen.
„Der Islam gehört zu Deutschland“: Zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit sagte Christian Wulff diesen Satz. Ein Satz, für den er von Migrationsverbänden bejubelt wurde, für den er bis heute noch viel Kritik einstecken muss und der ihn – so meinen manche – am Ende sogar den Posten als Bundespräsident gekostet haben könnte.
Sechs Jahre später ist Wulff nicht mehr der oberste Repräsentant Deutschlands sondern als Rechtsanwalt in Hamburg tätig. Sein Satz von damals ist zu seinem Vermächtnis geworden, erhitzt besonders jetzt die Gemüter. Wulff ist gerade deshalb ein sehr gefragter Redner. So auch in den Elbvororten. Während einer Veranstaltung im Haus Rissen, dem Institut für internationale Politik und Wirtschaft, positionierte sich der Christdemokrat am Dienstagabend erneut deutlich.
Wulff sieht im Zulauf für die AfD einen Ausdruck von Verunsicherung
Er betonte die Notwendigkeit eines Zusammenstehens aller Religionen und Ethnien in Deutschland im europäischen Verbund. Ob die Integration von Flüchtlingen oder die Gefahr durch Terrorismus: „Wir werden die vielen Probleme nur gemeinsam oder gar nicht lösen", so Wulff. Den "Angst-" und "Panikmachern" hielt er entgegen: "Wir verändern die Muslime mehr als die Muslime uns. Behandeln wir lieber Minderheiten wie wir als Christen im Ausland auch behandelt werden wollen."
Dass Wulff mit seinen Worten vor sechs Jahren Spuren hinterlassen hat, zeigt auch ein Blick auf das kürzlich abgesegnete Parteiprogramm der AfD. Die Partei nimmt klar Bezug auf das Statement des einstigen Bundespräsidenten, erklärt im Gegenteil dazu: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ und „Deutsche Leitkultur statt Multikulturalismus“. Für Wulff, der seit 2014 auch Präsident der Euro-Mediterranean-Arab Association (EMA) ist, der Zulauf der AfD ein Ausdruck einer Verunsicherung in der Bevölkerung, die er so noch nicht erlebt habe.
Sein Rezept dagegen ist simpel. Er rief dazu auf, stolz auf Deutschland und seine Errungenschaften zu sein: "Dieses Land ist ein enorm starkes, auf das viele andere Länder blicken und auf das wir stolz sein dürfen. Überlassen wir diesen Nationalstolz nicht anderen Parteien."