Hamburg. Erste Interessenten hatten sich schon am Sonntagabend angestellt. Nach Kassenöffnung gab es mancherorts eine böse Überraschung.
Sie harrten stundenlang auf Isomatten und Campingstühlen aus, tranken Kaffee und Tee aus Thermoskannen – und warteten geduldig: Zum Start des Verkaufs von mehr als 100.000 Karten für die Hamburger Elbphilharmonie bildeten sich am Montagmorgen teils lange Schlangen an den Konzertkassen.
"Der Andrang ist riesig. Wir rechnen damit, dass wir unser Kontingent an Karten noch heute verkaufen werden“, sagte Tom R. Schulz, Pressesprecher von Hamburg Musik. Auch bei den anderen Konzertveranstaltern wie NDR, Philharmonisches Staatsorchester oder private Konzertdirektion Dr. Rudolf Goette waren die Elbphilharmonie-Karten heiß begehrt.
Die Nachfrage allerdings verteilte sich sehr unterschiedlich. Während an einigen Vorverkaufsstellen, etwa bei Saturn am Hauptbahnhof, vor Öffnung kaum etwas los war, standen im nahe gelegenen Levantehaus etwa 300 Personen an. Vor der Elbphilharmonie selbst waren es rund 400, die Ersten von ihnen harrten seit 20 Uhr am Sonntagabend aus .
Die Konzertkasse Gerdes an der Rothenbaumchaussee machte „wegen des erwarteten Ansturms auf die Elbphilharmoniekarten“ am Montag erst gar nicht auf, auch am Kartenhaus Gertigstraße standen Kunden vor verschlossenen Türen. Im Ticketshop Dammtorbahnhof, wo die ersten Interessenten seit 4.30 Uhr warteten, herrschten teils chaotische Zustände. Wer ein Ticket haben wollte, musste vorab einen Vorvertrag ausfüllen und sich dabei auf eine Veranstaltung und eine Preiskategorie festlegen. Viele der Wartenden erfuhren von dem Prozedere erst lange nach Eintreffen.
Kunden klagen über Verkaufsverfahren
Von den Formularen allerdings waren lediglich 100 Stück vorhanden. Dadurch bildete sich bald eine zweite Schlange für Wartende ohne Zettel. Die überforderten Servicekräfte kamen der Nachfrage nicht hinterher. Noch gut eine Stunde nach Verkaufsbeginn war kein einziges Ticket ausgedruckt. Wartenden mit hoher Nummer wurde beschieden, am Abend wiederzukommen.
Frustrierte Kunden sprachen bei Facebook von einem „lebenden Albtraum“, andere bezeichneten das Verkaufsverfahren als „von Franz Kafka erfunden“.
Ein weiteres Ärgernis: Nur an den drei offiziellen Verkaufsstellen der Elbphilharmonie – dem Elbphilharmonie-Kulturcafé, der Konzertkasse im Brahms-Kontor und am Konzerthaus selbst – konnten Interessenten sicher gehen, bis zu vier Karten für bis zu zehn verschiedene Veranstaltungen erwerben zu können. Die freien Kassen hingegen dürfen selbst festlegen, wie viele Karten und Veranstaltungen pro Person sie ausgeben. Einige begrenzen die Zahl der Konzerte auf drei pro Kunde.
25 Veranstaltungen bereits ausverkauft
Auch viele Online-Kunden zeigten sich bei Facebook enttäuscht, weil sie auf Konzerte externer Veranstalter bei CTS Eventim entweder gar keine Karten mehr erhielten oder nur sehr teure. Niedrige Preiskategorien waren oft schon nach wenigen Minuten vergriffen. Auf dem Elbphilharmonie-Programm aber wurde die Preisentwicklung nicht nachvollzogen, hier wurden weiterhin Tickets „ab 20 Euro“ angeboten.
Die neue Verfahrensweise beim Ticketverkauf betrifft nur die Konzerte von Hamburg Musik, etwa ein Drittel aller Veranstaltungen in der Elbphilharmonie. Für diese hauseigenen Konzerte der Elbphilharmonie kann man sich noch bis 1. Juli online registrieren und darauf hoffen, ausgelost zu werden.
Karten für externe Veranstaltungen können an den Vorverkaufsstellen sowie online direkt gekauft werden. Für einige dieser Konzerte waren die Tickets bereits nach wenigen Minuten vergriffen. Am Montagnachmittag wurden insgesamt 25 Veranstaltungen von Pro Arte, dem Philharmonischen Staatsorchester und dem NDR bereits ausverkauft gemeldet.