Hamburg. Felicitas Imaschweski ist Elefantenpflegerin bei Hagenbecks. Über Elefanten-Schwangerschaften, die kleine Anjuli und Gummibärchen im Tiergehege.

Früher hatte Felicitas Imaschweski einen Wellensittich. Jetzt hat sie eine ganze Elefantenherde. Genauer gesagt, die 34-Jährige ist Pflegerin bei den Elefanten im Tierpark Hagenbeck. „Ich habe meinen Traumberuf gefunden“, sagt sie. Bis dahin war es jedoch ein steiniger Weg, denn unter Tierpflegern gilt die Betreuung von Elefanten als ein Job für Kerle.

Etwas verloren steht Felicitas Imaschweski zwischen den Dickhäutern im Außengehege. Spielerisch hebt einer der asiatischen Elefanten seine Pflegerin auf Befehl mit dem Rüssel in die Luft. Bis zu 400 Kilo können sie mit dem Rüssel heben, da sind die 55 Kilo der Pflegerin kein Problem.

Der Beruf des Tierpflegers für Elefanten ist eigentlich eine Männerdomäne

„Auf Größe oder Kraft des Pflegers kommt es nicht an“, sagt die 34-Jährige. „Wenn der Elefant will, dann rennt der hier durch geschlossene Tore.“ Das bestätigt auch ihr Chef, der Leiter des Elefantenreviers, Thorsten Köhrmann: Auch Arnold Schwarzenegger hält so einen Elefanten von vier Tonnen nicht fest, wenn der das nicht will.“

Felicitas Imaschewski wollte immer schon mit Elefanten arbeiten. Bereits in der Schulzeit macht sie Praktika in Tierparks. Dennoch hat sie Probleme, nach dem Abitur und der Ausbildung in Karlsruhe einen Job zu finden. „Vor zehn Jahren war es noch schwieriger als heute. Es gab nicht viele Elefantenpfleger-Stellen. Und Frauen unter den Elefantenpflegern gab es sowieso kaum. Zuerst bin ich noch nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden.“

Zunächst arbeitet sie in Gelsenkirchen, aber dort gibt es keine Elefanten. 2008 beschließt sie: „Jetzt schreibe ich meine allerletzte Bewerbung auf eine Elefantenpflegerstelle.“ Und sie bekommt den Job in Dresden. Seit 2012 ist Felicitas bei Hagenbeck.

Elefanten haben ihren Willen, lassen sich aber notfalls mit Süßigkeiten bestechen

Felicitas Imaschweskis wichtigstes Arbeitsgerät ist der Elefantenhaken, ein kurzer Stab mit einem Metallhaken am Ende. „Mit dem sogenannten Geierschnabel kann ich das Tier unterm Kinn herholen oder am Ohr nehmen und mitführen, wie so eine Art Hundeleine.“ Der Haken sei aber nicht scharf, versichert sie. „Aber wenn ich damit pieke, merken die Elefanten das schon. Und im Notfall schützt der Haken unser Leben. Die Elefanten haben keine Angst davor, aber Respekt.“

„Man kann Elefanten nicht zu etwas zwingen, was sie nicht wollen“, sagt die Tierpflegerin. „Die Tiere sind aber bestechlich.“ Wenn sie das Richtige tun, „gibt es Lecker“, also eine Belohnung. „Besonders lecker für die Tiere ist Brot, das gibt es selten. Oder in Ausnahmefällen Süßes wie Obst. Und in ganz besonderen Ausnahmefällen kann es auch mal ein Gummibärchen sein. Darauf schmatzen die dann richtig rum.“

Kann man mit Elefanten sprechen? „Ja, aber leider nur auf menschliche Weise“, sagt die blond gelockte Frau mit den blauen Augen. „Die Elefanten sind aber so schlau, sie beobachten uns unglaublich genau und wissen, was wir tun und was wir von ihnen wollen - um dann aber gelegentlich genau das nicht zu tun.“

In den letzten Wochen herrschte im Elefantengehege Alarmstimmung

Für einige Wochen war jetzt im Elefantenrevier Alarmstimmung. Elefantenkuh Yashoda war schwanger und das Baby ließ auf sich warten. In dieser Zeit stand die Kuh unter besonderer Beobachtung. „Einmal die Woche haben wir Urinproben genommen“, sagt Köhrmann.

Das Elefantenmädchen Anjuli ist der jüngste Nachwuchs im Elefantengehege
Das Elefantenmädchen Anjuli ist der jüngste Nachwuchs im Elefantengehege © dpa | Bodo Marks

Und wie nimmt man eine Urinprobe bei einem Elefanten? „Wenn man die Elefanten ein bisschen vernünftig anspricht, dann machen die auf Kommando“, sagt Köhrmann, dessen Vater, Großvater und Ur-Großvater auch schon bei Hagenbeck arbeiteten. „Naja, sie müssen auch ein büschen müssen.“ Und in Sachen Schwangerschaft ist dann auch alles gutgegangen: Am frühen Morgen des 13. Juli wurde ein kleines Elefantenmädchen geboren, das mittlerweile auf den indischen Namen Anjuli („Gottesgeschenk“) getauft wurde.

„Manche Tiere sind vor fast 50 Jahren aus Asien hier in den Zoo gekommen. Wäre das nicht passiert, wären ihnen wahrscheinlich einige Traumata erspart geblieben. Aber jetzt sind sie hier. Uns so wie sie jetzt hier leben mit uns glaube ich, dass es ihnen gut geht. Die jungen Tiere, die hier geboren wurden, kennen es ja nicht anders.“

Und würde Felicitas nochmal diesen Beruf wählen? „Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit“, sagt sie. „Die Tiere zaubern mir jeden Tag ein Lächeln aufs Gesicht.“