Hamburg. Rettungsschwimmer des städtischen Hamburger Unternehmens bekommen technische Unterstützung. Probebetrieb beginnt im nächsten Monat.

  • Die Kameras an der Hallendecke des Bille-Bads fallen kaum auf.
  • Bäderland bereitet Probebetrieb vor, der im Oktober beginnen soll.
  • Rettungsschwimmer bekommen eine Smart-Watch für den Dienst.

Es sind unscheinbare Kameras an der Decke, die künftig dabei helfen sollen, Menschenleben zu retten. Denn der Ernstfall kommt immer wieder vor. In diesem Sommer mussten in Hamburg innerhalb von nur zwei Tagen zwei Kinder nach Badeunfällen wiederbelebt werden.

Das städtische Unternehmen Bäderland bereitet derzeit den Probebetrieb für den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) vor, um bei solchen Unfällen noch schneller eingreifen zu können. Im Bille-Bad in Hamburg-Bergedorf laufen dafür die Vorbereitungen.

Bäderland: So soll KI künftig Menschenleben in Hamburg retten

Dafür wurden an zwei Becken des 2003 gebauten Bades Kameras installiert – am 25-Meter-Becken vier Geräte, am kleineren Becken in der Nachbarhalle drei. „Die Becken werden lückenlos von den Kameraeinstellungen abgedeckt. Jede Kamera fokussiert einen bestimmten Teil des Beckens“, erklärt Michael Dietel, Sprecher von Bäderland. Die Daten würden dann in einen Serverraum übertragen.

KI-Überwachungssystem: Mehr Sicherheit im Hamburger Bille-Bad

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    Der Einsatz von KI könne zusätzliche Sicherheit bieten. „Unsere Mitarbeiter gehen um das Becken rum, dadurch haben sie unterschiedliche Blickwinkel, und sie schauen überblicksartig. Aber es gibt ganz natürlich Lücken, etwa wenn sie angesprochen werden, weil jemand eine Frage hat, dann sind sie für einen Moment abgelenkt.“

    Die Kameras dagegen könnten die Becken permanent bis zum Grund im Blick behalten. Laut Dietel kann die KI Bewegungsmuster im Wasser auch datengesteuert erkennen, etwa wenn sich ein Mensch auffällig oder auch gar nicht mehr bewegt, und gebe dann Alarm. „Dieser Alarm kommt auf der Smart-Watch am Handgelenk der Mitarbeiter am Becken an.“

    KI-Technik im Schwimmbad wird bereits weltweit eingesetzt

    Auf dem Display der Uhr werde die auffällige Stelle im Becken angezeigt. Es würden aber keine realen Bilder übertragen, sondern nur ein Punkt an der Stelle, versichert der Bäderland-Sprecher.

    Das Ertrinkungserkennungssystem von Hersteller Lynxight kommt seinen Angaben zufolge bereits weltweit zum Einsatz. Einen Probebetrieb gibt es in Deutschland in Wiesbaden und München.

    In dieser Woche hat die Kalibrierung der Kameras begonnen. Weil sich die Lichtverhältnisse durch die Tageszeiten und die Wetterverhältnisse ständig ändern, müsse das System viele Daten sammeln und lernen, sagt Dietel. Das System koste einen höheren fünfstelligen Betrag für die zwei Becken. Der Einsatz sei in allen Bäderland-Standorten geplant, allerdings sei das auch eine Frage der Finanzierbarkeit.

    Dietel kündigt an, man werde den Probebetrieb im Billebad bei den Gästen kommunizieren und ab Oktober testen.

    KI im Billebad
    Das Billebad in Bergedorf ist Vorreiter beim Einsatz eines KI-gestützten Rettungssystems gegen Ertrinkungsunfälle. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

    Billebad in Hamburg: Rettungsschwimmer freut sich auf KI-Unterstützung

    Der Rettungsschwimmer Peter Raulf, der im Billebad arbeitet, freut sich auf die Unterstützung durch das KI-basierte System. „Es ist auf jeden Fall ein Hilfsmittel. Alle Hilfsmittel sind positiv“, sagt der 58-Jährige, der erst im Juli 2024 bei Bäderland angefangen hat.

    KI im Billebad
    Rettungsschwimmer Peter Raulf ist gespannt auf den Einsatz der KI und freut sich auf das neue System. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

    Gerade für Mitarbeiter, die schon Badeunfälle im Dienst erlebt hätten, sei es beruhigend, dass es noch weitere Unterstützung gebe, sagt Dietel, aber nicht nur für sie. „Es hilft vielleicht auch jemandem, sich für den Beruf als Rettungsschwimmer zu entscheiden, der sich jetzt noch sagt, das ist mir zu viel Verantwortung.“

    Dabei könne KI helfen, denn „jeder Rettungseinsatz, den man nicht erfolgreich meistern kann, ist einer zu viel“.