Hamburg. Das asiatische Restaurant Charm Thai Street Kitchen in Eimsbüttel verzichtet auf Convenience-Produkte und Zucker im Übermaß.

Der Boom asiatischer Restaurants in Hamburg ist für arglose Esser leider nicht frei von Risiken und Nebenwirkungen: Viel zu viele Köche setzen auf den Weg des geringsten Widerstandes und kontaminieren ihre Gerichte mit Unmengen von verdecktem Zucker – und viel zu häufig wandern, notdürftig folkloristisch verbrämt, Convenience-Produkte aus der alleruntersten Kühlregalschublade in Dämpfer und Fritteuse, um dann hungrigen Mitbürgern die Mägen mit Minderwertigem zu füllen.

Charm in der Osterstraße: Hier stimmen Zubereitung und Zutaten

Um diesen Bling-bling-Food-Machenschaften zu entkommen, irrte ich schon häufiger mit flackerndem, unstetem Blick durch die Schluchten der Großstadt – um dann völlig unvermutet, quasi vor der Haustür im beschaulichen Eimsbüttel, auf einen perfekten, beglückend authentischen Thailänder zu stoßen. „Charm Thai Street Kitchen“ – so steht es geschrieben über dem unscheinbaren Lokal fast vis-à-vis der Kaifu-Lodge, und eine solche wird hier auch kredenzt.

Mit guten Produkten, authentischer Schärfe und mutigen Zubereitungen jenseits des sattsam bekannten Mainstreams. Das Ganze auch noch mit freundlichem Service und zu absolut angemessenen Preisen weit jenseits der Abzock-Pfade. Die gebackenen Wan-Tan mit pikanter Fleischfüllung sind ein softer Einstieg und hausgemacht (6 Stück 5,90 Euro). Ein echter Hammer für Fortgeschrittene, mit drei Peperonischoten gekennzeichnet, findet sich bei den Salaten: Gung Shae Nam Pla, das sind acht rohe (!), in Fischsauce eingelegte Garnelen mit einer würzig-scharfen Sauce und Minzblättern (16,80 Euro).

Koriander, Minze und geröstetem Reispulver. Umami pur

Absolut grandios und ein Gericht, das allein schon die weitere Anreise aus entfernten Stadtvierteln, ja sogar aus dem Umland, lohnt, ist auch das Laab Phed (18,50 Euro): Eine üppige Portion pikanter Entenhackfleischsalat mit frischem Koriander, Minze und geröstetem Reispulver. Umami pur und nicht zu scharf. Auch der Verzehr ganzer Fische ist hier eine echte Freude: So war die saftig gedämpfte Dorade in Limetten-Knoblauch-Chilisauce im Feuertopf eine der stimmigsten Zubereitungen des biederen Mittelmeerfisches, die ich bislang in Hamburg bekommen habe (24,90 Euro).

Wer gerne knabbert, erfreut sich an Cie Krong Muh Tord: marinierte Rippchen mit pikanter Tamarindensauce (14,50 Euro). Selbstredend hält der Thai eine üppige Auswahl vegetarischer und veganer Gerichte bereit: Hervorzuheben sind das würzige Laab Taohu, pikanter Tofusalat mit frischem Koriander, Minze und geröstetem Reispulver (14,50 Euro) und das pikante Pad Grapao Taohu, gebratenes Tofu mit Gemüse, Thai-Basilikum, Knoblauch, Bambus und Zwiebeln (13,90 Euro).

Die Weinkarte ist eher winzig, aber sehr fair

Die possierliche Weinkarte ist asia-typisch eher winzig, was aber nix ausmacht: Der lebendige Pfälzer Riesling „eins zu eins“ (der Edesheimer Winzer Andreas Diehl ist offenkundig, wie der 1. FC Kaiserslautern in dieser Saison, Unentschieden-Fan) passt perfekt zu dieser Küche und kostet faire 21,50 Euro. Auch der Liter-Riesling vom selben Weingut ist ziemlich okay (0,2 l für 5,50 Euro). Und wenn man bei hoffentlich bald wieder wärmeren Temperaturen unter bunten Lampions im kleinen Gastgarten sitzt und dem munteren Treiben unweit des Kaiser-Friedrich-Ufers zuschaut – dann ist Thailand im Herzen gar nicht mehr weit.

Osterstraße 4, 20259 Hamburg, Di–So 12–22 Uhr, Tel. 431 79 175, charm-thai.de