Hamburg. Nach dem Tod des Wirts kauften Freunde das bei Promis beliebte Lokal an der Isestraße. Warum sie es kurz darauf schließen mussten.
Der Bambus wiegt sich wie immer im Wind. Aber die Tische und Bänke vor dem Restaurant „Brücke“ an der Isestraße sind weggeräumt. Mehr als drei Jahrzehnte saßen sich hier bei gutem Wetter mittags – gerade an Markttagen – und abends illustre Gäste. Jetzt ist nichts mehr los. Hinter den Fenstern des Kultlokals mit dem Bistro-Charme bleibt es selbst an den legendären „Schnitzel-Tagen“ dunkel. Und auch die Türen der angrenzenden Zigarrenlounge „Bodegita“ haben sich schon lange nicht mehr geöffnet.
„Liebe Gäste und Freunde. Wir müssen die Brücke leider für etwas länger schließen.“ Dieser Aushang an der Restauranttür sorgt seit Mitte August bei Stammgästen und Passanten für Betroffenheit und Verwunderung. Erst im Juli hatte der Tod von Wirt Branko Goricki, der das Lokal vis-à-vis des namengebenden U-Bahn-Viadukts 36 Jahre lang geführt und zu einer Hamburger Institution gemacht hatte, große Trauer unter Gästen und Mitarbeitern ausgelöst.
Die Erleichterung, als keine zwei Wochen später alte Freunde von Goricki den Laden kauften, war groß. Und dann die plötzliche Schließung. „Wir hätten euch gerne persönlicher und schonender auf die Nachricht vorbereitet.“ Mit diesen Worten endet das Schreiben.
Restaurant „Brücke“ in Hamburg: Betrieb wegen Mängeln nicht mehr möglich
Was ist passiert? Nach Abendblatt-Informationen handelt es sich bei den neuen Eigentümern um ein Unternehmerpaar, das sich vor rund 20 Jahren in der „Brücke“ kennenlernte – beide hatten dort gekellnert. Seitdem waren sie mit Wirt Branko befreundet und hatten vor, das Restaurant in seinem Sinne weiterzuführen.
Doch offenbar war zu viel Romantik im Spiel gewesen. Denn bereits zwei Wochen nach dem Erwerb stellte sich heraus, dass der Betrieb im jetzigen Zustand wegen gravierender Hygiene- und Brandschutzmängel und dringend notwendiger Renovierungsarbeiten nicht möglich war.
Kultlokal „Brücke“: Hier speisten Joop und Will
Tatsächlich machte es den Charme der „Brücke“ aus, dass sich dort in den Jahrzehnten nichts geändert hatte. Die Gäste wussten, was sie erwartete: Mobiliar im Stil eines Wiener Kaffeehauses, die Tische mit Tischdecken und schwerem Silber eingedeckt, eine behagliche Atmosphäre zwischen apricotfarben gestrichenen Wänden, gutbürgerliche Küche auf gehobenem Niveau – und unter den Gästen Persönlichkeiten wie Wolfgang Joop, Ben Becker und Anne Will.
Restaurant Hamburg: Eigentümer wollen „Brücke“ renovieren
Ebenso wenig veränderte Branko Goricki aber auch an der technischen Ausstattung. In die Modernisierung von Elektrik, Sanitär und Kücheneinrichtung sei kaum jemals investiert worden, erfuhr das Abendblatt. Dem Vernehmen nach haben die Eigentümer aber vor, die „Brücke“ schnellstmöglich zu renovieren und wieder zu öffnen.