Schnelsen. Im September soll die 560 Meter lange Grünanlage in Eimsbüttel eröffnet werden. Aber schon jetzt blüht es prächtig. Ein Ortstermin.

Wenn Wolfgang Lindemann auf die Baumreihen und die üppig bepflanzten Beete mit Tulpen und Osterglocken blickt, freut er sich – über die Blumen und über die himmlische Ruhe, auch wenn mal ein Auto an der Frohmestraße entlangfährt. Seit 1980 wohnt der inzwischen 81-Jährige in einer Wohnung an der Autobahn 7 in Schnelsen.

„Damals sind wir aus dem Schanzenviertel weggezogen“, erzählt Lindemann, der am Langenfelder Damm aufgewachsen ist – und auch dort nicht von Ruhe verwöhnt war, als noch die Straßenbahn längs fuhr, wie er sagt. Nun, im fortgeschrittenen Alter, wird sein Wohnumfeld deutlich ruhiger. „Man weiß ja nicht, wie sich das alles hier entwickelt, aber es ist toll, dass es schon sehr schön aussieht“, sagt Lindemann. Er wünscht sich dazu noch eine öffentliche Toilette in dem Park, wenn sich künftig deutlich mehr Menschen in der Gegend aufhalten werden.

Deckelpark in Eimsbüttel: 560 Meter Grünfläche

Martin Scheiner hat sehr genaue Vorstellungen davon, wie es bald aussehen wird, denn er ist Projektleiter des Bezirks Eimsbüttel für den Deckelpark in Schnelsen. 560 Meter lang ist das neue Grüngelände, genauso lang wie der Deckel auf der A 7, auf deren Fahrbahnen seit Dezember 2019 in beiden Fahrtrichtungen der Verkehr durch den Tunnel Schnelsen rollt.

Etwa 150 Bäume sind auf der öffentlichen Grünanlage darüber gepflanzt worden – und inzwischen fest verwurzelt. Viel Platz unter sich haben sie nicht, denn sie müssen mit einer maximal 1,20 Meter dicken Erdschicht auskommen. „Theoretisch könnte man auch größere Bäume pflanzen“, sagt Landschaftsplaner Scheiner, „aber dann könnte es ein Gewichtsproblem geben.“ Die gepflanzten Bäume sollen immerhin auch bis zu 12 Meter hoch werden.

Eimsbütteler Deckelpark soll ganzjährig blühen

Auf knapp 350 Metern entlang der Straße Jungborn erstrecken sich Beete mit unterschiedlichen Staudenpflanzungen. Die etwa 150.000 Blumenzwiebeln entfalten derzeit ihre bunte Pracht. Narzissen und Tulpen in Gelb- und Orangetönen sorgen gerade für jede Menge Farbe. „Wir versuchen, dass das ganze Jahr über Blüten zu sehen sind“, sagt Scheiner, auch auf Bienenfreundlichkeit habe man geachtet.

Die Hainbuchen-Hecken, die die Kleingärten vom übrigen Park abgrenzen, haben schon ausgetrieben, sind aber noch etwas spiddelig. Die Picknickwiese ist eingesät, aber noch sieht man mehr Erde als Rasen. Auch etliche Geländer und Handläufe sowie die Parkmöblierung aus Sitz- und Liege­elementen fehlen noch. „Es gibt etliche Lieferverzögerungen bei den Materialien“, sagt der Projektleiter.

Pläne für Deckelpark kommen aus Berlin

Sollte sich jemand wundern, dass die Wiese nicht eben ist, sondern etliche Wellen aufweist – das sei der Struktur des Tunnels geschuldet, sagt Scheiner. Die langgestreckte Promenade, die sich Fußgänger und Radfahrer teilen müssen, wird von Amberbäumen gesäumt, die im Herbst rotes Laub entwickeln, „und wir hoffen, dass sie stabil gegen die Klimaeinflüsse sind“, so der Landschafts­planer.

Die gesamte Planung geht zurück auf einen Entwurf des Berliner Büros POLALandschaftsarchitekten, die damit den freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt „Gut bedacht Schnelsen und Stellingen“ gewonnen hatten. Sie nannten den Entwurf „Frühstück im Freien“ nach dem gleichnamigen Gemälde von Edouard Manet.

Picknick im Deckelpark in Schnelsen

Und deshalb dürfe man die Grünflächen natürlich auch betreten und picknicken, sagt Scheiner, der auch Projektleiter des Deckelparks Stellingen ist. „Am Ende des Parks, im Baumhain, soll sich dieses Bild wiederfinden.“ Er hoffe, dass es ein gutes Miteinander gebe zwischen Kleingärtnern und anderen Parkbesuchern.

Auch einen Namen hat das Areal schon – Dorothea-Buck-Park nach der Bildhauerin aus dem Stadtteil, die sich für die Entstigmatisierung psychisch kranker Menschen eingesetzt hatte. Der im Bereich der Frohmestraße neu entstandene Platz wird nach Erika Töllke (1922–2011) und Ilse Töllke (1928–2014) Geschwister-Töllke-Platz benannt.

Eimsbüttel: Park schützt Anwohner vor Lärm

Deren Stiftung unterstützt das Gemeinwohl vorrangig in Schnelsen und den angrenzenden Stadtteilen Niendorf und Eidelstedt. Auf dem Platz sollen die Zierkirschen und Zierapfelbäume einmal Schatten spenden, wenn ihre Kronen größer sind. Auch ein langer Picknicktisch mit Bänken ist hier geplant. Der Park sei toll geworden, sagt Scheiner, „aber der eigentlich größte Erfolg ist der Lärmschutz für die Anwohner“.

Einen erheblichen Teil des neuen Parkgeländes nehmen die 42 Parzellen des neuen Kleingartens ein, der auf dem Deckel entsteht. Dadurch werden an anderer Stelle Flächen für den Wohnungsbau frei. Dirk Sielmann, Vorsitzender des Landesbunds der Gartenfreunde in Hamburg, blickt auf die Flächen, die für die Kleingärten vorgesehen sind. Etliche der Kleingärtner vom KGV Wittkamp, die derzeit ihre Parzellen am Spannskamp haben, wo Wohnungen gebaut werden sollen, werden sich hier in Schnelsen neu ansiedeln.

Neue Parzellen für Eimsbüttel

 Einige von ihnen werden sich aber wohl eher zum Deckel Stellingen orientieren, wo 41 neue Parzellen entstehen sollen, sagt Sielmann. „Es ist fest vereinbart, dass alle Kleingärtner eine Ersatzparzelle kriegen.“ Die Parzellen in Schnelsen seien 250 Quadratmeter groß und voll erschlossen mit Wasser- und Stromanschluss und Zuwegung.

Dirk Sielmann auf dem Gelände, wo 12 Kleingarten-Parzellen entstehen.
Dirk Sielmann auf dem Gelände, wo 12 Kleingarten-Parzellen entstehen. © Unbekannt | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Zwölf Plätze sind nördlich der Frohmestraße gelegen, die anderen Parzellen sind an den Längsseiten des Parks angeordnet. Erst wird laut Sielmann ein neuer Verein gegründet, der dann entscheidet, wer welche Parzelle bekommt, und der die Pachtverträge abschließt. Die Nachfrage nach Kleingärten in Hamburg sei „galaktisch groß“. Und auch wenn die durchschnittliche Größe einer Parzelle noch bei 408 Qua­dratmetern liege, seien viele Kleingärtner ganz froh über die etwas kleineren Zuschnitte neuer Parzellen.

Eimsbüttel: Toiletten und ein Kiosk für den Deckelpark?

Einen bestehenden Garten aufzugeben sei aber für die meisten sehr schmerzhaft. „Es dauert zehn Jahre, bis ein Kleingarten eingewachsen ist“, sagt der Fachmann.

Ob der neue Verein auf dem Deckelpark auch Geld haben wird für ein Vereinshaus, ist laut Sielmann noch unklar. Aber sowohl er als auch Scheiner könnten sich vorstellen, dass es darin auch einen Kiosk geben könnte. Und eventuell eine öffentliche Toilette, wie sie sich nicht nur der Anwohner Wolfgang Lindemann wünscht.